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Götterdämmerung

Götterdämmerung

Titel: Götterdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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zustimmende, einfache Klopfen, das seinen Temperamentsausbruch an dieser Stelle begleitete. «Das Grab von Uther Pendragon!», fuhr er begeistert fort: «Anfang und Ende … Richtig. Richtig.» Er wanderte aufgeregt vor dem Stein hin und her, während er weitermurmelte. «Vom Altar aus gesehen, geht die Sonne am Tag der Sommersonnenwende genau über dem Fersenstein auf. Das ist der Anfang. Und … und … gegenüber steht das Tor zur Unterwelt, in dem die Sonne zur Wintersonnenwende untergeht. Das ist das Ende.» Er sprach wieder in das Rohr. «Richtig, Meister?»
    Stolzes Klopfen.
    «Soll ich dorthin gehen?»
    Klopfen.
    «Gut.» Gwydiot rieb sich zufrieden die Hände. Dann überlegte er und wandte sich wieder an den Stein. «Aber … Moment mal. Das Orakel sagt, ich solle nur dorthin gehen, wenn ich Sehnsucht nach der Finsternis habe. Bedeutet das etwa, ich werde sterben, Merlin?»
    Sekundenlang zerdröhnte das Zwitschern der Vögel die Stille. Dann hörte Gwydiot es klopfen. Einmal.
    Zweimal.
    Dreimal.
    «Jein?», erwiderte er empört. «Was heißt ‹Jein›? Ich dachte, Ihr wärt im Besitz allen Wissens und aller Weisheit. Wer soll mir das denn sagen, wenn nicht Ihr, Herr im Himmel?»
    Klopfen.
    Verdutzt trat der Magier einige Schritte zurück und glotzte den Stein an. «Wie bitte?»
    Stille.
    «Was sollte das heißen, ‹Ja›?»
    Stille.
    «Antworte!»
    Der Stein schwieg. Gwydiot, schon gründlich zermürbt von der unschönen Aussicht, auf dem Weg zu den Steinen der Riesen möglicherweise das Zeitliche segnen zu müssen, trat mit dem Fuß gegen den tumben Fels und hüpfte anschließend fluchend über die Lichtung. Er kehrte zornig zurück und blieb einige Meter vor dem Stein stehen. Er schaffte es sogar, den Fuß wieder leicht auf den Boden zu setzen, ohne das Gesicht zu verziehen.
    «Merlin! Würdest du bitte weiter mit mir sprechen?»
    Beleidigte Stille.
    «Gut!», motzte Gwydiot. «Fein! Großartig! Dann … wenn das so ist, werde ich … dem König berichten, dass du nicht mit uns zusammenarbeiten willst, du alter Dickschädel! … Soll ich das machen, ja?!»
    Stille.
    «Na schön, wie du willst!» Übelste Verwünschungen murmelnd, stampfte der Magier mit besonders weiten Schritten zu seinem Pferd zurück und verstaute das Buch energisch in der Satteltasche. Er wandte sich nach dem Stein um, als könne der ihn sehen. «Wie du willst!», rief er noch einmal drohend, warf sich schwungvoll auf Shynddmaars Rücken, fiel auf der anderen Seite in eine Farngruppe, schwang sich noch einmal hinauf und riss den Kopf des grasenden Pferdes dann theatralisch nach oben.
    «Du enttäuschst mich, Merlin!», schrie er verletzt, wendete das Pferd und galoppierte davon. In seinen Augen standen Tränen. Tränen der Wut, Tränen der Trauer und Tränen der Verzweiflung. Weshalb hatte Merlin ihn im Stich gelassen? Weshalb musste er, ein unbedeutender, kleiner, absolut nicht ehrgeiziger Magier, ganz allein mit diesem Problem fertigwerden und in irgendeine Finsternis reiten, nach der er keine Sehnsucht hatte?
    Gwydiot fühlte sich von aller Welt verlassen.
    Der Stein stand unbewegt im Licht der Nachmittagssonne und schwieg. Natürlich hatte Merlin nichts, aber auch gar nichts von dem Ausbruch seines besten Schülers mitbekommen. Das Letzte, was er gehört hatte, war die Frage gewesen, wer Gwydiot denn eine Antwort geben solle: Herr im Himmel? Und darauf hatte Merlins Antwort korrekterweise «Ja» gelautet. Was anschließend geschehen war, konnte er nicht einmal ahnen, denn Gwydiot hatte bei seinem Wutausbruch natürlich völlig vergessen, weshalb das kleine Blasrohr in der Steinseite steckte, und von der Mitte der Lichtung aus herumkrakeelt.
    Merlin glaubte wirklich felsenfest, sein Schüler habe ihn verstanden.

5
    «Und was jetzt?», fragte Apollon mit einem sorgenvollen Blick auf die kleine, bunte Beule, die Athenes Stirn zierte. «Was willst du jetzt unternehmen?»
    «Das hätte er nicht tun dürfen», zischte Athene in die reglose Parkluft und ballte die Hände zu gefährlichen Fäusten. «Ich habe ihn gefragt. Und zwar
nett
. Das ist ja wohl kein Grund, mir einen Eisenbecher an den Kopf zu werfen.»
    «Du weißt doch, wie er ist, wenn er was getrunken hat.»
    «Natürlich. Jeder weiß, wie er dann ist. Und keiner weiß, wie er ist, wenn er nichts getrunken hat.» Sie tippte sich mit den Fingerspitzen auf die Beule und verzog das Gesicht. «Das wird ihm noch leidtun, Apollon.»
    «Na schön», seufzte ihr Bruder und

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