Götterdämmerung: Das Todes-Labyrinth (German Edition)
Gründe war, weshalb die Regentin ihn insgeheim verachtete –, bot dieses Konstrukt doch die Gewähr, dass seine Besuche bei ihr unter seinesgleichen unbemerkt blieben. Groß war die Gefahr einer Entdeckung allerdings nicht, denn die Bewohner der höheren Sphären interessierten sich längst nicht mehr für die Belange der Kurzlebigen oder die Fehltritte nachgeordneter Gottheiten. Da sie selbst jedes fleischliche Begehren hinter sich gelassen hatten, war ein derartiges Sakrileg für sie undenkbar.
Narduk war ihr verfallen, doch dieses Wissen hielt die Regentin ebenso tief in ihrem Herzen verborgen wie die demütigende Wahrheit über ihre eigene Herkunft. Irgendwann würde sie ihn bezahlen lassen, aber bis dahin gab es noch viele Geheimnisse zu ergründen – Geheimnisse, die ihr den Zugang zu wirklicher Macht gewährten und ihn hinabstoßen würden in die Stadt der Schatten, in ihre Gewalt.
Ihr Herr und Meister würde zweifellos überrascht sein von dem, was seine »kleine Lotosblüte« mit ihm anstellen würde, wenn der Tag gekommen war. Im Lauf der Jahre hatte die Regentin eine ganze Reihe von Szenarien dafür entwickelt, die ihm die Nachteile eines empfindungsfähigen Körpers auf drastischste Weise offenbaren würden.
Die Bilder, die sich bei dieser Vorstellung in ihr Bewusstsein drängten, erregten sie, die Regentin widerstand allerdings der Versuchung, sich Erleichterung zu verschaffen. Sie hatte gelernt, ihre genetische Konditionierung zu durchbrechen und selbst das stärkste Verlangen unter Kontrolle zu halten. Eine Waffe, die man einfach zum Zeitvertreib benutzte, wurde nur allzu schnell stumpf. Und ihre sexuelle Attraktivität war eine Waffe, nicht nur Narduk gegenüber …
Es hatte sie Jahre gekostet, ehemals spontane Reaktionen, das Spiel ihrer Muskeln und ihre Empfänglichkeit für bestimmte Reize, dem eigenen Willen zu unterwerfen. Dieses Kapital durfte sie nicht leichtfertig verspielen. Die Regentin genoss die angenehme Wärme, die sich in ihrem Schoß ausbreitete, hütete sich aber, ihr nachzugeben.
Der Tag dieser Abrechnung war noch fern, und zunächst einmal galt es, die Lücke wieder zu füllen, die das unrühmliche Ende der Burgon-Streitmacht hinterlassen hatte. Außerdem gab es inzwischen eine ganze Reihe anderer Dinge, die ihrer Aufmerksamkeit bedurften, und ihr vielleicht sogar Gelegenheit gaben, sich die Wartezeit auf angenehme Weise zu verkürzen.
Zunächst einmal würde sie dieser schlitzäugigen Schlampe eine Lektion erteilen, bevor sie sie ihren Lieblingen zum Spielen überließ. Zuvor musste sie allerdings herausfinden, was es mit dieser Waffe auf sich hatte, die die Frau wie einen Talisman bei sich trug. Die Regentin glaubte zwar nicht, dass sie ihr hier gefährlich werden konnte, aber sie durfte diese Miriam auch nicht unterschätzen. Immerhin hatte das raffinierte Weibsstück – wenn auch kaum ohne Unterstützung von oben – schon einmal ihre Pläne durchkreuzt.
Es war fast schon zu einfach gewesen, die Verfolger in die Falle zu locken und sich nebenbei auch gleich noch ihrer Klonschwester und der Garde von Schwachköpfen zu entledigen, die auf Golea so kläglich versagt hatte. Die Regentin wusste Loyalität und bedingungslosen Gehorsam durchaus zu schätzen, nicht aber die klebrige Unterwürfigkeit dieser Hofschranzen, die sich ihrer »Präsidentin« nur aus Furcht vor Strafe aufgedrängt hatten. Feiglinge dieser Art waren in der Stadt besser aufgehoben. Wenn sie ihre Lektion gelernt hatten, würde sich schon eine Verwendung für sie finden, zumindest als Kanonenfutter …
Bei »Schwesterchen« konnte sich die Regentin derlei Umstände ersparen, denn es hatte nie eine eigene Persönlichkeit besessen. Den unbrauchbaren Körper hatte sie allerdings entsorgen lassen, um erst gar keine Gerüchte aufkommen zu lassen.
Die fliegende Stadt war ein perfekter Köder gewesen, und diese Miriam hatte ihn geschluckt wie warme Honigmilch. Das abrupte Ende der vermeintlichen Verfolgungsjagd hatte sie zweifellos überrascht, aber schließlich doch nicht davon abgehalten weiterzusuchen. Offensichtlich hielt sie sich für eine Art weiblichen Samurai, das verriet schon der alberne Name, den sie für sich gewählt hatte. Hätte sie auch nur einen Funken Verstand besessen, dann wüsste sie, dass nicht das Schwert die Waffe der Frau war, sondern die Scheide …
Das Wortspiel regte ihre Fantasie an, und beinahe wäre die Regentin ihren Grundsätzen doch noch untreu geworden, wenn sie sich nicht
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