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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Oberbefehl eines ausländischen Feldherrn unterstanden – Phanes von Halikarnassos.
    Sais, eine wunderschöne Stadt im westlichen Delta, die seit den Pharaonen der XXVI. Dynastie Hauptstadt war. Sais, dessen Tempel König Amasis, Verbündeter und Beschützer der Griechen, ständig verschönerte. Sais, kulturelle und wissenschaftliche Hochburg und Sitz der berühmten Schule für Medizin. Sais, wo der Schreiber Kel im Dienste der Obrigkeit bis zu einem glücklichen Ruhestand zu arbeiten hoffte. Ein schöner Plan, der jetzt in Gefahr war!
    Dabei hatte er sich den ganzen Abend sehr zurückgehalten und nur wenig gegessen und getrunken. Die Anwesenheit all der hochrangigen Persönlichkeiten und mehr noch die einer bezaubernden Neith-Priesterin namens Nitis, einer Schülerin des Oberpriesters, die für bedeutende Aufgaben bestimmt war, hatten ihn eingeschüchtert.
    Ein einziges Mal nur hatten sich ihre Blicke gekreuzt.
    Er hätte so gern mit ihr geredet, aber wie sollte er sie ansprechen? Und welche albernen Worte wären dann wahrscheinlich aus dem Mund des jungen Schreibers und Übersetzers gekommen? Nitis, ein köstlicher Traum, eine unerreichbare Erscheinung.
    Und als er dann das Festmahl verließ, überkamen ihn plötzliche Schwindelanfälle.
    Er musste sich ins Bett legen und dämmerte in einen unruhigen Schlaf, der immer wieder von dem kräfteraubenden Albtraum unterbrochen wurde, der für sein viel zu spätes Erwachen verantwortlich war.
    Als er aus dem Haus lief, bemerkte er gerade noch rechtzeitig, dass er seinen kostbarsten Besitz vergessen hatte – seine Schreiber-Palette. Sie war aus Tamariskenholz und hatte mehrere Fächer für Pinsel und runde Näpfchen für die Tinte, die Kel selbst herstellte und um die ihn die anderen Schreiber beneideten, weil sie so gut war. Er lief zurück, schob das Schreibwerkzeug unter den Gürtel seines Lendenschurzes und befestigte daran noch ein kleines Gefäß mit Löschwasser, das mit einem Korken verschlossen war.
    Der Schreiber trug, wie es seit Neuestem üblich war, keine Perücke, sondern die Haare kurz geschnitten. Duftwasser war allerdings für ihn auch weiterhin ein Zeichen guten Geschmacks. Es blieb keine Zeit, sich zurechtzumachen, und so stürzte Kel zu den Arbeitsräumen der Übersetzer von Sais, die sich mitten in der Stadt befanden, am Ende einer Sackgasse und in unmittelbarer Nähe der amtlichen Gebäude.
    Dieser Amtsbereich erfüllte äußerst wichtige Aufgaben: Schriftstücke aus fremden Ländern, vor allem aus Griechenland und Persien, mussten übersetzt werden, für Pharao Amasis waren Zusammenfassungen davon anzufertigen, und die ägyptischen Schriftstücke aus der Verwaltung waren in verschiedenen Sprachen zu verbreiten. Angesichts der hohen Zahl an griechischen und libyschen Lohnarbeitern, die sich in Ägypten aufhielten und auch einen Großteil der Söldner ausmachten, waren diese Aufgaben von entscheidender Bedeutung.
    Manchmal ergaben sich große Schwierigkeiten. So war es zum Beispiel gerade erst eine Woche her, dass sein Vorgesetzter Kel einen seltsamen verschlüsselten Papyrus anvertraut hatte, den bisher niemand entziffern konnte. In einer Mischung aus mehreren Sprachen verfasst, hatte er sich allen bekannten Entschlüsselungsmethoden widersetzt. Allzu begierig auf ein schnelles Ergebnis, mit dem er seinen Wert unter Beweis stellen könnte, stieß der junge Schreiber gegen eine schier unüberwindliche Wand. Aber er erwies sich als hartnäckig und ausdauernd und gab sich nicht so schnell geschlagen. Wenn man ihm genug Zeit ließ, würde er das Geheimnis ergründen.
    Keine Wache an der Ecke der kleinen Straße.
    Für gewöhnlich musste sich jeder Übersetzer ausweisen, und es wurde aufgeschrieben, wann er sich in dem Amt aufhielt. Offenbar war gerade Schichtwechsel, als Kel eintraf.
    Er beschleunigte seinen Schritt und suchte dabei in Gedanken nach der besten Entschuldigung.
    Die Eingangstür war nur angelehnt. Hier hätte ein weiterer Wachposten den Zutritt verwehren müssen.
    Kel betrat das Haus und stieß gegen einen Körper.
    Ein Soldat lag zusammengekrümmt auf dem Boden, mit den Händen griff er sich an den Magen. Er hatte sich übergeben. Das ganze Vorzimmer roch nach verdorbener Milch.
    Der junge Schreiber packte den Mann an den Schultern und schüttelte ihn.
    Er rührte sich nicht.
    »Ich hole einen Arzt«, murmelte Kel.
    Warum waren die anderen Schreiber diesem Unglücklichen nicht zu Hilfe geeilt?
    Er durchquerte den Vorraum und betrat das

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