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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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zu sehen war.
    Ortega zoomte ein Zusatzfenster auf, das die Sicht der Bugkamera des Beibootes wiedergab.
    Ein Schwarm Combees breitete sich fächerartig aus und erzielte am Bildrand einen ersten Treffer.
    Na, also! Die Kommandantin atmete tief durch. Die Burgons waren demnach wie erwartet zur Stelle. Wie würden sie reagieren?
    Die Antwort folgte umgehend in Gestalt zweier Explosionen, die das Kamerabild ins Schwanken brachten, sonst aber keinen erkennbaren Schaden anrichteten. Die Ignis stürmte weiter vorwärts und feuerte dabei buchstäblich aus allen Rohren. Die optische Wirkung war dabei vermutlich weitaus höher als die Trefferquote, zumal es sich mit Ausnahme der Combees überwiegend um kleinkalibrige Projektile handelte. Das Bild war dennoch beeindruckend. Hunderte von Einwegbatterien abgefeuerte Leuchtspurgeschosse zogen vielfarbig ihre Bahn, und dazwischen explodierten immer neue Blendraketen und Pyrophorbomben. Bedrohlicher hatte die Santa Esmeralda bei ihrem Durchbruch vermutlich auch nicht gewirkt.
    Die Gegenwehr der Burgons beschränkte sich auf ein halbes Dutzend weiterer Beinahe-Treffer, die die Ignis zwar durchschüttelten, sie aber nicht aufhielten.
    Kein Wunder, dachte Ortega. Sie wollen sie lieber in Stücke reißen. Und vermutlich rechnen sie weiter damit, dass wir ihr folgen …
    Aus genau diesem Grund zögerte sie den Befehl zur Kurskorrektur noch hinaus. Den besorgten Blick des Piloten beantwortete sie mit einer beschwichtigenden Geste. Dennoch wusste sie natürlich um das Risiko. Ein schwerer Kreuzer wie die Santa Esmeralda konnte nicht einfach ein Ausweichmanöver fliegen, sobald ein Hindernis auftauchte. Selbst bei maximalem Gegenschub und Volllast der Steuertriebwerke vermochte das Schiff kurzfristig nur minimal von seinem bisherigen, durch den Impuls vorgegebenen Kurs abzuweichen.
    Eine Computer-Simulation konnte aufgrund der zahlreichen Unbekannten keine verwertbaren Resultate liefern, sodass die Kommandantin einmal mehr gezwungen war zu improvisieren. Das war bislang immer Ortegas Stärke gewesen, so wie sie sich auch nie gescheut hatte, Risiken einzugehen, dennoch fiel ihr die Entscheidung schwer.
    Eine Bewegung auf dem Monitor riss sie aus ihren Überlegungen. Das Bild der Bug-Kamera der Ignis geriet erneut ins Schwanken, doch diesmal explodierten keine feindlichen Geschosse in der Nähe.
    Die Burgons setzen ihre Gravitationswaffe ein!
    Fast hätte Ortega ihre Erleichterung laut hinausgeschrien, aber sie zwang sich zur Besonnenheit. Noch war nichts gewonnen.
    »Kurskorrektur wie vereinbart!«, kommandierte sie stattdessen und genoss Augenblicke später das schwindlig machende Achterbahngefühl, das der Schubwechsel und die zunehmenden Zentrifugalkräfte in ihr auslösten.
    Das Schwanken des Bildausschnitts auf dem Monitor wurde stärker. Lange würde der Rumpf der Ignis den Gravitationsschlägen nicht mehr standhalten. Doch selbst wenn das Schiff zerbrach, bedeutete das nicht das Ende. Das Baby war gut gepolstert …
    Die Kommandantin aktivierte den Dirac-Sender und gab die verschlüsselte Nachricht durch, auf die Miriam und die anderen gewartet hatten: »Der Adler ist frei.«
    Auch das war ein Risiko, natürlich; wenn das Baby versagte, würde die Nemesis den Burgons direkt in die Fänge fliegen. Aber Ortega glaubte nicht daran. Ray hätte sich niemals auf den Plan eingelassen, wenn damit ein zusätzliches Risiko für Miriam verbunden gewesen wäre.
    Ortega vergewisserte sich, dass die Wallenstein ebenfalls auf hyperbolischem Kurs war, und schaute noch einmal zur Uhr. Seit 60 Sekunden befand sich die Nemesis im Anflug auf das Tor. In knapp drei Minuten würde Miriams Schiff den N-Raum-Tunnel erreichen und unmittelbar danach hier auftauchen.
    Ein paar Sekunden Sicherheitsreserve musste sie ihr geben. Außerdem war soeben das Bild der Bugkamera auf dem Monitor erloschen. Die Ignis brach auseinander.
    »Hitzeschild einschalten!« Außer einem kurzen Flimmern auf dem Hauptmonitor geschah nichts, aber das genügte Roberta Ortega.
    Sie schob den Sicherungsschalter zur Seite und drückte dann den rot blinkenden Knopf.
    »Santa madre de Dios, ayúdanos!«, betete sie lautlos und presste die gefalteten Hände zusammen, bis das Weiße an den Knöcheln hervortrat.
    Nichts geschah.
    »Maldi…« Sie unterdrückte den Fluch im letzten Moment und senkte beschämt den Kopf.
    Weißes Licht erfüllte einen Augenblick lang den Raum, dann hatten die Kamerafilter die Helligkeit so weit heruntergedimmt,

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