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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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dass sie das Schauspiel auf dem Monitor weiterverfolgen konnten.
    Vor ihnen, fast zum Greifen nah, war eine Sonne aufgegangen. Der 80-Tonnen-Koloss, den die Ignis in ihrem Laderaum verborgen hatte, explodierte mit der Energie von 800 Millionen Tonnen TNT. Spätere Auswertungen ergaben, dass der Plasmaball gerade einmal zehn Meilen groß gewesen war, bevor er auseinandergerissen wurde und in einem ringförmigen Nachleuchten verglomm. Vermutlich wurden die Burgons nicht durch die Explosion selbst, sondern durch die enorme Hitzestrahlung getötet. Die Todeszone betrug nach späteren Berechnungen weniger als zwei Millionen Kubikmeilen.
    Ortega hatte sich also völlig umsonst um die Sicherheit des Schiffes gesorgt, und Colonel Farr würde sich vermutlich prächtig amüsieren, falls er jemals davon erfuhr. Aber das konnte sie verhindern, und im Übrigen war es nicht ihre Schuld, dass sie sich mit derart archaischen Waffen nicht auskannte. Die fünfstufige Wasserstoffbombe war immerhin fast zweihundert Jahre alt gewesen und nach Farrs Worten nur deshalb noch auf Pendragon Base eingelagert, weil sich niemand die Mühe hatte machen wollen, sie zu entsorgen.
    Im Moment gab es jedoch Wichtigeres, denn noch konnten sie nicht sicher sein, dass sich der Einsatz gelohnt hatte.
    »Maximale Vergrößerung!«, ordnete Ortega an und starrte wie jeder auf der Brücke auf den weiß markierten Ring, der auf dem Monitorbild die Tunnelöffnung markierte. Er war kaum größer als eine Erbse, und Miriams Schiff würde noch winziger sein, wenn es sich nach dem N-Raum-Transfer materialisierte.
    Roberta Ortega spürte, wie sich ihr Pulsschlag beschleunigte, während ihre Hände die Armlehnen des Sessels umkrampften. Es gab nichts, was sie noch tun konnte, und das Bewusstsein der eigenen Hilflosigkeit steigerte ihre Nervosität noch zusätzlich.
    »Nun, mach schon, Kindchen«, flüsterte sie lautlos. »Komm endlich da raus …«
    Und dann, als ihr die Furcht schon kalt und feucht in den Nacken kroch, war da doch eine Bewegung, nur ein winziger heller Funke, aber sie sah ihn, und die anderen sahen ihn auch. Der Funke wurde größer, nicht viel, und Ortega war klar, dass sie aus dieser Entfernung ohnehin nicht mehr als das Triebwerksfeuer der Nemesis würden erkennen können. Aber sie wusste, was die Präsenz dieses winzigen weißen Punktes hier in der Heimat des Feindes bedeutete, nicht nur für Miriam Katana. Colonel Farr hatte ihr von den Stimmen der Toten erzählt, die Miriam auch nach all den Jahren immer noch hörte. Vielleicht würden sie verstummen, wenn sie getan hatte, was getan werden musste. Roberta Ortega kannte solche Stimmen, auch wenn sie gelernt hatte, sie zu übertönen …
    »Engstrahlverbindung herstellen!«, kommandierte sie mit belegter Stimme und wischte sich mit einer verstohlenen Bewegung eine Träne aus dem Augenwinkel.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis die Verbindung zustande kam, und als Miriams Gesicht endlich auf dem Monitor erschien, war es aufgrund der groben Rasterung und zahlreicher Störungen kaum zu erkennen. Dennoch fiel der Kommandantin ein Stein vom Herzen.
    »Captain Katana, können Sie mich verstehen?«
    »Jawohl, Lieutenant Colonel«, meldete sich Miriams vertraute Stimme ein wenig verzerrt durch das Knistern und Knacken des Audio-Kanals. Sie klang kühl und beherrscht. Zu kühl, wie Roberta Ortega fand. »Danke für die perfekte Vorarbeit.«
    »Nicht der Rede wert, Captain.« Die Kommandantin grinste. »Alles wohlauf an Bord, auch Mr. Fisher?« Die Ablenkung war beabsichtigt. Ortega wollte keinen wehmütigen Abschied, ihr war ohnehin schon zum Heulen zumute.
    »Mr. Fisher geruht beleidigt zu sein, weil Sie ihm den Weg freigeschossen haben. Er hätte lieber den Helden gespielt.« Irgendjemand, und natürlich wusste Ortega, wer dieser Jemand war, protestierte im Hintergrund. Dann wieder Miriam. »Er lässt Sie im Übrigen grüßen.« Sie lachte, aber es klang nicht echt.
    »Miriam?«
    »Ja, Commander?«
    »Du hast Angst, nicht wahr?«
    Einen Moment lang war nur Rauschen und Knistern zu hören. Dann antwortete die junge Frau leise, beinahe verlegen: »Das stimmt. Ich dachte, es wäre leichter.«
    »Das ist es nie, Kindchen.« Es machte Ortega nichts aus, dass die anderen mithören konnten. »Aber wenn du keine Angst hättest, würde ich mir mehr Sorgen machen. Du wirst zurückkommen, da bin ich ganz sicher.«
    »Und wenn nicht?«
    Es klang so kläglich, dass sich die Kommandantin räuspern musste, bevor sie

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