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Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Titel: Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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ist einer ihrer Stammkunden. Das
allein ist natürlich nicht strafbar, aber ich werde KHK Volk in Frankfurt um
Amtshilfe bitten, er muss Benno vernehmen.«
    Ich
hustete, war kaum in der Lage zu sprechen. »Habt ihr … also, habt ihr Beweise
dafür, dass er ihr Kunde ist?«
    »Leider
ja. Wir haben ihr einige Fotos gezeigt, sie hat Benno einwandfrei
identifiziert. Und dann gibt es da noch ein Adressbuch mit den Telefonnummern
von bekannten Leuten hier aus der Gegend. Viele bekannte Leute, fast wie
eine Art Sammlung. Wenn ich dir sagen würde, wer da alles drinsteht …«
    »Nein.
Das will ich nicht wissen.« Ich konnte nicht mehr. Ohne ein weiteres Wort legte
ich auf.
     
    Siggi rief sofort wieder
zurück, aber ich hatte nicht die Kraft, erneut mit ihm zu sprechen. Zuerst
benötigte ich einen Kaffee. Hanna kam aus dem Bad und sprach mit Siggi. Er
berichtete ihr all das, was er mir zuvor bereits mitgeteilt hatte. Alles –
außer den geschäftlichen Beziehungen zwischen Benno und Nicoletta Berlinger.
Ich fragte mich, warum. Ein unausgesprochener Ehrencodex zwischen Männern? Die
Gewissheit, dass Frauen so etwas weder akzeptieren noch nachvollziehen konnten?
Oder die Sorge um Bennos Ansehen? Siggi erzählte ihr weiter, dass aufgrund der
neuen Erkenntnisse das Alibi von Reinhardt Liebrich ein weiteres Mal geprüft
worden war, nun bereits zum dritten Mal – erneut ohne Ergebnis. Das Alibi stand
unerschütterlich. Und er machte sich Sorgen um mich, wollte mich unbedingt
sprechen, heute noch. Hanna meinte, er sollte etwas warten, ich hätte ja das
Handy bei mir.
    Ohne
Frühstück, lediglich mit drei Tassen Kaffee im Magen, brach ich auf. Hanna
stellte keinerlei Fragen, hielt mich nicht auf. Sie küsste mich zart auf die
Wange und winkte mir nach. Nicht viele Frauen hätten das geschafft. Mit
Wohlgefühl und Anerkennung für meine Frau sowie großer Wut auf meinen Freund
Benno stieg ich ins Auto.
    Als ich
das steile Stück der Humboldtstraße hinunterfuhr, am Felsenkeller vorbei, in
Richtung Innenstadt, wusste ich noch nicht, wohin ich eigentlich wollte. Auch
am Sophienstift fuhr ich einfach ziellos geradeaus. Vielleicht beflügelten mich
die vielen Bücher linkerhand in der Stadtbibliothek, wie mich Bücher eigentlich
immer inspirierten, jedenfalls lenkte sich mein Auto am Ende der Humboldtstraße
fast wie von selbst nach rechts zum Wielandplatz und weiter in die Belvederer
Allee. Die Sonne schien. Nach vielen Tagen endlich wieder Sonne. Der Park an
der Ilm leuchtete in herbstlichen Farben und ich wusste, wo mich meine
Intuition hinführte. Hannas ›Auftrag‹. Ich sollte mit jemandem sprechen, der
über Bennos Beweggründe Auskunft geben konnte. Der Einzige, der das vermochte –
außer Benno selbst –, war dieser Mann. Hinter dem Weg zur Schaukelbrücke bog
ich links ein, überquerte die Ilm und fuhr durch Oberweimar. Ich wusste nicht
ganz genau, wo er wohnte, auf jeden Fall Am Horn. Benno hatte mir vor Kurzem
sein Haus beschrieben. Eine Gründerzeitvilla mit zwei weißen Säulen an der
Front. Ich hatte noch nicht einmal geprüft, ob er zu Hause war. Egal. Jetzt
musste es sein. Genau jetzt.
    Ich
passierte das Versuchshaus der Bauhaus-Ausstellung 1923, das inzwischen
architektonischen Kultstatus erreicht hatte. Mit dem Blick vom Ilmpark aus sah
das Gebiet Am Horn dank der großzügigen Villen und Gärten noch imposanter aus.
Doch auch dem Vorüberfahrenden nötigte es einen gewissen Respekt ab. Ein paar
Grundstücke weiter bremste ich. Die weißen Säulen waren mit dem Wort ›Säulen‹
eigentlich schlecht beschrieben. Man hätte sie eher als Monumente bezeichnen
müssen. Ich stieg aus und suchte nach der Klingel. Elegant geschwungene
Buchstaben zeigten an, dass hier RL wohnte.
    Bevor
ich die Klingel drücken konnte, erscholl bereits eine Stimme aus der
Sprechanlage. »Treten Sie bitte ein, Herr Wilmut!«
    Ich
erschrak und hob den Kopf. Über mir war eine Videokamera installiert. Der
Türsummer erklang. Durch einen kleinen, torähnlichen Vorbau gelangte ich in den
Garten. Buchsbaumhecken und Eiben säumten den Weg. Ich ging auf das Haus zu.
    Reinhardt
Liebrich stand auf der obersten Stufe der Eingangstreppe. Fest und gerade
gewachsen wie eine seiner Eiben. »Herr Wilmut, was verschafft mir die Ehre?«
    Ich
blieb auf der untersten Stufe stehen. »Guten Tag, Herr Liebrich. Ich möchte
gerne mit Ihnen reden.«
    Er
bewegte sich keinen Zentimeter. »Darf ich fragen, welches Themas wir uns
befleißigen

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