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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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unnachsichtiger geahndet wurden. Ohne ausreichende Verdachtsmomente war eine diesbezügliche informelle Anfrage bei den Sicherheitsbehörden aussichtslos. Und bis jetzt gab es keinerlei Indiz dafür, dass Captain Miriam Katana tatsächlich etwas zu verbergen hatte …
    Dass Colonel Farr am Ende doch auf eine Spur stieß, verdankte er einem Überwachungsvideo, das die Ankunft der Neulinge auf dem Raumflughafen zeigte. Welchem Zweck die Aufzeichnung diente – außer dem Amüsement der Stammbesatzung – und weshalb man sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, das Video den einzelnen Dossiers zuzuordnen, blieb rätselhaft. Tatsache war aber, dass Captain Katana bei ihrer Ankunft neben dem obligatorischen Seesack zwei Reisetaschen trug, was Farr kaum aufgefallen wäre, wenn da nicht Miriams angespannte Haltung gewesen wäre, die für ein ganz erhebliches Gewicht ihres Gepäcks sprach. Natürlich gab es Soldaten, die ihre Unterkünfte mit allen möglichen Utensilien und Andenken aus ihrem früheren Leben vollstopften. Die spartanische Ausstattung von Miriams Apartment sprach allerdings dagegen. Was also hatte sie damals mitgeschleppt und wie war sie damit durch die Sicherheitskontrollen gekommen?
    Das Check-in-Dossier war schnell gefunden, und wieder kam Farr sich wie ein Voyeur vor, als er die Aufzeichnung des Nacktscanners durchlaufen ließ, die ihn mit der Zwangsläufigkeit Pawlow’scher Reflexe erregte.
    Danach folgten die ebenfalls unauffälligen 3D-Scans ihres Seesacks und einer Reisetasche. Einer Reisetasche! Farr spürte, wie seine Kehle trocken wurde, aber noch war er nicht sicher. Erst die protokollarische Zusammenfassung brachte endgültig Gewissheit: ALLFOR -Captain Miriam Christina Katana, 31 Jahre, 1,68 m, 55,2 kg, keine Implantate, Piercings oder sonstige Auffälligkeiten, Transfer-Gepäck: Standard-Seesack 28,3 kg, Reisetasche 12,8 kg, kein Hinweis auf Waffen, Sprengstoff, Nuklearmaterial, Drogen, Gifte oder brennbare Flüssigkeiten, Check-in-Status: Grün.
    »Schön wär’s«, murmelte Raymond Farr, von einer düsteren Vorahnung erfüllt, die er sich hütete, in Worte zu kleiden. »Das Standardgepäck, okay, und zusätzlich ein verdammt schweres Kuckucksei …«
    Als er zwei Stunden später seine Diensträume verließ, lag ein knappes Dutzend verschlüsselter Anfragen versandfertig in seiner Ausgangsbox. Adressaten waren unter anderem die ALLSEC -Zentrale auf Tharsis Base, die Sicherheitsbehörden in New Harvard, die Leitung der Militärhistorischen Fakultät, das Goldsmith-Institut für Nukleartechnologie, die Rilke-Stiftung in Neutiefland und das Dokumentationszentrum auf Victim’s Hill. Einigen dieser Anfragen war eine Datei mit Miriams genetischem Code beigefügt.
    Wenn er nicht innerhalb von zwölf Stunden zurückkehrte und den Timer stoppte, würden die Nachrichten via Dirac-Transfer versandt werden und eine Kette von Reaktionen auslösen, die er nicht mehr beeinflussen konnte. Zuvor aber würde Captain Katana ihre Chance bekommen. Das war er ihr schuldig und sich selbst auch.
      
    »Du?« Miriams Überraschung war ungeheuchelt. Die Wärme ihres Lächelns hätte ihm gutgetan, wenn er aus anderen Gründen gekommen wäre. So aber tat es nur weh.
    Anstelle des Kimonos trug sie Gymnastikhosen und ein Muskelshirt. Auf ihrer Haut glänzte ein dünner Schweißfilm. Offenbar hatte er sie beim Training gestört. Dennoch sah sie umwerfend aus. Aber er durfte sich nicht ablenken lassen …
    »Wo hast du es versteckt?«, fragte er schroff und drängte sich – ohne sie dabei aus den Augen zu lassen – an ihr vorbei. Das Apartment wirkte bei Tageslicht noch spartanischer als gestern Nacht – ein halbes Dutzend Sitzkissen, ein flacher Holztisch, Hängeregale und ein paar Leuchter mit niedergebrannten Kerzen.
    »Du hättest mir nicht nachspionieren dürfen«, sagte sie nachdenklich. »Ich könnte dich töten.« Es klang nicht wie eine Drohung, und doch war das Ende für Farr vielleicht nur einen Lidschlag entfernt. Wahrscheinlich würde er den Schlag nicht einmal kommen sehen …
    »Das würde nichts ändern«, erwiderte er und hoffte, dass es überzeugend genug klang. Ihm war kalt.
    »Ich weiß.« Sie lächelte, aber das bedeutete nichts. »Warten die anderen draußen?«
    »Niemand wartet draußen.« Er fühlte sich jetzt ein wenig sicherer, aber nicht sehr. »Noch ist es eine Sache allein zwischen uns.«
    »Das war es nie.« Ihre Stimme war sanft und traurig. »Es ist eine Sache zwischen mir und den

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