Götter des Meeres
mir gehorchen«, murmelte sie. »Weißt du, wo man die Zaubermutter Zaem und ihre Kriegerin Burra gefangen hält?«
»Wenn sie hochgestellt sind, vielleicht in der Tempelkuppel.«
»Dann stehe auf, Learges, und führe uns.«
Der Schweiß rann Sosona in dicken Perlen über die Stirn, während der Tritone sich langsam und zitternd erhob. Sie stöhnte verhalten.
»Wie lange wird der Zauber anhalten?« wollte Scida wissen.
»Vielleicht den vierten Teil der Zeit, welche die Sonne benötigt, um vom Morgen zum Abend zu gelangen.« Die Hexe sah nur kurz auf und wandte sich dann wieder Learges zu: »Du zeigst uns, wo wir diesen Tunnel verlassen können, ohne sofort zu ertrinken.«
»Ich traue ihm nicht«, behauptete Gorma.
»Das laß meine Sorge sein«, gab die Hexe zurück. »Mir würde es auffallen, wenn er versucht, mich zu hintergehen.«
Heftiger als zuvor begann der Boden zu beben. Auch die Wände schienen sich zusammenzuziehen, während unvermittelt der Wasserfluß versiegte. Überall bildeten sich jene Aufbrüche, durch die Tritonen hereinstürmten.
»Ich wußte es«, fauchte Gorma. »Wir hätten keinen Moment länger hierbleiben dürfen als unbedingt nö…«
»Komm her zu mir!« rief Gudun.
»Wir müssen uns den Weg freihalten. Die anderen übernehmen die Rückendeckung.«
Schrille Pfiffe ertönten. Die Tritonen griffen mit einer Härte an, wie sie diese bisher noch nicht gezeigt hatten. Auch wurde ihre Zahl ständig größer.
»Sie machen ernst«, schnaubte Gerrek, während er zwei Angreifer mit bloßen Händen ins Reich der Träume schickte. Stoßweise atmete er durch die Nüstern aus, ohne daß sich jedoch Flammen zeigten. Die Anstrengungen, die hinter ihm lagen, hatten ihn zu sehr erschöpft. Aber er schwang seine Fäuste wie Dreschflegel, wich hier einem Dreizack aus und dort einem Sägezahnschwert, und fast jeder seiner Schläge traf. Selbst die Amazonen hatten Mühe, ihre Waffen einzusetzen, denn die Übermacht der Angreifer war nahezu erdrückend und sie stürmten vor, als wäre ihre eigene Existenz unbedeutend. Wer einen weit ausholenden Hieb führte, mußte gewärtig sein, das Schwert zu verlieren.
»Kämpft Rücken an Rücken!« brüllte Gudun. »Nur so können wir ihnen widerstehen.«
»Sosona muß helfen«, kam es von der anderen Seite. Allein auf sich gestellt, focht Kalisse auf verlorenem Posten.
Vorübergehend verschaffte Gorma sich Luft.
»Was ist, Hexe? Zeig endlich, was du vermagst.«
Aber Sosona hatte genug damit zu tun, Learges und sich selbst den heftigen Angriffen der Tritonen zu entziehen.
Mythor sah Scida in Bedrängnis geraten. Bevor er der alten Amazone zu Hilfe kommen konnte, wurden ihr die Schwerter entrissen, und ein engmaschiges Netz zerrte sie zu Boden.
Die Wände spien weitere Tritonen aus. Runde Muskelstränge waren es, die sich öffneten und sofort wieder zusammenzogen.
Mit beiden Händen schwang Mythor Alton in kurzen Streichen - für weit ausholende Bewegungen blieb ihm kein Platz. Außerdem wollte er nicht töten, sondern die Gegner lediglich kampfunfähig machen.
Er ließ sich bis nahe an die Wand zurückdrängen, fuhr herum und stieß seitlich mit dem Gläsernen Schwert zu, durchtrennt einen der Muskelringe, der sich gerade auftat, um einen weiteren Angreifer hindurchzulassen. Der Tritone schrie auf, als er unverhofft steckenblieb, weil das ihn umgebende Gewebe blitzschnell verhärtete. Den Dreizack, den er in Händen hielt, ließ er fallen, um sich aus der Umklammerung der Muskeln befreien zu können.
Mythor achtete nicht mehr auf ihn, mit angewinkelten Ellbogen und einer blitzschnellen Bewegung seines Körpers schleuderte er zwei Angreifer zurück. Ihm fiel auf, daß manchmal Tritonen innehielten und andere ihre Plätze einnahmen. Die Betreffenden schienen ihre Kiemen zu befeuchten. Wahrscheinlich hatten sie Atemschwierigkeiten. Aber daraus ließ sich kaum ein Vorteil ziehen.
»Paß auf!« krächzte Gerrek, der keine fünf Schritte entfernt stand und wild um sich schlug.
Mythor reagierte, ohne die Gefahr zu erkennen, und entging um Haaresbreite einem heranzuckenden Sägezahnschwert. Mit der Linken bekam er das Handgelenk des Tritonen zu fassen, zog ihn an sich und betäubte ihn mit einem einzigen Schlag mit Altons Knauf. Lautlos brach der Fischmensch zusammen. Zwei weitere, die gleichzeitig herandrängten, stürzten über ihn.
Gerreks Kurzschwert steckte noch in der Scheide. Bisher hatte der Mandaler es verstanden, sich nur mit seinen Fäusten zu
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