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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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außerhalb der Sphere, ein autarkes Netzwerk künstlicher Intelligenzen, die dem Anliegen und dem spirituellen Hintergrund des Ordens positiv gegenüberstehen.«
    »Religiös veranlagte KIs? Sie machen Witze!«
    »Ja, lachen Sie nur, Commander«, erwiderte der Ordensmann schulterzuckend. »Es wird gleich noch lustiger.« Die Verzweiflung in seinem Blick strafte das aufgesetzte Lächeln jedoch Lügen.
    »Reden Sie, Pater.« Der Kommandant zwang sich zur Ruhe. »Ich höre Ihnen zu.«
    »Also gut.« Wieder straffte sich die Gestalt des jungen Mannes, bevor er fortfuhr: »Unmittelbar nach dem Eintreffen der Ordensburg am Bestimmungsort meldete sich ein Beauftragter dieser Intelligenzen bei den Oberen und unterbreitete ihnen einen Vorschlag …«
    Raymond Farr hatte keine Schwierigkeiten, sich ein derartiges Treffen vorzustellen. Immerhin kannte er Vera.
    »Und wie lautete der?«
    »Reconquista«, erwiderte der Pater kryptisch, lieferte die Erklärung aber sofort nach. »Der Begriff stammt aus dem Zeitalter der Religionskriege und bedeutet ›Rückeroberung‹ und im übertragenen Sinn die Wiederherstellung des Christentums als einzig zulässiger Religion.«
    »Und wozu soll das gut sein, wenn die Frage nicht zu respektlos ist?«
    »Die konsequente Umsetzung würde bedeuten, dass alle Menschen an die heilige Dreifaltigkeit, die Zehn Gebote und an ein Leben nach dem Tode glauben und ihre Handlungen entsprechend ausrichten.«
    »Und das wollen diese KIs bestimmen?«, fragte Farr entgeistert. »Erscheint Ihnen das nicht auch ziemlich vermessen? Das wäre ja so, als würde der Schwanz mit dem Hund wedeln. Warum sollten sich die Menschen überhaupt von diesen Maschinen Vorschriften machen lassen? «
    »Es klingt lächerlich, gewiss, Commander, trotzdem könnte es sein, dass die Idee auch bei Leuten Anhänger findet, denen der christliche Glaube bislang völlig unvertraut war. Außerdem sind einige Argumente, mit denen die Notwendigkeit besagter Reconquista begründet wird, durchaus plausibel.«
    »Das sollten Sie mir erklären, Pater.«
    »Die Intelligenzen argumentieren, dass der Verlust an Spiritualität und die Dominanz des Materiellen die Föderation in eine Sackgasse geführt hat. Die Menschen empfinden sich nicht mehr als Teil eines Ganzen und sehen den Sinn ihres Lebens in der Befriedigung ihrer persönlichen Eitelkeiten und Gelüste. Das ist eine Entwicklung, die auch der Orden mit Sorge beobachtet.«
    »Das vermag ich nicht zu beurteilen, Pater«, wandte Farr ein, »und Sie vermutlich auch nicht, denn sowohl das Militär als auch Ihr Orden unterliegen anderen Regeln als die Allgemeinheit. Aber selbst wenn diese Einschätzung korrekt wäre, sehe ich keine zwingende Notwendigkeit, etwas dagegen zu unternehmen.«
    »Und der Begriff ›Dekadenz‹ sagt Ihnen auch nichts, Commander?«
    »Nein.« Farr zuckte mit den Achseln.
    »Der Begriff ist auch nicht so wichtig. Er bezeichnet den Niedergang einer Gesellschaft infolge materiellen Überflusses bei gleichzeitigem Verfall moralischer Normen. Es gilt unter Historikern als erwiesen, dass besagter Niedergang stets mit dem Zerfall des betroffenen Gemeinwesens endete. Entweder es wurde von äußeren Feinden überrannt oder versank von innen her in Anarchie. Ob sich diese Gesetzmäßigkeit auch auf die Gegenwart anwenden lässt, ist natürlich noch unklar.«
    »Und wie wollen Ihre Maschinen dieser Dekadenz entgegenwirken?« Der Kommandant flüchtete sich in Sarkasmus, um seine Verunsicherung zu überspielen.
    »Es sind nicht meine Maschinen«, korrigierte ihn der Pater gereizt. »Und jetzt lachen Sie bitte nicht, Commander, denn das Ganze ist alles andere als lustig. Auf das Wesentliche verkürzt lautet das Angebot an die Menschheit: das ewige Leben als Belohnung für moralisches Handeln des Einzelnen und umgekehrt die ewige oder zeitweilige Verdammnis als Strafe für die Sünder.«
    Nach einem Augenblick der Verwirrung war der Kommandant tatsächlich versucht, laut loszulachen. Allein der unglückliche Gesichtsausdruck des Paters hielt ihn davon ab.
    »Und das fanden Sie nicht …«, er suchte nach den richtigen Worten, »… etwas weit hergeholt?«
    »O doch!«, erwiderte Pater Markus mit einem bitteren Lachen. »Nicht nur weit hergeholt, sondern im höchsten Grade blasphemisch, denn es war sonnenklar, dass damit nicht Sein Reich gemeint war.«
    »Sie haben den Vorschlag also abgelehnt?«
    »Die Oberen haben ihre Haltung dazu sehr deutlich klargemacht, aber das hat die

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