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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Ortega bedauernd. »Trotzdem danke für die Warnung. Du machst dir Sorgen, nicht wahr?«
    »Vielleicht muss ich mich erst wieder daran gewöhnen, LC. Wir reden, sobald du zurück bist.«
    »Dann bis später, Commander.«
    »Bis später, LC.«
    Farr trennte die Verbindung, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Flora war zwar militärisches Sperrgebiet und mit zivilen Schiffen nicht zu erreichen, dennoch war er besorgt. Niemand wusste, über welche Mittel und Fähigkeiten das Wesen verfügte, das man auf ihre Spur gesetzt hatte – nur, dass es keinerlei Skrupel kannte …
    Unter diesen Umständen war an Schlaf nicht mehr zu denken. Wahrscheinlich würde er sich erst wieder sicher fühlen, wenn das Schiff übergeben und die Mannschaft komplett an Bord war. Aber das würde noch Tage, vielleicht sogar Wochen dauern. Die Umrüstung der Hemera war noch immer nicht vollständig abgeschlossen, obwohl Farr alles unternommen hatte, um die Fertigstellung zu beschleunigen. Der Kampf gegen säumige Lieferanten und die Mühlen der Bürokratie war frustrierend – was ihn allerdings nicht davon abhalten würde, noch vor Schichtbeginn zu den Docks hinauszufahren und den Verantwortlichen auf die Zehen zu treten.
    Raymond Farr stand auf, absolvierte ein paar Dehnübungen und ging dann ins Bad, um sich frisch zu machen. Als er eine halbe Stunde später umgekleidet und frisch rasiert schon fast auf dem Weg zum Fahrstuhl war, fiel ihm ein, dass er etwas vergessen hatte. Das Terminal im Arbeitszimmer lief nach wie vor im Stand-by-Betrieb, sodass es nur wenige Augenblicke dauerte, bis er sein Postfach aktiviert hatte. Diesmal enthielt es die erwartete Nachricht. Direktor Morcelli hatte Wort gehalten.
    Mit klopfendem Herzen öffnete Farr die Datei und fand eine Textnachricht vor, an deren Authentizität er trotz des irritierenden Umstandes, das sie angeblich von einem erst wenige Monate alten Vogelwesen stammte, keinen Augenblick zweifelte:
      
Ich muss jetzt gehen und danke für alles, was ich lernen durfte. Nun kenne ich eure Sprache und eure Art zu denken.
Ihr werdet mich hassen für das, was ich getan habe, denn ihr wisst nicht, dass es Schlimmeres gibt als das Nichtsein, viel Schlimmeres …
Ich habe den Fluch von meinen unglücklichen Brüdern genommen, die Kette der Wiedergeburten zerrissen. Es war das Einzige, was ich für sie tun konnte.
Doch bald kommt die Stunde der Vergeltung. Ich werde den Schöpfern der Burgon-Monster folgen, und einer von euch wird mir dabei helfen – ein Soldat namens Raymond Farr. Ich muss ihn finden, denn nur er besitzt den Schlüssel.
Ihr solltet nicht versuchen, mich aufzuhalten, denn jede Transformation kostet Menschenleben und wertvolle Zeit. Begrabt meine unglücklichen Brüder in Ehren und der Gewissheit, dass ihr Martyrium gerächt werden wird.
Mich vergesst besser wie einen bösen Traum.
M.
      
    So bedrohlich die Botschaft auch klang, lieferte sie dennoch eine einigermaßen plausible Erklärung für das Verhalten des Wesens, das – davon war Raymond Farr nun endgültig überzeugt – bereits auf dem Weg zu ihnen war. Es hatte getötet und würde auch weiter töten, darüber bestanden keinerlei Zweifel, dennoch handelte es aus seiner Sicht rational und nicht aus Mordlust, auch wenn das für seine Opfer letztlich ohne Belang war.
    Daneben bestätigte die Nachricht auch Farrs Annahme, dass das Malik-Geschöpf keine Kreatur der Goleaner war, sondern im Gegenteil jemand, der Grund hatte, die Schöpfer der Burgons zu hassen. Allem Anschein nach machte er sie auch für das Schicksal der Vögel verantwortlich, die seinen Worten nach keineswegs nur das zufällige Ergebnis eines genetischen Experimentes gewesen waren. Wenn Maliks Mitgefühl für seine »unglücklichen Brüder« echt war, dann hatte man ihnen möglicherweise etwas angetan, das Farr sich weder vorstellen konnte noch wollte: die Gefangenschaft in einem fremden, unzulänglichen Körper, animalischen Trieben ausgesetzt mit dem Zwang zu endloser Wiedergeburt … Was war das überhaupt für eine Spezies, der sowohl das Malik-Wesen als auch die »Gefangenen« angehörten, und wie war sie mit den Goleanern in Konflikt geraten? Gab es außer den Angels und der Menschheit noch eine dritte Zivilisation, mit der noch niemand, außer vielleicht den Goleanern, in Kontakt getreten war? Oder stammten diese Geschöpfe letztlich doch von den Goleanern ab und hatten sich irgendwann gegen ihre Schöpfer gewandt? Raymond Farr wusste es nicht und

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