Götter aus Licht und Dunkelheit
sehen, dei n e Schlußfolgerung ist richtig.«
»Fühlst du das m i t deinem besonderen Wahrneh m ungsver m ögen, in den Gezeiten der K raft?« Vra m in nickt.
»Gib m i r eine Zigarette«, fordert Madrak.
Vra m in w i nkt, und eine ang e zündete Z i garette taucht zwischen seinen Fingern auf.
»Dies m al handelt es sich um etw a s anderes«, erklärt er. »Es ist nicht nur eine Abnah m e in der Gezeit des Lebens. Es wird einen Riß darin geben, fürchte ich.«
» W ie wird sich das m anifestieren ? «
»Ich weiß nicht, Madrak. Aber ich habe nicht vor, länger als nötig hierzubleiben, um das herauszufinden.«
»Oh? W ann willst du w e g?«
»Morgen abend, obwohl ich genau weiß, daß ich wieder ein m al m it der Schwarzen Gezeit f lirte. Am besten sollte ich wieder ein m al etwas über m einen Todeswunsch schreiben, vorzugsweise in Penta m etern.«
»Sind noch irgendwelche andere übrig ? «
»Nein, wir sind die beiden ein z igen Unsterblichen auf Blis.«
» W irst du eine Pforte für m i ch offenlassen, wenn du gehst ? «
»Natürlich.«
»Dann werde ich bis morgen abend hier auf der Ausstellung bleiben.«
»Ich m öchte dir sehr nahelegen, sofort zu gehen, anstatt zu warten. Im Mo m ent kann ich eine P f orte öffnen.« Vra m in winkt erneut und zieht eine Zigarette für sich herbei. Er be m erkt, daß sein Glas n achgefüllt worden ist, und nippt daran. »Es wäre weise, sofort zu verschwinden«, entscheidet er, »aber die Weisheit ist das Produkt des W i ssens, und unglücklicher w eise ist W i ssen im allge m einen das P r odukt dum m er Taten. Also werde ich zur Mehrung m eines W i ssens und E rhöhung m e iner Weisheit noch einen Tag lang hie r bleiben, um zu sehen, was geschieht.«
»Dann erwartest du also, daß morgen etwas Besonderes passiert ? «
»Ja. Der Gezeitenriß. Ich fühle das Nahen von Kraft. Es g a b kürzlich einige Bewegungen in jenem großen Haus, zu d e m alle Dinge gehen.«
»Dann ist das ein W i ssen, das ich auch erwerben m öchte«, m eint Madrak, »da es m einen vo r herigen Meister betrifft, Der Tausend W a r.«
»Du klammerst dich an eine a bgetragene Treue, Mächtiger!«
»Mag sein. Und wie lautet deine Entschuldigung? Weshalb versuchst du, deine W eisheit auf diese Kosten zu erhöhen ? «
» W eisheit i s t ein ei g ener Zweck. Auch kann sich all dies als Quelle bedeutender Poesie herausstellen.«
» W enn der Tod die Qu e lle bedeutender Poesie ist, dann ziehe ich eine geringere Viel f alt vor. Aber ich m eine, daß der Prinz über jede neue Entwicklung auf den Mittleren W elten in Kenntnis gesetzt werden sollte.«
»Ich trinke auf deine Treue, alter F reund, obwohl ich finde, daß unser vorheriger Lehnsherr wenigstens teilweise für den augenblicklichen W i rrwarr verantwortlich ist.«
»Deine Gefühle in dieser A ngelegenheit sind m i r nicht ganz unbekannt.«
Der Dichter nippt und senkt sein Glas. Seine Augen neh m e n eine einzige Farbe an, Grün. Das sie umgebende Weiß verschwindet, und ihre schwarzen Zentren gibt es nicht m ehr. Sie sind jetzt blasse S m aragde, und in jedem lebt ein gelber Funke.
»In m einer Eigenschaft als Mag i er und Seher«, spricht er m i t fern und tonlos klingender Stim m e, »sage ich, daß es nun Blis erreicht, jenes Ding, das als Vorbote des Chaos kom m t , denn ich höre geräuschlose Hufschläge in der Finsternis, und ich kann das erkennen, was unsichtbar ist in s einen v i els c hrittigen W e gen über die Sterne. W i r, die wir nicht daran teilhaben wollen, können selbst einbezogen werden.«
» W o und w i e ? «
»Hier. Und das ist weder Leben, noch ist es recht.« Madrak nickt und sagt »A m en«.
Der Magier knirscht m it den Z ä hnen. »Es ist unser Schicksal, Zeugen zu sein«, entscheidet er, und seine Augen brennen in infernalisc h em Glanz, und sei n e Knöchel werden weiß auf d e m schwarzen Gehstock m it sei n em Silbergriff.
... Ein Eunuchenpriester aus der höchsten Kaste zündet Kerzen vor einem Paar alter Schuhe an.
... Der Hund ist besorgt über den schmutzigen H andschuh, der schon viele bessere Jahrhunderte gesehen hat.
... Die blinden Nornen hämmern m it Schlegeln, ihren Fingern, auf einen winzigen silbernen A m boß. Ein Schein blauen Lichtes lie g t auf dem Metall.
Der Spiegel wird m it Bildern lebendig, die von nichts stam m en, d a s vor ihm steht.
Er hängt in einem Raum, der ni e m als m öbliert war, hängt an einer m it dunklen Behängen bedeckten W and, hängt vor der roten Hexe
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