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Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Gegenseite kaum beeindruckt. Ihr Beauftragter erklärte daraufhin nur, Gott habe die Menschen erschaffen, die Menschen die Maschinen und die Maschinen nun wiederum Gott. Damit sei der Kreis geschlossen, und im Übrigen stünde es dem Orden frei, einen Beauftragten zu entsenden, um die Qualität und Seriosität ihres Angebotes, das ewige Leben betreffend, zu prüfen.«
    In diesem Augenblick begriff der Kommandant, und so hätte es der Bestätigung nicht bedurft, die der Pater mit brüchiger Stimme herauspresste: »Sie ahnen vermutlich bereits, auf wen die Wahl gefallen ist …«
    Darauf gab es nichts zu sagen, jedenfalls nichts, was nicht unpassend gewesen oder gar wie Hohn geklungen hätte, und so schwiegen beide, bis sich Raymond Farr mit einem leisen »Danke, dass Sie es mir gesagt haben, Pater« verabschiedete und die Kabine des Mannes verließ, der den Himmel der Maschinen kennengelernt hatte.
      
    Pater Markus sah ihm nach und atmete tief durch, als die Kabinentür mit einem sanften Klicken ins Schloss fiel. Der Besuch hatte ihn angestrengt, und als er sich zurücklehnte, konnte er förmlich spüren, wie sich die Anspannung seiner Muskeln löste.
    Dabei war seine Erleichterung im Grunde völlig irrational. Nichts hatte sich geändert, erst recht nicht zum Besseren …
    Raymond Farr meinte es gut, daran bestand kein Zweifel, aber auch er konnte ihm nicht helfen. Kein Außenstehender konnte das, und deshalb war Pater Markus dankbar dafür, dass der Kommandant nicht weitergefragt hatte. Er hätte ihm die Antwort schuldig bleiben müssen, denn was ihn bedrückte, war mit Worten nicht adäquat zu vermitteln. Selbst wenn er sich noch einmal dazu durchrang, das Erlebte wiederzugeben, würde ihn niemand verstehen, der nicht selbst dort gewesen war, und das schloss – wie seine »Gastgeber« den Oberen versichert hatten – die Lebenden aus …
    Pater Markus hatte den Auftrag nicht aus Überzeugung oder gar Neugier übernommen, sondern ausschließlich, um seinen Pflichten zu genügen. Anders als die meisten Brüder hatte er sich in der Vergangenheit bereits mit virtuellen Umgebungen befasst und sogar an einigen Ausflügen kommerzieller Anbieter teilgenommen. Damit stand seine fachliche Eignung außer Frage, und so hatte ihn die Entscheidung für seine Person weniger überrascht als der Umstand, dass sich die Oberen überhaupt auf ein derart zweifelhaftes, ja blasphemisches Angebot eingelassen hatten.
    Er selbst war skeptisch geblieben, erst recht, nachdem er festgestellt hatte, dass sich die verwendete Technik zumindest äußerlich kaum von der in der VR-Branche verwendeten unterschied. Selbst der Jump – das kurze Schwindelgefühl vor dem Sturz in die Bewusstlosigkeit – glich jenem der üblichen Ausflüge und war kaum dazu angetan, Besonderes zu erwarten.
    Aber es war dort , dieses Besondere, und die Unmöglichkeit, es in Worte zu fassen, änderte nichts an der Intensität dieser Erfahrung.
    Die begrifflichen Schwierigkeiten begannen schon bei der Beschreibung seiner Ankunft. Markus kam nicht wirklich »zu sich«, denn es gab keinerlei Kontinuität zwischen seiner Existenz vorher und dem, was er dort war. Zweifellos erwachte er irgendwie, aber sein neues Ich war etwas völlig anderes als das, was man gemeinhin als »Bewusstsein« bezeichnete. Es war nicht nur seines Körpers beraubt oder zutreffender enthoben, sondern auch sämtlicher Sinne, die es üblicherweise mit Informationen von außen versorgten. Dennoch war die logisch anmutende Schlussfolgerung, er sei plötzlich blind, taub und empfindungslos geworden, genauso zutreffend und dennoch irreführend wie etwa die Feststellung, ein im Meer schwimmender Fisch sei nass.
    Bereits bei diesem Erklärungsversuch hatten die Oberen die Stirn gerunzelt, und die Furchen in ihren Gesichtern hatten sich im Verlauf seines Berichtes weiter vertieft. Vermutlich hegten sie seither sogar Zweifel an seiner geistigen Gesundheit, und er konnte es ihnen nicht einmal verübeln. Sie vermochten ihn nicht zu verstehen, denn sie waren nicht dort gewesen.
    Wie also konnte er ihnen das überwältigende Gefühl, nein die Gewissheit nahebringen, angekommen zu sein, oder das Fehlen jeglicher Ängste? Wie sollte er eine Wärme beschreiben, die nichts mit Temperaturen zu tun hatte, oder Stimmen, die ohne Worte auskamen? In ihrer Welt, die jetzt auch wieder die seine war, war all das ebenso undenkbar wie die Befreiung von der Last des eigenen Körpers.
    Markus war immer klar gewesen, dass der

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