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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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aufmüpfige KI nicht, wie es doch sonst ihre Art war?
    »He, was ist los, hat es dir etwa dir Sprache verschlagen?«
    »Keineswegs, Sir«, näselte James vornehm. »Ungeachtet der erlittenen Demütigung hat die impertinente Kreuzung inzwischen etwas herausgefunden.«
    »Etwas, das sie mir gewiss unverzüglich mitteilen wird, nicht wahr, James?«
    »Darüber muss ich erst nachdenken. Wie war das doch gleich mir den Proteinabfällen?«
    »Ein Missverständnis«, grinste Johnny, »das mich allerdings an irgendwelche abstruse Spekulationen über meinen Hormonhaushalt erinnert. Aber vielleicht habe ich mir die ja auch nur eingebildet. Und jetzt raus mit der Sprache!«
    »Also gut«, erwiderte die KI betont sachlich. »Es gibt offenbar doch etwas Interessantes im Zusammenhang mit der Vogelkolonie auf Stamfani. Das System ist ziemlich abgelegen, fast schon im Niemandsland, und wird – wenn überhaupt – ausschließlich von Versorgungsschiffen der Lebensschützer angeflogen. «
    »Und wo liegt das Problem?«
    »Die Stalive-Leute vermuten, dass außer ihnen und den Vogelmenschen noch jemand auf dem Planeten präsent ist. Es muss sie ziemlich verunsichern, denn sie haben sich inzwischen sogar an die Behörden gewandt.«
    »An welche Behörden?«, wollte Johnny wissen. »Ich habe mir die Gegend anzeigen lassen, dort ist niemand, geschweige denn irgendwelche föderalen Aufpasser.«
    »Die zuständige Regionalbehörde hat ihren Sitz auf Lacenta II, 86 Lichtjahre entfernt«, erwiderte James gewohnt präzise. »Die offizielle Stellungnahme gibt deswegen auch nicht viel her: bislang keine Hinweise auf Auffälligkeiten, keine weiteren Projekte in der Region, Entwicklung weiter beobachten et cetera.«
    »Klingt immer noch nicht besonders aufregend.«
    »Nein, das Interessanteste kommt ja erst, denn noch vor der offiziellen Antwort an die Lebensschützer hat dieselbe Behörde eine verschlüsselte Dirac-Nachricht an die ALLSEC-Zentrale abgesetzt, die erste überhaupt in dem Zeitraum, den ich überprüft habe.«
    »Das ist tatsächlich merkwürdig«, gab John zu. »Trotzdem wirst du nicht versuchen, dir den Schlüssel zu beschaffen, nur dass das klar ist. So wie das für mich aussieht, haben sie ohnehin nur die Ursprungsmeldung weitergeleitet. Weshalb auch immer …«
    »Und du bist überhaupt nicht neugierig?«
    »Doch, aber deswegen vergesse ich nicht unsere Grundsätze: Die Datenbanken der Zentrale sind für uns tabu. An den Stalive-Leuten solltest du aber dranbleiben. Die werden ja auch irgendwo ein Archiv haben. Wenn du damit fertig bist, kannst du meinetwegen deine Auszeit nehmen. Ich will aber keine Strafbefehle oder Rechnungen über kostenpflichtige Angebote sehen. Gute Nacht, James, ich gehe jetzt zu Bett.«
    »Gute Nacht, John«, James klang plötzlich ausgesprochen munter, »und angenehme Träume.«
    Das hat man nun von seiner Gutmütigkeit … , dachte Johnny, während er sich mit schweren Schritten ins Schlafzimmer schleppte, … nur Hohn und Spott.
    Minuten später war er fest eingeschlafen.
      
    Die Frau lächelte, als die Lichter in dem kleinen, ein wenig abseits gelegenen Haus erloschen. Irgendwann verlangte die Natur ihr Recht, und wenn Johnny auch heute wieder bis in die Nacht gearbeitet hatte, würde er danach umso fester schlafen. Das konnte ihren Plänen nur dienlich sein …
    Der Platz, von dem aus sie das Anwesen beobachtete, war ein Felsplateau unweit des Wanderweges nach Craven’s Hill. Am Wochenende wimmelte es hier von Ausflüglern, aber da Restaurant und Aussichtsturm am frühen Abend schlossen, war nach Einbruch der Dunkelheit kaum noch jemand unterwegs. Natürlich konnte sie nicht ausschließen, dass jemand sie beobachte und sich fragte, was sie um diese Zeit hier trieb, doch das beunruhigte die Frau nicht. Es war nicht verboten, nachts durch den Wald zu laufen oder sich die Stadt von oben anzusehen.
    Im Hotel hatte sie allerdings vorgebaut, indem sie sich dem Barmann gegenüber als Fotografin ausgegeben und von ihren Aufnahmen nachtaktiver Tiere geschwärmt hatte. Sein »Ach ja?« hatte nicht besonders erstaunt geklungen. Touristen hatten die merkwürdigsten Vorlieben, und eine Erklärung für ihre nächtlichen Ausflüge war es allemal.
    Die Frau war vor etwas über einer Woche angekommen und hatte die Zeit genutzt, sich mit der Gegend vertraut zu machen und etwas über Johnnys Gewohnheiten herauszufinden. Offenbar lebte er tatsächlich allein und hatte auch keine auswärtigen Verpflichtungen.

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