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Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band

Titel: Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas R. Hofstadter
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wahrscheinlich nicht an die Zeit denken, da ich die Kunst der Fuge darauf hörte. Zwischen den Aspekten eines Symbols sind „Trennwände“, die meine Gedanken daran hindern, unordentlich überzuschwappen, wie das bei freien Assoziationen der Fall ist. Geistige Trennwände sind wichtig, weil sie meinen Gedankenfluß eindämmen und kanalisieren.
    Eine Stelle, an der die Trennwände ganz starr sind, ist die Abgrenzung von Wörtern für denselben Gegenstand in verschiedenen Sprachen. Wären die Wände nicht starr, würde ein zweisprachiger Mensch sich fortwährend zwischen den beiden Sprachen hin- und herbewegen, und das wäre sehr unbequem. Natürlich bringen Erwachsene, die zwei Sprachen gleichzeitig lernen, oft die Wörter durcheinander. Die Trennwände zwischen den Sprachen sind dünner und könnten zerbrechen. Ein besonders interessanter Fall ist der des Dolmetschers: sie können alle Sprachen, die sie beherrschen, als wären die Trennwände unüberwindlich, und doch können sie auf Befehl diese Trennwände überwinden, um den Zutritt zu einer Sprache von einer anderen zu ermöglichen; nur so können sie übersetzen.
    George Steiner, der dreisprachig aufwuchs, widmet einige Seiten seines Buchs Nach Babel der Vermischung von Französisch, Englisch und Deutsch in den Schichten seines Geistes und wie diese verschiedenen Sprachen verschiedene Tore für den Zugriff zu Konzepten lieferten.
Zwangsehe
    Erkennt man das gemeinsame Begriffsskelett zweier Ideen auf einem gewissen Abstraktionsniveau, kann Verschiedenes geschehen. Die erste Phase ist im allgemeinen die, daß man sein Augenmerk auf beide Ideen richtet und die Entsprechung auf hoher Ebene als Leitfaden nimmt und versucht, entsprechende Unter-Ideen zu identifizieren. Manchmal kann die Entsprechung rekursiv über mehrere Stufen hinweg nach unten weitergeführt werden und nun eine tiefsitzende Isomorphie enthüllen. Mitunter macht sie früher Halt und zeigt eine Analogie oder Ähnlichkeit, und dann wieder gibt es Fälle, wo die Ähnlichkeit so zwingend ist, daß, sogar wenn keine offensichtliche Fortsetzung der Abbildung vorliegt, man eben weitermacht und einfach eine herstellt: das ist die erzwungene Entsprechung, die „Zwangsehe“.
    Erzwungene Entsprechungen findet man jeden Tag in den politischen Karikaturen der Presse: ein Politiker wird als Flugzeug, Schiff, Fisch, die Mona Lisa dargestellt; die Regierung ist ein Mensch, ein Vogel, ein Bohrturm; ein Vertrag ist eine Aktenmappe, ein Schwert, eine Büchse voller Würmer usw. Das Faszinierende dabei ist, wie leicht wir die suggerierte Abbildung vornehmen können, und zwar genauso tief, wie beabsichtigt war. Wir führen das Abbilden weder zu tief noch zu flach aus.
    Ein anderes Beispiel dafür, daß man ein Ding in die Form eines anderen zwingt, fiel mir ein, als ich mich entschloß, die Entwicklung meines Krebs-Kanons in den Begriffen der Meiose darzustellen. Das geschah in zwei Phasen. Als erstes fiel mir das gemeinsame Begriffsskelett des Krebs-Kanons und des Bildes der durch ein Zentromer verbundenen Chromosomen auf; das lieferte die Inspiration für erzwungene Entsprechungen. Sodann erkannte ich die Ähnlichkeit auf hoher Stufe, die „Wachstum“, „Phase“ und „Rekombination“ ins Spiel brachte. Und dann trieb ich die Analogie soweit ich konnte. Dabei spielte Tentativität — wie beim Lösen von Bongard-Problemen — eine große Rolle; ich ging hin und her, bis ich eine mir zusagende Entsprechung fand.
    Ein drittes Beispiel für begriffliches Abbilden gibt uns die Abbildung des Zentraldogmas. Zunächst fiel mir zwischen den Entdeckungen der mathematischen Logik und denen der Molekularbiologie eine Ähnlichkeit auf hoher Stufe auf, und ich verfolgte sie auf tieferen Stufen, bis ich auf eine starke Analogie stieß. Um sie zu verstärken, wählte ich eine Gödelnumerierung, die den genetischen Code nachahmt. Das war das einzige Element von erzwungener Entsprechung bei der Abbildung des Zentraldogmas.
    Erzwungene Entsprechungen, Analogien und Metaphern lassen sich nicht leicht voneinander trennen. Sportreporter gebrauchen oft lebhafte Bilder, die schwer zu klassifizieren sind. Zum Beispiel ist es bei einer Metapher wie „Die Kickers-Fans drehen durch“ schwer zu sagen, welches Bild man heraufbeschwören soll. Befestigte man Räder am ganzen Fan-Club? Oder an jedem einzelnen Fan? Wahrscheinlich keins von beiden. Eher blitzt das Bild von Rädern, die in Matsch oder Schnee durchdrehen, kurz auf, und dann

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