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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Flottenstützpunkt der Föderation. Aber für Raymond Farr würde es kein gewöhnlicher Tag sein. Jemand war ihm auf der Spur – jemand oder etwas. Vermutlich ging es dabei weniger um seine Person als um das Projekt, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie in Gefahr waren. Farr glaubte nicht, dass dieses Malik-Geschöpf aus eigenem Antrieb handelte. Jemand hatte es geschickt, und dieser Jemand wusste vermutlich genau, was er tat.
    Als Morcelli von den angeblichen Verwandlungskünsten des Wesens berichtet hatte, hatte Farr einen Augenblick lang befürchtet, die Angels hätten damit zu tun. Doch deren Kommunikationseinheiten verübten keine Morde, so wie auch die Angels selbst außerstande waren, physische Gewalt auszuüben.
    Hier war jemand am Werk, für den moralische Aspekte keine Rolle spielten. Jemand, der wie die Goleaner in der Lage war, Lebewesen genetisch zu verändern oder vielleicht sogar zu erschaffen. Dass die Schöpfer der Burgons selbst dahintersteckten, glaubte Farr allerdings nicht. Deren Interesse wäre wohl eher auf ihre unmittelbaren Verfolger gerichtet (falls sie überhaupt davon wussten) als auf eine Mission, die die Nemesis erst aufspüren sollte. Solange er allerdings die Botschaft des Malik-Geschöpfes nicht in den Händen hielt, blieben Überlegungen über dessen Auftrag allerdings reine Spekulation. Vielleicht hatte Morcelli die Kopie ja schon losgeschickt.
    Farr aktivierte das Terminal und gab die Codesequenzen ein, aber sein Postfach war leer. Direktor Morcelli war zwar kooperativ, aber sicherlich kein Computerexperte. Er musste ihm schon etwas mehr Zeit lassen.
    Andere Dinge duldeten keinen Aufschub. Farr formulierte eine Nachricht an die ALLSEC -Zentrale sowie an Jenkins, den Sicherheitschef der Titan-Werft, und schickte sie mit Flash-Priorität ab.
    Er spielte mit dem Gedanken, Roberta Ortega ebenfalls eine Kopie zukommen zu lassen, entschied sich dann aber dagegen. Die Kommandantin (dass sie kein Geschwader mehr befehligte, spielte für Farr keine Rolle) hasste schriftliche Anweisungen. Außerdem hatten sie seit seiner Rückkehr von Agion Oros erst einmal miteinander gesprochen. Roberta wohnte nicht auf dem Stützpunkt (»Bin froh, dass ich aus dem Kindergarten raus bin«), sondern in einem Bergarbeiter-Camp nahe Port Marineris. Über ihre Motive musste Farr angesichts des Männerüberschusses vor Ort nicht spekulieren. Im Augenblick war sie jedoch dienstlich auf Flora Base, wo überwiegend Spezialeinheiten trainierten, und sah sich einige Bewerber persönlich an.
    Ansehen ist gut, dachte Farr und lächelte, nachdem er noch einmal zur Uhr gesehen hatte. Aber jetzt ist der Spaß vorbei, LC.
    Er aktivierte eine Engstrahlverbindung und schaltete die Verschlüsselung ein. Eine knappe Minute verging, bis sich eine verschlafen klingende Frauenstimme meldete: »Ortega hier. Wenn es nicht wichtig ist, bring ich dich um.« Der Bildschirm blieb jedoch dunkel. Offensichtlich hatte die Kommandantin die Kamera abgeschaltet.
    »Guten Morgen, LC«, erwiderte Farr unbeeindruckt. »Es ist natürlich wichtig, sonst hätte ich niemals gewagt, dich zu behelligen. Du wolltest doch sowieso gleich aufstehen, oder?« Er riskierte ein Lächeln und bedauerte, ihre Reaktion nicht sehen zu können. Ein halblaut zwischen den Zähnen herausgepresster spanischer Fluch entschädigte ihn jedoch für das entgangene Schauspiel.
    »Also, was gibt’s, Commander?« Das klang nicht unbedingt freundlich, aber wenigstens gefasst.
    »Ich fürchte, wir haben ein Problem«, begann Farr und wiederholte Morcellis Geschichte in gestraffter Form. »Auf den Docks gelten von heute an verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. Wir müssen verhindern, dass dieses Ding auch nur in die Nähe des Schiffes kommt. Ich glaube zwar nicht, dass es die anderen Besatzungsmitglieder kennt, aber wir dürfen kein Risiko eingehen. Das bedeutet allerdings auch, dass es keine Verpflichtung weiteren Personals gibt.«
    »Das gilt aber nicht für meine Leute«, wandte Ortega ein. »Für die lege ich meine Hand ins Feuer.«
    »Das mag schon sein, LC«, erwiderte Farr unbeeindruckt. »Trotzdem können wir sie nur an Bord nehmen, wenn sie den Stützpunkt in den letzten Wochen nicht verlassen haben. Auf einem gottverlassenen Felsbrocken wie Flora dürfte der Nachweis ja kein Problem sein.«
    »Wahrscheinlich nicht, aber ich werde es überprüfen.«
    »Gut, dann will ich nicht länger stören.«
    » Jetzt störst du ja nicht mehr«, erwiderte Roberta

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