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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Ort seines zeitweiligen Aufenthalts nicht Sein Reich gewesen war, aber weder sein Glaube noch die Skepsis gegenüber den Absichten der künstlichen Intelligenzen vermochten zu verhindern, dass er sich dorthin zurücksehnte – jeden Tag, jede Stunde, jede Minute seit jenem unglückseligen Augenblick, an dem er wie ein Häufchen Elend in dieser Welt wieder zu sich gekommen war.
    Er verachtete sich dafür. Nicht nur sein Fleisch, auch sein Geist war schwach. Was er ersehnte, hatte nichts mit dem ewigen Leben in Seiner Gnade zu tun. Der Himmel der Maschinen war eine einzige Blasphemie, erschaffen von Entitäten, die weder Liebe noch Barmherzigkeit kannten. Die Absicht, die sich hinter dem vermeintlich großzügigen Angebot an die Menschheit verbarg, war ebenso absurd wie ungeheuerlich: Die Maschinen versuchten tatsächlich, Seinen Platz einzunehmen!
    Unerträglich war jedoch nicht nur diese Anmaßung, sondern vor allem die Tatsache, dass er, Pater Markus, nicht die Kraft hatte, der Versuchung zu widerstehen.
    Er hatte gebetet, Tag und Nacht, oftmals auf nackten Knien, bis ihn die Kräfte verließen, doch sein Flehen war nicht erhört worden. Die Beichte hatte er gemieden, denn wie sollte ihm Vergebung zuteilwerden, solange er nicht von seiner Verirrung abließ?
    Die Exerzitien, denen er sich unterzog, um seiner sündigen Gedanken Herr zu werden, verfehlten ihre Wirkung ebenso wie alle Versuche der Selbstkasteiung. Einzig der Schmerz, den er sich in seiner Verzweiflung selbst zufügte, brachte die Stimmen für kurze Zeit zum Verstummen, die er seither zu hören glaubte. Sie riefen nach ihm, und obwohl er um ihre verderbliche Natur wusste, war er nach wie vor außerstande, ihnen zu widerstehen.
    Allein die Unmöglichkeit, zu ihnen zu gelangen, bewahrte ihn vor dem Schlimmsten. Seine Situation an Bord der Hemera glich der des an den Mast seines Schiffes gefesselten Odysseus, der allein den verlockenden Gesang der Sirenen zu hören vermochte, während die Ohren seiner Gefährten mit Wachs verschlossen waren …
    Pater Markus biss sich auf die Lippen, bis der Schmerz übermächtig wurde und er Blut schmeckte.
    »Heilige Mutter Gottes«, flüsterte er und barg sein Gesicht in den Händen. »Nostras deprecationes ne despicias in necessitatibus nostris; sed a periculis conctis libera nos semper …«
        
     

Rot wie Blut
     
    John Varley war in seinem Element.
    Er hatte Ray zwar keine konkreten Zusagen gemacht, aber das war unter Freunden auch nicht notwendig. Raymond Farr wusste, dass er sein Bestes tun würde. Ein zweites Mal würde er nicht versagen, das war er nicht nur seinem alten Kumpel, sondern vor allem sich selbst schuldig.
    John hatte seine Fähigkeiten überschätzt, als er nach Patonga geflogen war, um vor Ort zu recherchieren. In der Welt draußen galten gänzlich andere Gesetze als in den vertrauten Gefilden der Sphere , die zwar auch ihre Abgründe hatte, die er aber gelernt hatte zu meiden. Die Sphere war sein eigentliches Zuhause, während sich seine Kontakte zur Außenwelt auf sporadische Lokalbesuche und die eine oder andere Gelegenheitsaffäre beschränkten. Im Grunde war John ein Einsiedler und sein einziger Vertrauter eine semibiologische KI namens James.
    Er hätte wissen müssen, dass das nicht ausreichte, um in einer Schlangengrube wie Patonga zu bestehen. Schneewittchen hatte seine Schwäche erkannt und gnadenlos ausgenutzt. Und er war ihr verfallen wie ein Provinzler der erstbesten Großstadthure. Die Kränkung saß tief und wurde auch dadurch nicht gemildert, dass er sich am Ende doch noch revanchiert hatte. Die Erinnerung daran bereitete ihm keinerlei Genugtuung, im Gegenteil. Er war zwar mit dem Leben davongekommen, aber zwei Menschen waren tot und die Frau, die er geliebt oder zumindest begehrt hatte wie keine andere vorher, in den Händen ihrer Feinde. Natürlich hatte er sich nur seiner Haut gewehrt, aber vielleicht hätte es ja auch noch andere Wege gegeben. Verrat war jedenfalls kein Grund, um stolz darauf zu sein. Ailin Ramakian hatte versucht, ihn umzubringen, aber er träumte noch immer von ihr …
    Rays Auftrag eröffnete ihm nun die Möglichkeit, sich nicht nur fachlich zu rehabilitieren, sondern auch den Teufelskreis aus Erinnerungen und Selbstvorwürfen zu durchbrechen, die ihn seit seiner Rückkehr aus Patonga quälten. John stürzte sich mit Feuereifer auf seine neue Aufgabe und ließ sich auch durch Schwierigkeiten nicht beeindrucken. Das lückenhafte Ausgangsmaterial und die

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