Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
endlich zu! Eine falsche Bewegung, ein Hilferuf, und ich bringe Euch um!«
»Ich gebe Euch eine Schreiberpalette, und Ihr geht zwei Schritte hinter mir. Im Namen des Pharaos, ich schwöre Euch, dass ich Euch nicht verraten werde.«
Diese Worte machten den jungen Mann betroffen. Pef wusste, was es für Folgen hatte, diesen Schwur zu brechen: Die Dämonen rissen die Seele in Fetzen und verdammten sie ins Nichts. War der Minister etwa so gewissenlos und verkommen, sich darüber hinwegzusetzen?
Pef reichte ihm eine Palette, und Kel nahm sie in die Hand.
»Während sich der Hof vorübergehend in Memphis aufgehalten hat, war ich nicht in meinem Haus und habe in einer Wohnung im Palast geschlafen«, erklärte der Schatzmeister. »Sollte sich inzwischen bei mir zu Hause etwas Ungewöhnliches ereignet haben, werden wir das gemeinsam herausfinden.«
Der Minister schien die Wahrheit zu sagen.
Oder war das wieder nur eine neue Falle?
»Also los, wir gehen!«, befahl Kel.
Pef öffnete die Tür.
Vor ihnen standen der Kapitän, die Besatzung und die Soldaten. Ein Wort nur, ein Zeichen von Pef hätte genügt, und sie hätten Kel überwältigt.
»Alles in Ordnung«, beruhigte der Schatzmeister.
»Was ist mit diesem Mann … Warum ist er in Eure Kabine gestürmt?«, wollte der Kapitän wissen.
»Er ist ein Gesandter aus Abydos, das von einer Verbrecherbande ernsthaft bedroht wird. Er wollte mich selbst über die dortigen Vorgänge unterrichten und hat befürchtet, er könnte vorher verhaftet werden. Ich nehme ihn mit nach Hause, wir müssen dort einige Schriftstücke überprüfen. Unsere Abreise verzögert sich dementsprechend.«
»Wann werdet Ihr zurück sein?«
»So bald wie möglich.«
»Wünscht Ihr Begleitschutz?«
»Das wird nicht nötig sein.«
Und Bebon beobachtete verblüfft, wie der königliche Schatzmeister gemächlich sein Schiff verließ, gefolgt von einem Schreiber mit einer Palette in der Hand.
Offenbar konnte sich Kel frei bewegen.
»Unglaublich«, murmelte der Schauspieler vor sich hin. »Er bedroht seine Geisel nicht einmal. Was kann Pef ihm nur erzählt haben?«
Aber Bebon blieb misstrauisch und erwartete noch immer das Eingreifen der Wachtruppen.
Der Minister und der Schreiber gingen ganz nah an Nordwind und ihm vorbei, wobei sich die beiden völlig unbeteiligt gaben.
Niemand folgte ihnen.
Da nahmen der Schauspieler und der Esel die Verfolgung auf – allerdings in gehörigem Abstand. Sollte doch jemand versuchen, Kel anzugreifen, würden sie das zu verhindern wissen.
Aber es kam zu keinerlei Zwischenfällen.
Und so erreichte der königliche Schatzmeister in Begleitung des Schreibers sein schönes Haus, in dem Nitis gefangen gehalten wurde.
18
P ef rüttelte den Türhüter wach, der eingeschlafen war.
»Herr! Ihr hier? Ich dachte, Ihr wärt abgereist.«
»Und da hast du gemeint, du kannst faulenzen und musst mein Haus nicht mehr bewachen.«
»Nein, nein, was denkt Ihr denn! Ich bin nur kurz eingenickt.«
»Hast du mir irgendetwas zu melden?«
»Nein, Herr, nichts.«
»Eine junge Frau wurde hier ins Haus gebracht«, fuhr Kel ungeduldig dazwischen, »und griechische Söldner halten sie gefangen.«
Der Pförtner riss die Augen auf.
»Was erzählt Ihr denn da?«
»Lüg mich nicht an, ich weiß alles.«
Der Mann sah seinen Herrn hilfesuchend an.
»Herr, dieser Mann muss den Verstand verloren haben.«
»Du sagst also, dass niemand während meiner Abwesenheit in meinem Haus war.«
»Ja, niemand. Außer den Hausangestellten, die jeden Morgen nach Euren Anweisungen ihre Arbeit tun, und Eurem Verwalter, der immer nachsehen muss, ob alles in Ordnung ist.«
»Gehen wir hinein und fragen ihn«, schlug der Schatzmeister vor.
Der Hausverwalter, ein mageres Männchen mit schwarzen Augen, kam den Besuchern entgegen und verneigte sich vor seinem Herrn.
Kel fürchtete einen Hinterhalt und sah sich nach allen Seiten um.
»Ich freue mich, dass Ihr zurück seid, Herr. Werdet Ihr allein zu Abend essen, oder habt Ihr Gäste?«
»Das sehen wir später. Haben sich eine junge Frau und mehrere griechische Söldner in meinem Haus aufgehalten?«
Dem Verwalter blieb vor Staunen der Mund offen stehen.
»Ich verstehe nicht …«
»Hat man dich bedroht? Wenn ja, gib es zu.«
»Bedroht? … Nein, bestimmt nicht. Ich habe einfach meine Arbeit wie immer gemacht, und auch nicht vergessen, den Gärtnern auf die Finger zu schauen und neue Bierfässer zu bestellen.«
»Und es gab keinen ungewöhnlichen
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