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Götterfall

Götterfall

Titel: Götterfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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sollten. Nach und nach wollten wir AlumInTerra in die Verantwortung nehmen.« Lena seufzte. »Deine übereilte Aktion hat da jedenfalls einiges über den Haufen geworfen.«
    »Es wäre vielleicht clever gewesen, mich in diese ach so spannenden Klügeleien einzuweihen. Dann hätte ich auch eine Ahnung, wen du mit ›wir‹ meinst. Steckt Wencke Tydmers mit drin?«
    »Ja, aber ohne dass sie sich dessen bewusst ist.«
    Er konnte diese nebulösen Antworten auf den Tod nicht ab. Manchmal kam es ihm vor, als hätte Lena nur nach ihrem Vater gesucht, um ihn dann wie einen Vollidioten zu behandeln. Immerhin schien sie seinen Ärger zu bemerken, denn jetzt kramte sie ein eingepacktes Sandwich heraus und hielt es ihm mit einem versöhnlichen Lächeln hin. »Du willst doch, dass die Leute, wegen denen du fast dein halbes Leben im Gefängnis gesessen hast, zur Verantwortung gezogen werden …«
    »Klar will ich das. Aber mir leuchtet nicht ein, warum ich dafür unbedingt nach Island fliegen musste.« Diese Erklärung hatte Lena ihm nämlich bislang stur vorenthalten. Eine Genugtuung hatte sie ihm in Aussicht gestellt, so verlockend, dass er endlich die Energie aufgebracht hatte, einen neuen Entlassungsantrag zu stellen. Er hatte es also nicht zuletzt seiner Tochter zu verdanken, dass er die Freiheit zurückerlangt hatte. Als Begrüßungsgeschenk jenseits der Gefängnismauern hatte er dann dieses Flugticket in seiner Post gefunden. Kapiert hatte er das nicht, aber er hatte ja gewusst, dass Lena eine Art Praktikum in Island machte, also hatte er die Reise als Aufforderung verstanden, seine Tochter in diesem fremden Land zu besuchen. Und jetzt? Er verschlang das Brot fast mit einem Bissen. »Hast du noch mehr?«
    »Du musst was für Hüffart übrig lassen, wenn er aufwacht.«
    Frankie nickte. Er fand es eigentlich richtig toll, dass Lena eine junge Frau war, die sich auf Mitgefühl verstand. Hatte sie bestimmt von Doro. Obwohl, war es überhaupt möglich, solche Eigenschaften ganz plump zu vererben? Hatte nicht viel eher die Erziehung etwas damit zu tun, ob ein Säugling zum Heiligen wird oder zum Arschloch? Lenas Adoptiveltern waren in Ordnung gewesen, hatte sie erzählt. Ein schönes Zuhause, genügend Geld, ein älterer Bruder, auch adoptiert. Alles super! Aber trotzdem habe sie sich immer geschworen: Wenn ich 18 bin, will ich wissen, woher ich stamme. Sie hätte das zwar auch schon eher herausfinden können, aber ihre Eltern hatten immer gewarnt: Du musst die nötige Reife haben, auch eine schlimme Geschichte über deine Herkunft zu ertragen. Recht hatten sie, fand Frankie, denn wenn ein junges, behütetes Mädchen erfährt, dass sie aus dem Körper einer Quasi-Toten geschlüpft ist, ist das bestimmt nicht ohne.
    Sie setzten sich nebeneinander auf einen Stein und teilten sich den Tee.
    »Hast du meine Mutter eigentlich richtig geliebt?«, fragte Lena.
    »Wir hatten viel Spaß miteinander, sie war eine echte Granate, in jeder Hinsicht …« Frankie stockte. Er war ein Trottel. Das war bestimmt nicht das, was seine Tochter hören wollte. »Also, ich meine, sie war nicht so lahm und brav wie ihre Freundinnen in der Polizeischule. Sie hat mehr vom Leben erwartet als nur eine Karriere bei den Bullen.«
    »Ich habe nur ein einziges Foto von ihr gesehen, da steht sie mit Wencke Tydmers und Silvie Hüffart an einem See.«
    Frankie horchte auf. Er wusste sofort, Lena sprach von dem Bild, das auch Wencke erwähnt hatte. »Woher hast du es?«
    »Es hat ganz offiziell bei den Adoptionspapieren gelegen. Das Jugendamt nimmt an, dass die Eltern meiner Mutter – also meine leiblichen Großeltern  – es beigefügt hatten. Es ist aberkeine besonders gute Aufnahme. Und ich finde, ich sehe meiner Mutter überhaupt nicht ähnlich.«
    Das stimmte vielleicht auf den ersten Blick, Doro war gertenschlank gewesen und Lena hatte doch etwas mehr Speck auf den Hüften, als es der heutigen Mode entsprach. Doro hatte auch über ein völlig anderes Temperament verfügt, war immer in Bewegung gewesen, da hätten Fettpölsterchen keine Chance gehabt. Aber auf den zweiten Blick erkannte man ein bisschen Doro in ihr, fand Frankie. »Du hast ihre Augen! Dasselbe Dunkelbraun!«
    »Echt?« Sie lächelte. »Ich mag meine Augen. Sie sind das Einzige an mir, was bislang von den Jungs in meinem Alter bemerkt worden ist.«
    »Die müssen aber allesamt blind sein. Du hast ein super Lächeln, wie Doro, so offen und strahlend, der Wahnsinn!« Frankie entging nicht, wie

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