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Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition)

Titel: Götterdämmerung: Die Gänse des Kapitols (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Förmlichkeit zu nehmen, ließ er sich auf den nächstbesten Sessel fallen und schlug die Beine übereinander.
    »Dann darf ich am besten gleich den Anfang machen, Commander«, schlug Masao vor, nachdem er einen Blick mit dem Bordingenieur getauscht hatte. »Die Ankopplung der neuen Waffensysteme ist so gut wie abgeschlossen. Die Tests können allerdings bis morgen Mittag dauern. Danach sollte die Waffentechnik an Bord komplett einsatzbereit sein.«
    »Gut, dann legen wir den Termin für die Einweisung auf morgen 16:00 Uhr fest.«
    »Wie Sie wünschen, Commander.« Der schwitzende Buddha verbeugte sich leicht. Farr nickte zurück und wandte sich Koroljov zu, der ein wenig angespannt wirkte.
    »Keine Sorge, Commander, wir halten den Termin«, platzte er auch sofort heraus und riskierte ein schüchternes Lächeln. »Die paar Sachen hier sind schnell weggeräumt.«
    »Gut zu wissen«, erwiderte Farr trocken. »Und wer ist mit wir gemeint?«
    Koroljov errötete leicht, fing sich aber sofort wieder.
    »War wohl ein falscher Zungenschlag, Commander. Natürlich ist eine KI keine richtige Person.«
    »Sie meinen Ihre Neuerwerbung?«
    »So eine KI kann man nicht einfach irgendwo erwerben«, erwiderte der Ingenieur. »Man muss sie formen, ihr beibringen, wie man Wissen erwirbt, ihr die Grenzen aufzeigen … Entschuldigung, Commander, das gehört wohl nicht hierher.«
    »Vielleicht doch«, murmelte Farr nachdenklich. »Aber wo liegt am Ende der Vorteil gegenüber den Systemen, die wir jetzt schon haben?«
    »Was Genauigkeit oder Zuverlässigkeit anbetrifft, gibt es keinen«, gab Koroljov zu. »Deshalb greifen wir auf Systemebene ja auf die bewährte Technik zurück. Anders verhält es sich bei komplexen Sachverhalten, wenn zum Beispiel auf Basis aller verfügbaren Daten Entscheidungen zu treffen sind. Dann sollten Sie sich Veras Vorschläge zumindest anhören.«
    »Vera?« Der Kommandant unterdrückte ein Lächeln.
    »Warum nicht? Namen erleichtern die Kommunikation, zumindest im Vergleich mit irgendwelchen technischen Bezeichnungen. Im Übrigen hat unsere Vera vor ein paar Minuten den modifizierten Turing-Test bestanden.«
    »Und das bedeutet?« Farr war durchaus klar, dass er sich auf unsicheres Terrain begab, aber die Andeutung hatte ihn neugierig gemacht.
    »In erster Linie, dass Veras Kommunikationsverhalten selbst für Experten nicht von dem eines Menschen zu unterscheiden ist.« Koroljovs Augen leuchteten.
    »Das würde ich nicht unbedingt eine Errungenschaft nennen«, wandte der Kommandant ein. »Von wem stammte doch gleich der Spruch: ›Alles, was ich gehört habe, war nicht so gut wie Schnaps‹?«
    Kaito Masao lächelte noch etwas breiter, und der Russe zuckte unglücklich mit den Schultern.
    »Womit ich keineswegs etwas gegen die Qualitäten unserer neuen KI gesagt haben möchte«, stellte Farr klar. »Ich hätte nur gern inhaltlich etwas mehr darüber erfahren. Schließlich wird Vera zukünftig für uns die Stimme des Schiffes sein. Aber vielleicht sollten wir das bis zur endgültigen Übergabe verschieben – Terminvorschlag?«
    »Geben Sie mir 48 Stunden.« Koroljov wirkte sichtlich angeschlagen. »Bis dahin dürften auch sämtliche Datenbanken aktualisiert sein.«
    »Einverstanden, dann treffen wir uns übermorgen um 12:00 Uhr hier zur Übergabe.«
    »Danke, Sir«, murmelte der Bordingenieur und errötete erneut, diesmal vor Erleichterung.
    »Dann bis später, meine Herren.« Farr stand auf, nickte den beiden Männern zu und wandte sich zum Gehen. Im Grunde war er nicht unzufrieden. Koroljov und Masao waren Perfektionisten und ihre Zusagen verbindlich. Das galt auch für Edward Chang, der den Reaktor bereits gestern in den Stand-by-Modus gefahren hatte. Die Hemera würde – zumindest, was den technischen Bereich anbetraf – pünktlich startbereit sein.
      
    Auf dem Rückweg machte Farr kurz Station an der Hauptverwaltung, um ein paar Unterlagen nachzureichen und ein Startfenster zu beantragen. Um die Quartiere für die Marines konnte sich Ortega als Chefin der Einsatzgruppe später selbst kümmern. Schließlich musste sie ihn vorher noch von der Qualität ihrer Wahl überzeugen.
    Die wichtigsten Dinge waren also geregelt, dennoch machte er sich Sorgen. Um Annie Lefevre zum Beispiel, die er eben bei der Inspektion des Küchenbereichs getroffen hatte. Ihre Klagen über säumige Lieferanten waren zwar berechtigt, aber sicherlich kein Anlass, die Fassung zu verlieren. Die junge Frau hatte schlecht ausgesehen,

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