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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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blass und übernächtigt, obwohl die medizinische Abschlussuntersuchung keinen auffälligen Befund auswies. Lefevre hatte auf Pendragon Base ein Restaurant betrieben und war mit Henry Jenkings, dem Bordingenieur der Nemesis, verlobt. Raymond Farr kannte die trüben Gedanken und nächtlichen Grübeleien nur zu gut, die ihr wohl mehr zu schaffen machten, als sie sich selbst und anderen gegenüber eingestehen wollte. Aber wo lag die Grenze dessen, was er als Kommandant zulassen durfte? Farr wusste es nicht und konnte nur hoffen, dass Annie sich wieder fing, wenn die Hemera endlich unterwegs und wieder der Alltag eingekehrt war.
    Sein Compad piepste. Der Sicherheitsdienst wollte wissen, ob er eine Mrs. Ortega identifizieren könne, die »mit drei zwielichtigen Gestalten« Zugang zu seinem Apartment verlange. Farr grinste, ließ sich aber der Form halber ein Standbild der Überwachungskamera übermitteln, um anschließend Ortegas Identität zu bestätigen.
    Roberta sah gut aus, wie er fand, mit ihren pechschwarzen Locken, die sie seit ihrer Demission offen trug. Er konnte allerdings auch die Bedenken der Sicherheitsleute nachvollziehen. Dem Quartett fehlten nur noch ein paar dunkle Sonnenbrillen und die eine oder andere großkalibrige Waffe, um alle einschlägigen Klischees zu erfüllen. Da er Robertas cholerisches Temperament kannte, sollte er sich besser beeilen.
    Seine Sorge erwies sich indes als unbegründet. Roberta Ortega hatte offenbar nun doch sein Eintreffen abwarten wollen; jedenfalls hatten sich die vier in den Schatten der kleinen Parkanlage zurückgezogen, die zwischen den Wohnblöcken als Ruhezone diente.
    Farr fuhr den Buggy in die Parkbox und war kaum ausgestiegen, als die dunkelhaarige Frau auch schon aufsprang, um ihm entgegenzulaufen. Lächelnd ließ er sich ihre Umarmung gefallen, roch den Duft ihres Parfums – oder war es ihr Haar? – und spürte, wie die Anspannung von ihm abfiel.
    Roberta hatte ihm gefehlt, ihr Lachen, ihre Unbekümmertheit, selbst ihr überschäumendes Temperament und ihre gelegentlichen Provokationen. Ihre Anwesenheit vertrieb die Schatten. Etwas Besseres konnte Farr kaum passieren, so kurz vor dem Aufbruch ins Ungewisse.
    Als sie ihn wieder freigab, tauschten sie die üblichen Komplimente und Anzüglichkeiten aus und gingen dann hinüber zu den anderen. Es waren zwei hochgewachsene, schlanke Männer in hellen Sakkos und eine dunkelhäutige Frau, die Absatzstiefel und eine farbenprächtige Phantasieuniform trug. Auch ohne das seltsame Tierohr, das sie sich aus unerfindlichen Gründen über ihre rechte Ohrmuschel geklebt hatte, hätte sie an einem Ort wie diesem Aufsehen erregt. So aber wirkte ihre Erscheinung regelrecht grotesk.
    »Ich bin Layla«, stellte sie sich gleich selbst vor und grinste bis hinauf zu den so unterschiedlichen Ohren. »Und Sie sin’ vermutlich der Boss«. Ihr breiter Slang klang nach New Harlem oder South Central.
    »Der bin ich, Raymond Farr«, erwiderte Ray und wechselte einen raschen Blick mit der Ortega, die die Szene sichtlich genoss.
    »Is bestimmt ’n harter Job, son Sack Flöhe zu hüten«, bemerkte Layla verständnisvoll und fixierte Ray so intensiv, als wolle sie ein Porträt von ihm anfertigen.
    »Stimmt«, versetzte Farr mit unbewegter Miene. »Aber auf Flora Base ist heute bestimmt auch eine Menge los.«
    »Ach ja?« Laylas Mund blieb halb offen stehen.
    »Freie Drinks für alle«, bemerkte Ray trocken, »von Ihren früheren Vorgesetzten.«
    Ortega wieherte los, die schlanken Sakkoträger grinsten, und einen Moment später verzog sich Laylas Gesicht zu einem ungläubigen Grinsen, bevor sie ebenfalls laut herausplatzte.
    »Der is gut, Mann«, schnaufte sie, als sie wieder zu Atem gekommen war. »Hätt ich Ihnen gar nich zugetraut.«
    »Ich weiß«, sagte Farr und lächelte freundlich. »Aber nun möchte ich auch die beiden Herren kennenlernen.«
    »Okay, Boss, bin schon weg.«
    Als die beiden Männer auf ihn zutraten, dachte er einen Moment lang, sie wären Brüder oder sogar Zwillinge, aber das war ein Irrtum. Er hatte sich von ihrer Größe, der ähnlichen Kleidung und ihrer blassen Haut täuschen lassen. Bei näherer Betrachtung wiesen ihre Gesichter kaum Ähnlichkeiten auf.
    Der junge Mann, der sich als Erik Seeland vorstellte, hatte graublaue Augen, eine feingeformte Nase und weiche, fast mädchenhafte Gesichtszüge. Das Gesicht seines Begleiters, Mario Rybkin, wirkte dagegen beinahe herb, nicht nur aufgrund seiner langen schmalen Nase

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