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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Information für Sie – eine ziemlich brisante Information. Sie können sie für sich behalten oder weitergeben. Gewisse Leute würden Letzteres vielleicht zu schätzen wissen.«
    »Sie bluffen, Sir.«
    »Auch, wenn ich Ihnen sage, dass ich gerade aus Peshara komme?«
    Tiefes Einatmen, dann: »Sie haben sich doch nicht etwa mit jemandem angelegt?«
    »Nein, aber eine Freundin, die keine war. Sie ist dort zu finden – vielleicht …«
    »Ich verstehe, Sir«, erwiderte der Pilot nach einer fast unmerklichen Pause. »Was benötigen Sie außerdem?«
    »Ein Ticket für den nächsten erreichbaren Linienflug, eine Reisetasche mit dem typischen Touristenkram und vielleicht etwas zum Beruhigen, falls es wider Erwarten doch Ärger beim Umsteigen gibt.«
    »Okay, Sir, können Sie mir ein Peilsignal geben?«
    »Falls wir uns einig sind, ja. Sie wissen, dass es selbst hier draußen eine Sphere -Anbindung gibt?«
    »Ich hoffe, Sie wollen mich nicht beleidigen, Sir.«
    »Keineswegs, Mr. Pradeygoth. Alles, was ich will, ist, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Ich möchte nur still am Kamin sitzen, am besten mit einem guten Glas Portwein in der Hand.«
    »Das ist nachvollziehbar, Sir. Wann bekomme ich die Information?«
    »Am Raumhafen, nach dem Check-in.«
    »Einverstanden, Sir, schalten Sie jetzt bitte das Peilsignal ein.«
    »Ist aktiv, dann habe ich also Ihr Wort, Mr. Pradeygoth?«
    »So, wie ich das Ihre, Sir. Wir holen Sie da raus.«
    »Dann bis später.«
    »Bis später, Sir.«
    John trennte die Verbindung und lehnte sich zurück.
    Der Motor brummte beruhigend, während der Wagen über die unebene Piste stampfte und schlingerte. John Varley absolvierte noch ein paar seiner Übungen und dachte dabei an seinen alten Ledersessel im Kaminzimmer, bevor er endlich in einen unruhigen Halbschlaf hinüberdämmerte, aus dem er erst kurz vor dem Ziel erwachte.
      
    Acht Stunden später saß Johnny entspannt auf einem Fensterplatz im First-Class-Bereich der Blue Lady, einem Linien-Schiff der Carnival-Gruppe, das ihn zusammen mit etwa achthundert anderen Passagieren zurück nach Kassandra Center bringen würde.
    Sein Herzschlag hatte sich beruhigt, und sein Blutdruck lag – zumindest nach Ansicht seines Compads – zum ersten Mal seit Tagen im Normalbereich. Der Ticketpreis inklusive Vermittlungsgebühr war horrend gewesen, aber Johnny hätte auch das Doppelte gezahlt, um von Patonga wegzukommen. Wenn er aus dem Fenster schaute, schimmerte der blaue Planet unter ihnen wie ein Juwel – ein paradiesisches Eiland im Ozean des Nichts. Wie sehr dieser Eindruck täuschte, wussten die wenigsten, und daran würde sich auch nichts ändern. John Varley jedenfalls hatte nicht vor, das Fiasko seiner Mission publik zu machen. Es war schlimm genug, dass er selbst damit leben musste.
    Ray würde alles andere als glücklich sein über seinen Bericht, obwohl sich ihre Vermutung, Miriams angeblichen Unfalltod betreffend, bestätigt hatte. Es hatte nie einen Unfall gegeben, aber das war auch schon das einzige Resultat, das er vorweisen konnte, und der Preis dafür war hoch gewesen – viel zu hoch. Zwei Menschen waren gestorben, und falls Ailin noch am Leben war, würde sie sich bald wünschen, tot zu sein. Angeblich war die Wirkung des Neuroschock-Projektils nicht tödlich, aber das machte es für Johnny eher noch schlimmer, denn er hatte sie ausgeliefert. Was sie getan hatte, änderte nichts daran.
    Looking-glass upon the wall, who is fairest of us all?, deklamierte Johnny in Gedanken. Schlaf fest und für immer, Schneewittchen …
    Dann trank er sein Glas mit einem Zug aus und bestellte einen weiteren Whiskey. Es blieb nicht der letzte.
        

Die »Hemera«

    Der Tag begann mit guten und schlechten Nachrichten. Am Morgen hatte Raymond Farr noch einmal vergeblich versucht, Johnny zu erreichen. Wie schon beim letzten Mal hatte sich dessen Faktotum wenig mitteilungsfreudig gezeigt. John Varley sei auf einer Geschäftsreise, und er sei nicht befugt, nähere Auskünfte zu erteilen. Selbst nachdem Ray ihn aufgeklärt hatte, dass Johnny ja in seinem Auftrag unterwegs sei, war der elektronische Butler abweisend geblieben, hatte schließlich jedoch durchblicken lassen, dass sich John schon seit Längerem nicht gemeldet habe. Farr konnte also nur hoffen, dass seinem alten Kumpel nichts zugestoßen war. Auf dessen Unterstützung bezüglich des Malik-Wesens konnte er unter diesen Umständen nicht mehr rechnen. Der Countdown für den Start der

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