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Götterdämmerung (German Edition)

Götterdämmerung (German Edition)

Titel: Götterdämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Schwarzer
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fuhr Tom ihn an. Nicolai zuckte mit den Schultern. „Hast du eine Idee, was das bezwecken sollte?“
    „Der ist durchgeknallt. Ganz einfach“, meinte Marcel.
    „Oh nein! Das hatte einen Grund.“ Tom schüttelte energisch den Kopf. „Der ist nicht einfach nur durchgeknallt – der wollte raus.“
    „Und die haben versucht, ihn aufzuhalten?“, fragte Linda.
    „Vielleicht. Vielleicht hatten sie auch etwas, was er brauchte. Eine Fernbedienung oder ein Entschlüsselungsgerät für den Code des Haupttores. Keine Ahnung.“
    „Aber die Leichen sind hier drinnen“, bemerkte Marcel vorsichtig. „Das bedeutet –“
    „Das bedeutet gar nichts. Nur, dass sie tot sind.“
    „Er ist vielleicht noch hier“, beharrte Marcel. „Vielleicht ist es eine Falle. Möglicherweise sollen wir ihm raushelfen.“
     Tom antwortete nicht. Sein Blick ging durch das offene Regal in Richtung der erstarrten vier RT-Roboter. „Wie viele Menschen haben heute hier gearbeitet?“, fragte er nach einer Weile.
    „Keine Ahnung.“
    „Ruf die Zentrale an und frag nach! Dann suchen wir das Gelände ab, für alle Fälle. Falls sich der Kerl noch irgendwo hier versteckt, kriegen wir ihn.“
    Tom machte das Handzeichen zum Aufbruch, als plötzlich ein ohrenbetäubender Schrei aus seinem Headset drang. Hastig riss er sich den Ohrstöpsel heraus und presste die Hand gegen sein schmerzendes Ohr. Marcel und Nikolai fluchten. Linda stand reglos mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht neben ihnen. Auf Toms Signal hin rannten sie halb taub nach draußen, in die Richtung, aus der sie den Schrei vermuteten.
     
    •
     
    Vince hatte Vera in das kleine Badezimmer im oberen Stock gesperrt und die Tür von außen verriegelt. Vorher hatte er sich noch die Zeit genommen, die Kommunikationsanlage im gesamten Haus unbrauchbar zu machen.
    Durch die Wand drangen Stimmfetzen. Die beiden anderen Männer mussten sich inzwischen ebenfalls im Haus befinden. Panisch überlegte Vera, was sie tun sollte. Sie musste unbedingt Hilfe holen. Hendrik brauchte einen Arzt! Das Bad hatte ein kleines Fenster, durch das sie klettern konnte, aber sie war nicht mehr besonders gelenkig und draußen konnte man sich nirgends festhalten. Sie würde sich alle Knochen brechen.
    Trotzdem öffnete sie das Fenster und starrte in den dunklen Garten hinaus. Vielleicht konnte sie Ben warnen, falls er hier auftauchte. Er musste nicht auch noch in den Überfall verwickelt werden. Im Moment sah sie jedoch nur eine Gestalt, die den Garten bewachte. Als die Gestalt bemerkte, dass Vera das Fenster geöffnet hatte, gab sie einen Warnschuss in ihre Richtung ab. Die Kugel schlug in den Fensterrahmen ein. Vera zuckte zusammen und kauerte sich auf den Boden.
    Kurz darauf wurde die Badezimmertür aufgerissen und Vince stand vor ihr. Vera bemerkte, dass er große helle Augen hatte, die eine solche Kälte ausstrahlten, dass sie fröstelte. Er hielt ein Messer in der Hand, das er drohend auf sie richtete.
    „Los, komm mit!“, fuhr er sie an und wies zur Treppe. Vera zwängte sich ängstlich an ihm vorbei durch die Tür. Der Fremde schlug ihr den Knauf seines Messers in den Rücken, sodass sie fast die Treppe hinunter gestürzt wäre. Im letzten Moment fand sie Halt am Geländer. Er stieß Vera in den Wohnbereich und befahl ihr, sich auf einen Hocker direkt vor das Terrassenfenster zu setzen. Vera kauerte sich auf den Rand des Hockers, als würde sie jeden Moment aufspringen wollen. Aber sie dachte nicht mehr an Flucht. Nicht im Augenblick.
    In ihrem Haus befanden sich nun fünf Fremde. Abgesehen von den drei Männern, die sie schon gesehen hatte, gab es noch ein älteres Paar, das sich eng umschlungen auf ihrer Couch räkelte und sie neugierig anstarrte. Die drei Männer liefen im Raum umher. Vera bemerkte, dass der große Esstisch unter einem Stapel aus Eiskrem, Popcorn und Würstchen begraben war, die aus ihrem Kühlschrank stammten. Derek, der Hausroboter, trug eine leere Eiskremschachtel auf dem Kopf. Gelbweiße klebrige Tropfen liefen über sein Gesicht.
    „Die Alte wollte türmen“, sagte Vince.
    „Mach sie doch fertig!“, erwiderte ein ungepflegt wirkender Mann mit faulen Zähnen, dessen Anblick Vera so grässlich fand, dass sie sich abwandte.
    „Erst wenn wir den Bastard haben.“
    „Wer weiß, wann der hier auftaucht“, widersprach die Frau auf der Couch und legte ihre Füße auf den kleinen Couchtisch aus Mahagoni.
    „Der kommt schon. Macht sich garantiert vor Angst in die Hosen und rennt

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