Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
Vom Netzwerk:
fort: »Also gut. Sie werden sich vielleicht fragen, weshalb ich Captain Katana dazugebeten habe. Um keine Spekulationen aufkommen zu lassen, beantworte ich auch gleich die von Ihnen nicht gestellten Fragen: Erstens: ›Ja‹, und zweitens: ›Das spielt hier keine Rolle.‹«
    Roberta Ortega, Kommandantin des Ersten Kampfgeschwaders, schoss einen prüfenden Blick in Miriams Richtung ab, der jedoch an deren Lächeln abprallte. Die Männer verzogen keine Miene.
    »Bevor wir zur Aufgabenverteilung kommen«, nahm Farr wieder das Wort, »darf ich Ihnen das Ergebnis einer Computeranalyse zur Kenntnis geben, die Mr. Koroljov und seine KI-Freunde in meinem Auftrag erstellt haben. Danach beträgt die Wahrscheinlichkeit 86,2 %, dass Pendragon bei einem gezielt gegen die Basis gerichteten Angriff der Burgons vernichtet wird.«
    Er wartete, bis sich die Unruhe im Raum gelegt hatte, und fuhr fort: »Das ist die schlechte Nachricht. Die gute ist, dass wir durch Umstände, deren öffentliche Erörterung sich aus vielerlei Gründen verbietet, auf eine Waffe zurückgreifen können, die bei Bedarf jedes Planetensystem in eine glühende Gaswolke verwandeln kann.«
    In das betroffene Schweigen hinein meldete sich Dr. Zimmermann aufgebracht zu Wort: »Das ist ein ziemlich abgeschmackter Scherz, Colonel!«
    »Ich habe Ihnen diesbezüglich ein Dossier zusammengestellt, das Ihre berechtigten Zweifel vielleicht ausräumt. Allerdings muss ich Sie darauf hinweisen, dass dieses Dokument offiziell nie existiert hat, weshalb ich es im Anschluss an diese Zusammenkunft auch persönlich vernichten werde. Wenn Sie mich inzwischen entschuldigen wollen …«
    Farr reichte Zimmermann die Mappe, der sie mit sichtlich verärgerter Miene entgegennahm, deutete eine Verbeugung an und verließ den Raum. In seinem Arbeitszimmer angekommen, atmete er tief durch, goss sich ein Glas Sodawasser ein und trank es mit einem Schluck aus.
    Wenn sie das Dossier akzeptieren, dachte er, ist schon viel gewonnen. In Miriams Anwesenheit würden sich die Skeptiker kaum zu einer Allianz zusammenfinden. Vor allem deshalb hatte er ihr Verhältnis in zugegeben wenig ritterlicher Art bekannt gemacht. Was Miriam selbst davon hielt, würde er noch früh genug erfahren …
    Als Farr zwanzig Minuten später in den Besprechungsraum zurückkehrte, hatten sich die Positionen bereits in der erwarteten Weise geklärt. Zimmermann war immer noch beleidigt, Ortega kochte innerlich, und der Rest übte sich in vornehmer Zurückhaltung. An eine Mehrheit gegen ihn – auch wenn sie zunächst keine konkreten Folgen gehabt hätte – war jetzt nicht mehr zu denken.
    »Wozu brauchen wir dann überhaupt noch Kampftruppen«, meldete sich die sichtlich erboste Geschwaderchefin sofort, als Farr die Diskussion freigegeben hatte, »wenn die Herren Strategen inzwischen den Sternenkrieg ausgerufen haben?«
    »Die Erste Schwadron und wohlgemerkt nur die Erste, Mrs. Ortega«, erwiderte der Kommandant höflich, »wurde von mir für eine Offensiv-Operation ausgewählt, die das Ziel hat, die Burgons in ihrem eigenen System zu eliminieren.« Die Offiziere starrten ihn an wie Vorschulkinder einen Magier nach dem Kaninchentrick. »Formulieren wir es so: Wir überbringen ein Geschenk, und Ihre Truppe gibt uns dabei Feuerschutz.«
    »Das klingt schon besser«, erwiderte Roberta Ortega besänftigt. »Wann geht’s los?«
    »Sobald Dr. Zimmermann, assistiert von Captain Katana, seinen Job gemacht hat. Major Koroljov und seine elektronischen Freunde werden dabei Hilfestellung leisten – auch wenn sie dafür ihr Schachturnier unterbrechen müssen.« Er grinste fröhlich, während der Russe errötete, vernünftigerweise jedoch auf einen Protest verzichtete.
    Zimmermann dagegen setzte zu einer Antwort an, aber Farr schnitt dem Astrophysiker mit einem reaktionsschnellen »Später, Doktor« das Wort ab. Er durfte jetzt keinen Widerspruch mehr zulassen. Nicht, bevor er die Aufgaben verteilt hatte und seine Strategie wenigstens in ihren Grundzügen akzeptiert war. Zimmermann war vermutlich der Einzige, der definitiv wusste, dass Farr bezüglich des Burgon-Systems geblufft hatte, und das musste auch so bleiben. Wenn das im Archiv georderte Bildmaterial eingetroffen war, war immer noch Zeit, den skeptischen Deutschen für seinen Plan zu gewinnen.
    »Der Logistikabteilung, also Ihrem Verantwortungsbereich, Mr. Wang«, er verbeugte sich in Richtung des Asiaten, »fällt die ehrenvolle Aufgabe zu, uns den Rücken freizuhalten.

Weitere Kostenlose Bücher