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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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und der leicht vorstehenden Wangenknochen, sondern auch wegen der ausgeprägten Augenbrauenbögen, die seine Stirn flacher erscheinen ließen.
    Was beide jedoch gemeinsam hatten, war die Art ihrer Bewegungen. Trotz der betonten Lässigkeit ihres Ganges und der leicht nach vorn hängenden Schultern drückte ihre Kopfhaltung angespannte Wachsamkeit aus. Selbst, wenn sie Farr direkt ansahen, huschte ihr Blick ständig nach rechts oder links, als rechneten sie jederzeit mit dem Auftauchen eines Feindes.
    Ihre Angaben zur eigenen Person waren allerdings kaum aussagekräftiger als die üblichen Unterlagen des Militärs: Grundausbildung, ein paar Routineeinsätze, Aufnahme in die Eliteeinheit, Absolvierung einiger Sonderprogramme, Spezialeinsätze während der Kolonialaufstände, diverse Auszeichnungen. Zweifellos waren die beiden perfekt ausgebildete Elitesoldaten, aber die gab es zu Hunderten. Roberta musste spezielle Gründe gehabt haben, gerade sie auszuwählen, und er konnte nur hoffen, dass diese tatsächlich rein fachlicher Natur waren.
    Persönliche Motive konnte er hinsichtlich der jungen Dame mit dem großen Mundwerk allerdings ausschließen, die ein paar Schritte abseits eine Zigarette rauchte, über deren Inhaltsstoffe Farr gar nicht erst nachdenken wollte. Zweifellos musste Layla über herausragende Qualitäten verfügen, wenn Ortega sie trotz ihres gewöhnungsbedürftigen Auftretens ausgewählt hatte …
    Aber das mussten sie in aller Ruhe besprechen, und so verwies Farr die Neuankömmlinge auf den morgigen Schulungstermin an Bord der Hemera und gab ihnen für die nächsten Stunden frei. Mit Roberta verabredete er sich für den Abend. Schließlich hatte sie vorher noch einige organisatorische Dinge zu erledigen, die sowohl die Unterkunft als auch die Ausrüstung und Bewaffnung ihrer Schützlinge betrafen.
    »Du wirst mir einiges erklären müssen«, flüsterte er ihr ins Ohr, als sie sich verabschiedeten.
    »Die Geparden oder unser Goldstück?«, gab die Frau zurück und grinste.
    »Beides, und nun verschwinde!«
    Roberta Ortega gehorchte, allerdings nicht ohne eine letzte Bemerkung, die Farr vorzog zu überhören. Aber vielleicht hatte sie ja auch gar nicht »Spießer« gesagt …
      
    Sie trafen sich in einem Restaurant, das »Bel Mare« hieß und auf mediterrane Küche spezialisiert war. Farr hatte einen Zweiertisch reservieren lassen, damit sie ungestört blieben. Natürlich konnte er nicht ausschließen, dass sie abgehört wurden, aber dagegen sprachen der hohe Geräuschpegel und die Präsenz einiger Stabsoffiziere der Admiralität.
    Die Mehrzahl der Besucher war männlich, und so ähnelte die Atmosphäre eher der eines gehobenen Offizierskasinos als der eines mediterranen Restaurants. Die anwesenden Frauen waren allerdings unschwer als Militärangehörige oder Dienstleisterinnen zu erkennen. Die einen lachten zu wenig, die anderen zu viel …
    In dieser Gesellschaft erregte Robertas Auftritt in großer Robe zu Farrs Erleichterung kaum Aufsehen. Sie trug ein schulterfreies schwarzes Abendkleid, das ihr bis zu den Knöcheln reichte, dazu eine weiße Seidenstola und eine Perlenkette. Mit traumwandlerischer Sicherheit steuerte sie auf ihren Stilettos den Tisch an und ließ sich von Farr, der sich bei ihrer Ankunft erhoben hatte, die Hand küssen. Sie schien ihren Auftritt zu genießen; erst als sie ein wenig umständlich Platz genommen hatte, murmelte sie etwas wie »Mistding« und »viel zu eng«. Farr grinste und winkte dem Kellner.
    Das Abendessen – sie hatte Paella mit Meeresfrüchten und er gegrillte Seezunge geordert – schmeckte so, wie es 50 Millionen Meilen vom Meer entfernt zu erwarten war: nicht wirklich schlecht, aber ein wenig fade. Der Wein war besser, aber Farr hielt sich absichtlich zurück. Immerhin waren noch ein paar Dinge zu klären.
    »Nun sag schon«, begann er schließlich, nachdem der Kellner abgeräumt hatte. »Warum sollten wir ausgerechnet diese drei mitnehmen und nicht ein paar von den Jungs, die sich vor ihnen beworben haben?«
    »Weil sie besser sind«, erwiderte die Frau abweisend. »Wenn du mitgekommen wärst, würdest du das nicht fragen.«
    »Du weißt genau, dass ich hier nicht wegkonnte. Also was ist?«
    »Es sind keine gewöhnlichen Soldaten, Ray. Ich dachte, du hättest das bemerkt.«
    »Mir ist nur aufgefallen, dass sich die Männer irgendwie seltsam bewegen«, räumte er ein. »Na ja, und was deine Rummelplatz-Göre anbetrifft …«
    »Zu Layla kommen wir

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