Götterdämmerung in El Paso (German Edition)
Haufen, der sich darauf konzentrierte, seinen Schnitt bei unbedarften Touristen zu machen. Ein transito bedeutete uns, anzuhalten. Der Hummer musste ihm wie ein Aufklärungsfahrzeug erscheinen. In Unkenntnis der örtlichen Gepflogenheiten fuhr Huddy an die Seite und hielt an. Ein transito bläst in seine Trillerpfeife, signalisiert dir, anzuhalten, und du tust so, als sähest und hörtest du ihn nicht. Du stellst das Radio laut und gibst Gas. Huddy wusste das nicht. Er fuhr an den Straßenrand, betätigte die Handbremse und ließ das Seitenfenster herunter. Die Adern an seinem Hals schwollen an.
» Pasaporte, señor? «
»Pass?«, erwiderte Huddy. »Ich muss dir keinen Lappen zeigen, muchacho. Wir wollen uns hier ’ne Donkey Show reinziehen, uns für fünf Dollar einen blasen lassen und uns mit Tequila eindecken. Wir sind hier, um die mexikanische Wirtschaft anzukurbeln. Wir sind Botschafter des guten Willens, Captain.«
Huddy grinste breit über seinen eigenen Witz.
Der Polizist schien wenig Verständnis für Huddys humoristische Einlage zu haben. Er beugte sich in den Wagen, musterte jeden von uns, lange und eindringlich, versuchte herauszufinden, womit er es zu tun hatte und was für ihn dabei heraussprang. »Sind Sie soldados, señor? «, fragte er. »Sind Sie Soldaten aus Fort Bliss?«
»Nein, Sir, wir sind keine Soldaten«, erwiderte Huddy und äffte den singenden Tonfall des transito nach. »Wir sind Zivilisten und suchen ’ne Miss.«
Der Polizist verstand den Scherz nicht, und wenn doch, gelang es ihm gut, es zu verbergen.
Das Ganze hatte das Zeug zu einem kleineren internationalen Zwischenfall. Etwas musste geschehen, damit Huddys improvisierte Nummer uns nicht hinter Gitter brachte. Ich langte an ihm vorbei und gab dem transito einen Zehner. Er betrachtete ihn. Er hatte einiges einstecken müssen. Ein Zehner war nicht genug. Ich gab ihm noch einen.
» Gracias, señor «, sagte er. Er berührte den Schirm seiner Mütze, warf Huddy einen warnenden Blick zu und zog ab.
»Wenn Sie schon anhalten, sollten Sie denen mit Respekt begegnen, Huddy«, sagte ich. »Sie können diese Verkehrspolizisten nicht wie Dreck behandeln.«
»Ich behandle Dreck wie Dreck«, sagte Huddy. »Aber danke für den Tipp. Warum haben Sie überhaupt die Kohle rüberwachsen lassen? War doch gar nicht nötig gewesen.«
»Haben Sie schon mal eine Nacht im Gefängnis von Juárez verbracht?«, fragte ich. »Sie standen kurz davor, sich eine einzuhandeln.«
Ich lotste ihn über die Kreuzung an der Avenida Juárez, vorbei am dortigen Zollamt und anschließend weiter Richtung Westen, bis wir über einige miserable Straßen fuhren — Corredor, Aranda, Zapata. Die Häuser hier waren klein, einige verputzt, andere nur mit Latten von Holzkisten verkleidet. Die Hausnummer, die Huddy mir auf der Avenida Duranzo nannte, war an einen Pfahl genagelt, der sich auf dem winzigen, umzäunten Hof eines Hauses befand, das so klein war, dass es in El Paso als Spielhaus für Kinder durchgegangen wäre. Das Dach aus Teerpappe war mit flach gehämmerten Kaffeedosen geflickt und an den Außenwänden fehlten ganze Putzbrocken, als hätte das Haus unter Feuerbeschuss gestanden. Für die Verhältnisse von West-Juárez jedoch war es ein ziemlich anständiges Haus.
Huddy parkte den Hummer und wir stiegen alle aus. Huddy und Spode klemmten ihre Waffen in die Gürtel.
»Ich kann das Schmalz in der Pfanne riechen«, sagte Huddy. »Der Bohnenfresser und die Frau sind da drin.«
»Und wenn es eine andere Horde von Bohnenfressern ist?«, meinte Spode.
»Wir wissen, dass er einen Mann getötet hat, also gehen wir mal davon aus, dass er sich da drin versteckt.«
»Ich kann’s gar nicht abwarten, ihn mir richtig vorzunehmen«, frohlockte Spode.
»Genau dazu wird es kommen«, sagte Huddy. »Sie kennen sich aus mit dem Kauderwelsch, J.P., also überlass ich Ihnen das Reden. Wenn wir erst mal drin sind, machen Sie sich dünne.«
»Und mit wem soll ich reden?«
»Spielen Sie hier nicht den Blöden«, sagte Huddy. »Das wäre momentan reichlich unklug.«
Huddy und Spode hatten ihre Waffen gezogen und dirigierten mich damit zur Eingangstür des kleinen Hauses. Spodes Mienenspiel nährte den Eindruck, sein Kopf stehe kurz davor, spontan in Flammen aufzugehen.
Huddy schlug mit der Faust gegen die Tür. »Poch, poch, ihr Süßen«, sagte er. »Der böse Wolf ist da.«
18
Offenbar war niemand im Haus. Die verschlossene Tür erschien wenig stabil. Huddy trat sie
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