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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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übertönen.
    »Triebwerke auf 120 Prozent!«, kommandierte Ortega. Das war gefährlich, gerade in Anbetracht der mechanischen Belastung, aber jeder zusätzliche Schub brachte die Santa Esmeralda schneller aus dem Fokus der koordinierten Schwerkraftattacke.
    »Havarie-Schotts schließen!« Das war nicht nur eine Vorsichtsmaßnahme, Ortega hoffte auch, dass sich damit die Stabilität des Schiffskörpers erhöhen wurde. Inzwischen schwankte der Untergrund so heftig, dass sie ein leichtes Schwindelgefühl verspürte. Unsichtbare Wogen hoben und senkten die Santa Esmeralda wie ein Boot in schwerer Dünung. Die Titanstahlhülle des Kreuzers ächzte und wimmerte unter dem immensen Druck, als könne sie tatsächlich Schmerz empfinden.
    »Vete al infierno!«, presste Ortega zwischen den Zähnen hervor, als sie den Feuerbefehl gab. Fahrt zur Hölle!
    Hunderte von Projektilen jagten in einem Korridor von wenigen Meilen dem Feind entgegen, begleitet von den in den Abgaswolken aufleuchtenden Strahlen der Gefechtsfeldlaser. Mehrfachsprengköpfe und Lichttorpedos explodierten im Zehntelsekundentakt wie die Ladung einer gigantischen Leuchtrakete und verwandelten den Raum vor ihnen in ein Meer aus weißem Feuer. Ob und in welchem Umfang der Geschosshagel tatsächlich den Feind traf und vernichtete, war schwer auszumachen, blieb aber hinsichtlich Ortegas Plänen ohne Belang. Entscheidend war, dass sie mit ihrer Feuerkraft eine Bresche in die Angriffsformation der Burgons schlugen – einen Korridor der Vernichtung, durch den sich die beiden Schiffe den Weg nach draußen bahnen konnten.
    Ein halbes Dutzend schwerer Explosionen ließen den Rumpf der Santa Esmeralda erzittern. Signalfelder wechselten ihre Farbe von Grün auf Orange und vereinzelt glommen rote Havarielichter auf, aber das registrierte Roberta Ortega nur noch beiläufig.
    »Besare mi trasero!«, jubelte sie, als die unsichtbare Kraft das Schiff plötzlich freigab und die gespenstische Brandung verebbte. »Wir sind durch!«
    Sie hatten den Ring der Angreifer durchbrochen und waren – zumindest vorläufig – in Sicherheit.
    »Forrester, sind Sie okay?«, erkundigte sich die Kommandantin, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die angezeigten Schäden beherrschbar waren.
    »Druckverlust im dritten Segment mittschiffs.« Der Major war wie stets die Ruhe selbst. »Der Bereich ist abgeriegelt, und die Techniker meinen, sie bekommen es hin.«
    »Sie sind aber manövrierfähig?«
    »Bestätigt, Lieutenant Colonel.«
    »Sehr gut, dann aktivieren Sie bitte den Tarnmodus und folgen uns mit der Wallenstein in angemessener Entfernung. Wir fliegen eine 180-Grad-Kurve und kehren zum Transferbereich zurück. Vermutlich werden wir dort Gesellschaft bekommen, aber das muss Sie nicht beunruhigen.«
    »Verstanden, wir halten uns im Hintergrund und warten auf weitere Anordnungen.« Falls Forrester irritiert war, ließ er sich das nicht anmerken.
    »Danke, Major. Das Unternehmen ist ein wenig heikel.«
    »Das dachte ich mir schon, LC. Viel Erfolg!«
    Guter Mann, dachte die Kommandantin. Macht seinen Job und stellt keine überflüssigen Fragen. Sie trennte die Verbindung und gab den Befehl zur Kurskorrektur.
    Ohne den Schub zu verringern, drehte die Santa Esmeralda ihre Nase nach Steuerbord, um in einer weit geschwungenen Kurve zum Aussprungpunkt zurückzukehren. Die Wallenstein hatte sich zwischenzeitlich zurückfallen lassen und folgte ihr in Tarnfelder gehüllt wie ein Schatten.
    Die Navigations-KI hatte mittlerweile Position und Kurs berechnet und gab die Transferzeit mit 28 Standardminuten an. Ortega blieb also genügend Zeit, die Lage zu analysieren. Ihr ursprünglicher Plan, entweder unentdeckt zu bleiben oder Miriam und der Nemesis den Weg freizuschießen, war gescheitert. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass die neuen Spezialkameras versagen würden. Ohne Zielansprache half ihnen ihre überlegene Feuerkraft wenig. Wenn sie das Unternehmen nicht scheitern lasen wollten, blieb ihnen nur der Plan B, in den bislang nur Colonel Farr, sie selbst und mittlerweile auch der Waffenoffizier eingeweiht waren.
    Miriam sollte ihre Chance bekommen, auch wenn letztendlich sie, Ortega, den Preis dafür würde bezahlen müssen. Ein Verstoß gegen den Vertrag von Kuparro wog schwer und war ihres Wissens seit Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen …
    Der Waffenoffizier, Captain Masao, war inzwischen wieder auf der Brücke eingetroffen. Ortega schaltete ihr Mikrofon ab und winkte ihn zu sich. Sie

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