Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
Vom Netzwerk:
auf die so demonstrativ zur Schau gestellte Gastfreundschaft reagierte, bestätigte Johnny in seiner Bewertung des IQs von Erlebnis-Touristen im Allgemeinen und Patonga-Reisenden im Besonderen. Schon während des Transfers waren ihm jene Passagiere am sympathischsten gewesen, die entweder schliefen oder sich mit ihren Terminals oder Readern beschäftigten. Leider waren die anderen in der Mehrheit, sodass sich Johnny alsbald eine Reset-Taste wünschte, um all den zwangsweise mitgehörten Schwachsinn aus seinem Gedächtnis tilgen zu können. Intelligenz war offenbar eine rezessive Erbanlage, und so fühlte sich Johnny während des Begrüßungsrituals eher als Teil einer ahnungslos äsenden Wildherde, deren Köpfe und Schulterblätter längst im Visier der Jäger sind. Gleich würden die ersten Schüsse fallen …
    Natürlich geschah nichts dergleichen – Schusswaffen waren auf Patonga verboten und illegaler Waffenbesitz wurde angeblich streng verfolgt –, dennoch ließ Johnnys Anspannung erst nach, als das Schwebetaxi abhob und der Raumhafen hinter ihnen zurückblieb.
    »Waren Sie schon öfter hier, Sir?«, erkundigte sich der Pilot nach einer Weile, ohne seinen Blick von den Instrumenten abzuwenden.
    »Nein, warum?«
    »Weil das ›Excelsior‹ eigentlich ein Geheimtip ist«, erwiderte der braunhäutige Mann mit einem Lächeln. »seriös, relativ komfortabel und am Rand der Touristenzone. Eine gute Wahl, Sir.«
    »Danke, das soll mir recht sein.«
    »Sind Sie geschäftlich hier?«
    »Ich versuche, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden«, erklärte John zurückhaltend.
    »Entschuldigung, Sir, das geht mich natürlich nichts an.«
    »Kein Problem, Mr. Pradeygoth«, Johnny hatte beim Einsteigen das Namensschild des Piloten studiert und die Aussprache ein paar Mal in Gedanken geübt, »wir haben alle unsere kleinen Schwächen.«
    Für einen Augenblick glitt das Lächeln von den Lippen des Piloten, dann hatte er sich wieder gefangen. »Danke Sir, das erspart uns Peinlichkeiten.«
    »Inwiefern?«
    »Nun, die meisten Touristen haben nichts gegen ein paar Tipps hinsichtlich bestimmter mehr oder weniger seriöser Amüsements, aber die kann ich mir bei Ihnen wohl sparen. Sie scheinen ja bereits zu wissen, was Sie wollen.«
    Johnny ignorierte die unausgesprochene Frage und begnügte sich mit einem zustimmenden Nicken. Dass man ihm sein Desinteresse an den ortsüblichen Vergnügungen so deutlich ansah, war allerdings ein Alarmzeichen.
    Der Pilot war zwar vermutlich harmlos, aber er musste vermeiden aufzufallen. Besser, er bemühte seine Legende …
    »Ich bin Videokünstler«, bemerkte er mit einem, wie er hoffte, leicht infantilen Grinsen.
    »Ich verstehe«, grinste der junge Mann zurück. »Dann werden Sie Ihre Arrangements schon getroffen haben.«
    »Korrekt, aber das sollte unter uns bleiben, Mr. Pradeygoth. Die Konkurrenz schläft nicht.«
    »Das versteht sich von selbst, Sir«, erklärte der Pilot würdevoll und ließ Johnnys Barchip in der Tasche verschwinden. »Das hier ist mein Direktruf – nur für den Fall, dass Sie es mal eilig haben.«
    »Das wollen wir doch nicht hoffen.« Dennoch nahm Johnny das Angebot an und übertrug die Daten in sein Compad.
    »Nur für alle Fälle, Sir. Wir sind im Übrigen gleich da.«
    Das »Excelsior«, ein weißes Gebäude im mediterranen Stil, lag eingebettet in eine weitläufige Gartenanlage, die sich hügelabwärts bis hinunter zum Meer erstreckte. Zwischen Strand und Hotel glitten die gläsernen Gondeln einer Seilbahn wie schwerelos über das üppige Grün. Das gesamte Anwesen strahlte eine Aura luxuriöser Gediegenheit aus, die selbst Johnny für Sekunden seinen Auftrag vergessen ließ.
    »Ihre ID-Karte bitte, Sir«, wandte sich der Pilot an seinen Passagier und schob auf Johnnys erstaunten Blick hin die Erklärung nach: »Sie können gleich von hier aus einchecken.«
    Mit einem zufriedenen Tonsignal akzeptierte der Scanner die Chipkarte, während das Lufttaxi wie von einem unsichtbaren Seil gezogen auf das Hoteldach zuschwebte. Noch bevor die Kufen des Gleiters auf dem Landekreuz aufsetzten, trat das Empfangskommando in Gestalt von zwei Hotelbediensteten aus einer Automatiktür und marschierte gemessenen Schrittes auf den Landeplatz zu. Der größere der beiden, ein dunkelhäutiger Mann in Portier-Uniform, zog einen Kofferwagen hinter sich her. Seine Begleiterin, eine auffallend attraktive Südländerin mit straff zurückgekämmtem Haar und einem knapp geschnittenen

Weitere Kostenlose Bücher