Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold

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Männer reagieren, wenn sie herausfanden, dass er allein war? War die Fahrt zurück überhaupt Teil der Vereinbarung? Oder hatte Ailin längst Vorkehrungen für ihr Untertauchen getroffen, nachdem sie sich seiner Begleitung entledigt hatte?
    John Varley wusste es nicht, und es gab auch keinerlei Möglichkeit, es herauszufinden, bevor die Männer zurückkehrten.
    Er konnte nur warten … 5 Minuten … 10 … 20 …
    Er hatte viel Zeit nachzudenken, und insgeheim leistete er seinem Faktotum Abbitte, das ihn nicht nur einmal vor diesem Unternehmen gewarnt hatte. Johnny hatte jeden Fehler begangen, der überhaupt möglich war, und ohne Rays Geschenk läge er jetzt mit durchtrenntem Hals neben den toten Zeugen. Und seine Ex-Geliebte würde ihre Belohnung kassieren …
    Dann endlich Schritte. Die beiden Männer unterhielten sich halblaut, aber da sie in einem Einheimischen-Dialekt sprachen, vermochte John sie ohnehin nicht zu verstehen. Schließlich verstummte das Gespräch; der Fahrer stieg ein, und nur Sekunden später öffnete der Monteur die Hecktür. Er warf nur einen flüchtigen Blick in Johns Richtung und reagierte auch nicht auf dessen halbherzige Okay-Geste. Johnny ließ den Daumen sinken und flüsterte seiner unsichtbaren Begleiterin etwas zu, das niemand außer ihm verstehen konnte, und zuckte ob der imaginären Antwort mit den Schultern. Der Monteur wuchtete wortlos seinen Werkzeugkoffer auf die Ladefläche und schloss die Tür.
    Bange Sekunden vergingen, und Johnnys Pulsschlag schnellte erneut in die Höhe. Dann endlich brummte der Motor auf, und das Fahrzeug setzte sich in Bewegung. Als es am Ende der Ausfahrt vor der Schranke hielt, hielt John noch einmal den Atem an, doch seine Furcht erwies sich als unbegründet. Nur Sekunden später fuhr der Transporter wieder an, passierte die Schranke und bog schließlich in die Hauptstraße ein.
    Erleichtert stieß Johnny den Atem aus und genoss die Beschleunigung des Elektromobils, das rasch Fahrt aufnahm. Um diese Zeit – es ging inzwischen auf Mitternacht zu – herrschte offenbar kaum noch Verkehr, und entsprechend zügig waren sie unterwegs. Als John Minuten später erstmals einen Blick durch den Sichtspalt zum Fahrerhaus riskierte, hatten sie die Stadt bereits verlassen.
    Einigermaßen beruhigt ließ er sich auf seinen Sitz zurücksinken und überdachte seine weiteren Schritte. Trotz aller Anspannung rechnete er nicht damit, dass man sie jetzt schon verfolgte. Aber selbst wenn er unbehelligt bis Laijdan kam, war noch nichts gewonnen.
    Ich muss hier weg! Und dieses »hier« umfasste nicht nur ein oder zwei Orte, sondern den gesamten verdammten Planeten. Ihm blieben sechs Stunden, maximal acht, um zu verschwinden, und Johnny hatte nicht vor, diese Frist auszuschöpfen.
    In der nächsten halben Stunde beschäftigte er sich mit seinem Compad, lud Karten und Flugpläne aus dem Speicher und prägte sich die Daten ein. Danach absolvierte er ein paar Entspannungsübungen und wählte anschließend eine Nummer aus dem Kontaktbereich.
    »Lotos-Luftransportservice, was kann ich für Sie tun?«, meldete sich eine ebenso unternehmungslustig wie munter klingende Männerstimme. Der junge Pilot schien keine Müdigkeit zu kennen.
    »Eine Menge, Mr. Pradeygoth«, erwiderte John mit grimmiger Betonung. »Sie können Geld verdienen und einem alten Mann aus der Patsche helfen.«
    »Oh, der Videokünstler aus dem ›Excelsior‹ …«
    »Genau der, und die Angelegenheit duldet leider keinen Aufschub.«
    »Gut, Sir, dann sollten wir Klartext reden.« Es war keine Bitte.
    »Werden Sie abgehört, Mr. Pradeygoth?« Johnny grinste, als es einen Moment lang still blieb.
    »Das wäre geschäftsschädigend, Sir.« Die Antwort klang ein wenig pikiert.
    »Also gut, was ich Ihnen biete, ist das Fünffache des üblichen Satzes. Dafür muss es schnell gehen, und es sollten unterwegs noch ein paar Arrangements getroffen werden.«
    »Wie schnell?«
    »So schnell wie möglich. Ich komme in etwa zwei Stunden in einem Provinznest namens Laijdan an. Die Koordinaten gebe ich Ihnen, wenn wir handelseinig sind. Sie sollten da sein.«
    »Das kostet Sie eine Stange Geld, Sir …« Die Stimme des Piloten klang zweifelnd.
    »Ja, und?«
    »Wenn die Sache heiß ist, wiegt das Geld den Ärger vielleicht nicht auf.«
    Der junge Mann hatte nicht nur ein gutes Gedächtnis, er hing offenbar auch an seinem Job – und an seinem Leben. Aber Johnny war vorbereitet.
    »Mag sein. Deshalb habe ich zusätzlich eine