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Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Titel: Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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gesprochen, die angeblichen
finanziellen Verstrickungen sind nur Gerüchte, nicht aktenkundig. Auch sonst
nichts Besonderes …«
    »Das
sehe ich anders«, fiel ihm Lehnert ins Wort. »Seit vier Wochen ist sein
vermutlicher Kumpel Liebrich in Weimar, sagt jedenfalls Ihr Bericht, Herr
Wilmut …« Ich nickte. »Felder geht fast gleichzeitig nach Erfurt. Und mit 43
Jahren, sozusagen im aktivsten Alter, nach einem geradlinigen Lebenslauf vom
Staatssekretär zum Abteilungsleiter zu wechseln, das ist ungewöhnlich. Ein
klarer Abstieg.«
    Siggi
und ich sahen uns erstaunt an.
    »Glauben
Sie mir, ich kenne mich mit Karriereplanung aus!«
    Das
überzeugte uns. Siggi notierte sich die entsprechenden Daten und versicherte,
dass Felder sowieso vom LKA observiert wurde. Er würde sich mit den Kollegen
abstimmen.
    Lehnert
war offensichtlich in Fahrt. »Sonst noch etwas?«, fragte er in meine Richtung.
    Ich sah
den Kriminalrat überrascht an. »Was meinen Sie?«
    »Ich
meine, wenn Sie schon hier mitmachen, dann sollten Sie mir alle Details
berichten.«
    »Ja,
sicher, das tue ich doch …«
    »Nein,
tun Sie nicht. Vorgestern haben Sie mit KHK Dorst, Ihrer Frau und dem Ehepaar
Kessler im Garten Ihres Hauses in der Humboldtstraße gesessen und sich über den
Fall Pajak unterhalten.«
    Ich war
vollkommen perplex. Dann fiel mir Sophies Hinweis wieder ein. Meininger – der
Spion seines Chefs. Lehnert war mir als geradliniger, ehrlicher Mensch in
Erinnerung. So konnte man sich täuschen.
    »Woher
wissen Sie das?«, fragte ich.
    Er
lehnte sich zurück. »Ich habe so meine Informationsquellen. Und ich muss mich
absichern. Immerhin habe ich Sie gegen die ausdrückliche Anweisung des
Polizeipräsidenten in die SOKO aufgenommen. Da muss ich sichergehen, dass ich
alles unter Kontrolle halte. Meininger hilft mir dabei.«
    Ich
wusste nicht, was ich dazu sagen sollte.
    »Sorry,
Dorst«, sagte Lehnert mit einem kurzen Seitenblick zu Siggi, »ging nicht
anders.« Und wieder zu mir gewandt: »Also, was hat Stadtrat Kessler mit dem
Fall zu tun?«
    Ich
erschrak über diese direkte Frage. Lehnert wusste genau, wo sich der wunde
Punkt befand. Ich war mittendrin in dem Fall, was ich ursprünglich gar nicht
wollte. Doch Ausweichen war nicht mehr möglich. Ich erklärte Lehnert den
Zusammenhang zwischen dem Fall Pajak und dem Fall Benno, so wie ich es Siggi
bereits im Garten berichtet hatte, nur mit deutlich unangenehmerem Gefühl.
Konnte ich Einzelheiten zu Bennos Innenleben einfach so weitergeben? Was würde
er dazu sagen?
    Als ich
geendet hatte, fielen wir alle ins kollektive Nachdenken. So saßen wir eine
Minute. Oder zwei. Lehnert setzte gerade an, etwas zu sagen, als mein Handy
klingelte. Es war Sophie. Benno hatte sich gestern Abend mit Liebrich getroffen
– deswegen hatte ich ihn also nicht im Konzert gesehen. Heute Morgen war er
heimlich aufgebrochen. Alles, was Sophie gefunden hatte, war eine kurze
Nachricht: ›Ich muss nach Frankfurt, bitte sei mir nicht böse.‹

22. Weimar, von Humboldt übers Horn bis zur Karlstraße
     
    Liebe. Was bedeutete dieses
Wort? Konnte Liebe so in den Hintergrund treten, dass man seinen Partner nach
fast 15 Jahren Ehe einfach fallen ließ? Ohne Erklärung, ohne Rücksprache, ohne
Perspektive.
    Und
Freundschaft. Wie ist dieser Begriff in Einklang zu bringen mit Bennos
Verschwinden? Ohne Verabschiedung, ohne Entschuldigung, ohne den Freund ins
Vertrauen zu ziehen.
    Anderseits:
Konnte man einen Freund immer in höchstprivate Dinge einweihen? Vielleicht gab
es ja Umstände, die genau das verhinderten. Vielleicht wartete Benno sogar auf
ein Zeichen von mir. Auf ein Hilfsangebot.
    Über
all das diskutierte ich mit Hanna abends am Kamin. Wir setzten uns mit allen
möglichen Argumenten auseinander, stellten verschiedene, teils abenteuerliche
Theorien auf, versuchten, uns in Bennos Welt hineinzudenken, ihn zu verstehen.
    Schon
den ganzen Tag über hatte ich gegrübelt, war kaum in der Lage gewesen zu
arbeiten. Zum Glück war es Freitag und ich hatte mich zeitig ins Wochenende
verabschieden können. Zu Hause angekommen, erfuhr ich, dass Sophie im Krankenhaus
lag, sie hatte einen Nervenzusammenbruch erlitten. Ich muss gestehen, dass mir
diese Nachricht selbst einen Schock versetzte. Ausgerechnet Sophie: attraktiv,
selbstbewusst. Offensichtlich war ihre innere Stärke doch an eine
funktionierende Partnerschaft gebunden. Und den Bruch einer langjährigen
Beziehung hatte sie schon einmal erlebt. Mit einem arroganten Wessi, wie

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