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Götterdämmerung in El Paso (German Edition)

Götterdämmerung in El Paso (German Edition)

Titel: Götterdämmerung in El Paso (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick DeMarinis
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Mädchen bedachte Spode mit einer wahren Schimpfkanonade, woraufhin Spode sie packte und ihr dünnes Kleid vom Ausschnitt bis zur Taille in zwei Teile riss. Er trat einen Schritt zurück und weidete sich am Anblick des entdeckten Neulands. Die kleinen, braunen Brüste des Mädchens waren kümmerlich wie Mexiko, aber Spode betrachtete sie, als breite sich Eldorado vor ihm aus. Das Mädchen bedeckte ihre Blöße mit ihren dürren Ärmchen.
    »Hast du nicht in Denver mein Bett neu bezogen?«, wurde sie von Spode gefragt.
    Sie blickte verstört. » No comprendo, señor «, sagte sie und ihr schmächtiger Körper fing an zu zittern.
    »Oder in meinem Zimmer in Tucson Staub gesaugt? Die Handtücher gewechselt? Das warst du doch, nicht wahr, Lourdes? Du hast den Türknauf in Nogales poliert, stimmt’s? Das warst du, Lourdes, nicht wahr? Vielleicht war es auch deine Schwester. Du hast ’ne Menge Schwestern, richtig? Etwa fünfzig Zillionen?«
    » Lo siento «, sagte sie und schlotterte. » Lo siento, señor .«
    »Lass sie, Spode«, sagte Huddy.
    »Nee, die nehm ich mir vor, Huddy. Ich werde die mickrige Schlampe sogar bezahlen. Die sind doch alle hinter Dollars her. Ich meine, hier kann man alles kaufen, nicht wahr?« Er nahm fünf Dollar aus seiner Brieftasche. »Vermutlich ist sie keinen Fünfer wert, aber ich habe heute meinen großzügigen Tag.«
    Er legte die fünf Dollar auf den Küchentisch. »Warte im Wagen auf mich, Huddy. Ich mach’s kurz.«
    »Vergiss es, Spode«, sagte Huddy.
    Spode feixte. »Vergiss es, sagt der Mann.«
    »Ich mein’s ernst.«
    Das verängstigte Mädchen wich vor Spode zurück. »Wie? Du willst mehr?«, sagte er. »Fünf Dollar reichen nicht? Dafür muss dein kleiner bissiger Pancho einen ganzen Tag lang schuften, oder? Zum Teufel, wir können drüber reden, Mädchen. Nimmst du Barschecks? Vielleicht akzeptierst du Visa?«
    »Es reicht jetzt«, sagte Huddy. »Lass uns verschwinden. Wir haben noch was anderes vor.«
    »Das ist ’n Bonus, Huddy. So ’ne Art Zulage.«
    »Heute gibt’s keine Zulage«, sagte Huddy.
    Ich trat hinter Spode. Er machte sich gerade an seinem Gürtel zu schaffen, als ich ihm einen Schlag in den Nacken verpasste. Ich legte meine gesamte Kraft in diesen Schlag. Spode ging auf die Knie, fiel nach vorn und berührte den orangefarbenen Boden mit der Stirn, als wollte er zu Allah beten. Dann gaben die Knie nach und er landete bäuchlings auf dem Beton. Der Schmerz in meiner Faust strahlte aus bis zur Schulter.
    Huddy fuhr herum. Der Haken, der meine Rippen traf, zog mir die Füße weg. Es fühlte sich an wie eine Herzattacke. Dann fühlte ich gar nichts mehr.
    Ich kam im Hummer zu mir. Auch Spode war wieder wach; der unruhige Lauf seines Revolvers saß mir im Nacken. Wie gehabt. »Ich muss diesen Pisser einfach umlegen, Huddy!«, stieß Spode mit überschnappender Stimme hervor. »Ich habe Kopfschmerzen, da würde selbst Gott um Tylenol betteln.«
    »Im Handschuhfach ist Aspirin«, sagte Huddy. »Wir werden J.P. irgendwo absetzen.«
    »Hier werden jeden Tag Leute umgebracht und niemand kümmert sich auch nur einen Scheiß drum. Dieser Mistkerl hat mir zweimal eine eingeschenkt, Huddy. In meinen Ohren klingelt’s immer noch. Das darf man ihm nicht durchgehen lassen. Ich muss ihm einfach eine ins Ohr verpassen.«
    »Ist mir klar, Spode. Schließlich musst du nahezu jedem eine ins Ohr verpassen. Aber nicht auf diesem Ausflug. In Ordnung, Junge? Es gibt anderes, um das wir uns zu kümmern haben.«
    Spode stieß den Lauf in mein Ohr und verletzte dabei die Haut. »Peng, peng, Schwuchtel«, sagte er. Blut bahnte sich seinen Weg aus meinem Ohr und an meinem Ohrläppchen entlang.
    »Sehen Sie’s ihm nach, J.P.«, sagte Huddy. »Er steht nun mal total auf Schusswaffen und ist mächtig versessen darauf, sie zu benutzen, fürchte ich.«
    Huddy fand den Weg zurück, ohne dass ich ihm sagen musste, wo er abzubiegen hatte. Allerdings wusste er nicht über die Brücken Bescheid. »Um nach El Paso zurückzukommen, müssen Sie über die Brücke an der Avenida Juárez fahren«, sagte ich. »Dort ist Einbahnstraßenverkehr, wie auf der Stanton-Brücke, als wir reingefahren sind. Fahren Sie an der Kathedrale an der Diez y Seis de Septiembre vorbei und dann links auf die Avenida Juárez.«
    Die Hitze färbte den Nachmittagshimmel gelb. Durch einen heftigen Wind bildeten sich in den engen Straßen kleinere Staubteufel. An den Straßenecken, in Dreier oder Vierergruppen, standen

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