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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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glücklicherweise noch keine Vorschrift, die die sexuellen Aktivitäten der Offiziere auf die Inanspruchnahme der einschlägigen Dienstleisterinnen beschränkte. Ein paar Mal hatte Farr deren Angebote tatsächlich in Anspruch genommen, aber allein das Bewusstsein, dass ihre Hingabe beruflicher Natur war und nicht etwa seinem persönlichen Charme geschuldet, hatte ihn – zumindest im Nachhinein – zutiefst deprimiert.
    Was ihn letzte Nacht bis in die Morgenstunden wach gehalten hatte, waren allerdings weniger Betrachtungen über die moralischen Aspekte sexueller Aktivitäten gewesen als vielmehr das Gefühl, gegen Windmühlen anzukämpfen. Wenn Balinas recht behielt – und das hatte er bislang immer –, dann gab es keine Möglichkeit, den Angriff der Burgons vorherzusehen oder ihm gar zuvorzukommen. Die Gänse des Kapitols standen für einen glücklichen Zufall, nicht für den Erfolg planvollen Handelns. Welchen Sinn hatte es dann überhaupt noch, die Systeme der Fernortung zu perfektionieren oder den Aufklärern Erkundungsflüge zuzumuten, die Pilot und Maschine bis an die Leistungsgrenze forderten?
    Mit Miriam würde er darüber sprechen können, doch bevor er sich ihr anvertraute, musste er etwas tun, das ihm zutiefst widerstrebte …
    Ein Viertelstunde vor Dienstschluss ging Farr hinüber zum Labor, klingelte Dr. Simmons heraus und übergab ihm ein Plastiktütchen mit einer Haarprobe.
    »Genetische Identifikation, Doc, im Doppelblindverfahren, wenn ich bitten darf«, ordnete er ärgerlich über Simmons’ anzügliches Grinsen an. »Die Ergebnisse bitte verschlüsselt in meinen Homebereich!«
    Dr. Simmons salutierte, was ohne Kopfbedeckung albern genug aussah, und schlug zu allem Überfluss die Hacken zusammen: »Jawohl, Sir!«
    »Achten Sie auf Ihre Zähne, Simmons!«, knurrte Farr martialisch, musste dann aber doch grinsen.
    »Schön, dass so was auch anderen Leuten passiert«, konterte der Laborarzt unbeeindruckt, verschwand dann aber so behände in der Sicherheitsschleuse wie ein Frettchen in seinem Bau.
    Beim Öffnen von Captain Katanas erweitertem Personal-Dossier kam sich Farr fast noch schäbiger vor als in der Nacht zuvor, als er in Miriams Badezimmer die Haare aus ihrer Toupierbürste gezupft hatte. Dennoch blieb ihm keine andere Wahl. Als Kommandant des Stützpunktes war er für zweitausend Soldaten und Offiziere sowie für fünfhundert Zivilangestellte verantwortlich. Unter diesen Umständen musste der Schutz der Privatsphäre zurückstehen, auch wenn er sich später dafür würde entschuldigen müssen.
    Auf den ersten Blick waren die Angaben lückenlos. Zwischen Miriams letztem Studiensemester auf New Harvard und ihrem Eintritt in die ALLFOR -Akademie auf Tharsis Base lagen nur drei Monate, von denen allein zwei für den Transfer erforderlich waren. Von da an war es das Dossier einer Musterschülerin und -soldatin. Nach vier Jahren Masterabschluss und Offizierspatent, sechs Monate Patrouillendienst in der Unruheregion um Spanish Harlem und nach weiteren drei Jahren Graduierung zum PhD und Beförderung zum Captain. Ihr Entschluss, sich für zehn Standardjahre nach Pendragon Base versetzten zu lassen, hatte an der Akademie Unverständnis und Bedauern ausgelöst; schließlich war Miriams wissenschaftliche Karriere damit beendet. Die Begründung war zudem überaus dünn: »Sammlung militärischer Erfahrungen, Sicherung der territorialen Integrität der Föderation etc.«
    Wie konnten sie ihr nur einen derartigen Bockmist abkaufen?, fragte sich Farr kopfschüttelnd, aber er wusste natürlich auch, dass die Außenbasen dringend auf ordentlich ausgebildetes Fachpersonal angewiesen waren. Für Pendragon Base war eine Technikerin mit Miriams Qualifikation ein Glücksgriff. Und für ihn seit gestern Abend erst recht …
    Das hinderte Farr allerdings nicht daran, das Dossier akribisch durchzuarbeiten. Er folgte jedem Querverweis und öffnete Dutzende verlinkter Dateien, ohne zunächst jedoch auf etwas Auffälliges zu stoßen. Wie bei sämtlichen Personaldossiers des Militärs begannen die Aufzeichnungen auch in Miriams Fall erst mit dem vollendeten 18. Lebensjahr des Betroffenen – eine Folge des McAllen-Fung-Aktes, der seit einigen Jahrzehnten für formelle Chancengleichheit beim Eintritt in die Allianz-Streitkräfte sorgte. Wie die meisten Vorschriften, die der Streitkräfteausschuss auf Betreiben der Politik verabschiedet hatte, war auch diese Regelung vollkommen realitätsfern, weshalb Verstöße um so

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