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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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antworten konnte.
    »Dann kommen wir euch holen, Colonel Farr und ich, verlass dich drauf!«
    »Danke, LC, danke für alles.« Miriams Stimme klang wieder etwas gefasster.
    »Dann bis bald, Captain, und grüßen Sie die Mannschaft von uns.«
    »Danke. Morituri te salutant!«
    Roberta Ortega sollte nie erfahren, ob die Anspielung ernst gemeint war, denn in diesem Augenblick brach die Verbindung ab. Und so blieben Miriams Worte bis zu der verstümmelten Nachricht kurz vor ihrem Verschwinden das letzte Lebenszeichen von der Nemesis und ihrer Mannschaft. Die Todgeweihten grüßen dich …
        

Malmari Bay

    »Das ist eine seltsame Geschichte, Mr. Farr«, sagte der Mann im Rollstuhl, »beinahe unglaublich. Und diese Aufnahmen sind wirklich echt?« Er deutete auf die beiden Hologramm-Fotos, die zusammen mit einem Briefumschlag auf seinen Knien lagen. Auf den ersten Blick ähnelten sich die Aufnahmen der explodierenden Sterne. Die Unterschiede in der Struktur der abgestoßenen Hüllen wurden erst bei näherer Betrachtung offenbar.
    Sie standen auf der Terrasse des Hauses, deren Marmorboden im Licht der untergehenden Sonne rötlich schimmerte. Der Wind blies warm und sanft durch die Oleanderbüsche, und tief unter ihnen rauschte das Meer. Malmari Bay war ein exklusiver Ort und eine Einladung auf das Leandros-Anwesen eine seltene Auszeichnung.
    »Das sind sie, Mr. Leandros«, erwiderte der hochgewachsene Mann, dem man trotz seiner Zivilkleidung den Militär ansah. »Mrs. Ortega hat Ihnen das ja bereits bestätigt.«
    Die dunkelhaarige Frau in seiner Begleitung lächelte verbindlich, aber in ihren Augen funkelte es verdächtig. Sie mochte es nicht, wenn man ihre Worte in Zweifel zog.
    »Nichts für ungut«, fuhr der Reeder in beschwichtigendem Ton fort, »Auch meine Quellen bestätigen Ihre Aussagen bezüglich der Sternexplosionen. Was allerdings die Verschwörung anbetrifft, so fürchte ich, dass man Ihnen damit einen Bären aufgebunden hat. Ich habe eben mit Professor Niemeyer vom Hawkins-Institut gesprochen, und er hat mir versichert, dass niemand in der gesamten Föderation eine derartige Bombe konstruieren kann.«
    »Aber die Geschichte der ›Höhlenkinder‹ ist doch authentisch«, warf Farr ein.
    »Das ist sie, leider.« Der Mann im Rollstuhl senkte den Blick. »Mein Frau und ich hatten damals eine Stiftung ins Leben gerufen, um die Überlebenden zu unterstützen. Den meisten konnten wir auch helfen, aber leider nicht allen …«
    »Was ist denn passiert?«
    »Eines der Mädchen starb zusammen mit ihren Pflegeeltern bei einem Bootsunfall auf Patonga – eine tragische Geschichte. Ich glaube, es hieß Miriam … Miriam Kasuka. Aber das ist inzwischen fast dreißig Jahre her.«
    »Dann ist …« Farr brach ab. Ihm war plötzlich schwindlig.
    Seine Begleiterin eilte mit raschen Schritten hinzu und stützte ihn, bis sie spürte, dass die Kraft in seinen Körper zurückkehrte. »Ganz ruhig, Colonel, Sie werden doch jetzt nicht schlappmachen.«
    »Sie ist also tot.« Es war keine Frage, aber etwas im Klang seiner Stimme ließ den alten Leandros aufhorchen. Er hob den Kopf und musterte seinen Gast mit neu erwachtem Interesse.
    »Tut mir leid, Mr. Farr, ich wusste nicht, dass es um etwas Persönliches geht.« Er winkte ungeduldig ab, als Farr etwas einwenden wollte, und fuhr fort: »Wenn wir etwas für Sie tun können, lassen Sie es mich wissen. Für uns ist es auch etwas Persönliches, und ich schwöre Ihnen, wenn ich etwas mit diesen Bomben zu tun hätte, würde ich es Ihnen sagen. Und ich wäre stolz darauf, verdammt stolz!«
    »Das wissen wir doch, Dimitris«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Sie gehörte einer dunkelhaarigen, nicht mehr ganz jungen Frau, deren Erscheinung dennoch automatisch die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zog. Sie war von jener seltenen Schönheit, der Jahre nichts anhaben konnten. »Darf ich unsere Gäste zu Tisch bitten?«
    Farr nickte dankbar.
    Sie aßen schweigend und genossen die Speisen und den Hauch von Unwirklichkeit, den dieses einsam gelegene Haus inmitten einer verzauberten Landschaft ausstrahlte. So musste es auf Pegasos Forest ausgesehen haben – davor.
    »Unser Sohn ist auf Pegasos gestorben«, sagte Carlotta Leandros plötzlich, als hätte sie Farrs Gedanken gelesen. »Er hieß Nikolas und hatte Malerei studiert. Seine Lehrer sagten, er könne es schaffen …« In ihren Augen glänzten Tränen.
    »Nein, Carlotta.« Die Stimme des alten Mannes klang beunruhigt. »Bitte

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