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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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ernannte neue Hohepriester des Neith-Tempels öffnete Richter Gem und seinen Leuten bereitwillig Tür und Tor. Der Richter wollte eine gründliche Durchsuchung der verschiedenen Gebäude auf dem ausgedehnten Tempelbereich vornehmen – dem heiligen Mittelpunkt der Stadt Sais.
    Diesmal erhielt er ohne Schwierigkeiten Zugang zu den Orten, die den Weltlichen eigentlich verschlossen blieben, wie die Krypten im Haus des Lebens. Und er sah sich in seiner Ahnung bestätigt: Der verstorbene Hohepriester und seine Schülerin Nitis hatten dem Schreiber Kel Unterschlupf gewährt. Also hatte es sich tatsächlich um eine Verschwörung gehandelt, an der sogar ein hochrangiger geistlicher Würdenträger beteiligt gewesen war. War er der Kopf der Verschwörer gewesen? Hatte er Mitwisser im Palast? Wurde Kel sein Nachfolger? Viele Fragen blieben noch unbeantwortet.
    Das erfreuliche Ergebnis: Der Tempel diente nicht länger als Nest für Verschwörer, und die Priester beschränkten sich jetzt auf ihre rituellen Pflichten.
    Gem durchsuchte das ›Haus des Morgens‹, den Ort der Reinigungen, den Silex-Saal, in dem die Kultgegenstände aufbewahrt wurden, das ›Schloss der Leinenstoffe‹, die Kapellen von Neith, Re und Atum und das Heiligtum der Biene. Dort wurden die Mysterien der Auferstehung von Osiris gefeiert. Mitten im Naos stand der geheimnisvolle Sarkophag mit der göttlichen Mumie.
    »Öffnet ihn«, befahl Gem dem Hohepriester.
    Trotz all seiner Beflissenheit sah sich der nun zum Widerspruch genötigt.
    »Da müssen wir auf die nächste Feier warten, weil …«
    »Ich wurde dazu bevollmächtigt.«
    Mit zitternden Händen öffnete der Priester den Sarkophag und trat ein paar Schritte zurück. Wer so das Geheimnis der Großen Mysterien verletzte, musste den Zorn der Götter auf sich ziehen.
    Und ihre Rache würde fürchterlich sein.
    Jetzt sah Gem, was er nie hätte sehen dürfen: Einen goldenen Sarkophag mit dem lichten Wesen von Osiris darin, eingehüllt in Leinen, das Isis und Nephtys gewebt hatten.
    Aber kein Schriftstück, das ihm weitergeholfen hätte.
    Der Hohepriester war sehr unruhig und bat um die Erlaubnis, sich zurückziehen zu dürfen. Dem Richter war zwar auch nicht wohl in seiner Haut, aber er setzte seine Durchsuchung fort. Schließlich ging es um die Sicherheit und die Zukunft des Königreichs.
    Letzter Schritt: Die Gräber der Pharaonen, die Sais zu ihrer Hauptstadt gemacht hatten. Sie befanden sich innerhalb der Tempelmauern und unterstanden dem besonderen Schutz der Göttin Neith. Kolonnaden, Säulen in Form von Palmen, vor der Kapelle eine Eingangshalle, ein Grabgewölbe: Die ewigen Ruhestätten der Herrscher waren in der Tat eindrucksvoll. Auch die von Amasis, die gerade erst fertiggestellt worden war, war prachtvoll. Richter Gem betrat sie andächtig, durchquerte den Innenhof und ging bis zum Oratorium.
    Dort sah ihn die sehr lebendig wirkende Statue vom Ka des Monarchen an.
    Der Bildhauer hatte sich von den Werken des Alten Reichs anregen lassen, und es war ihm gelungen, die machtvolle Schlichtheit der Herrscher des Goldenen Zeitalters einzufangen.
    Der Richter trat näher.
    Nach dem Tod von Amasis würde diese Kapelle mit Opfergaben überhäuft werden. Dann musste jeden Tag ein Ka -Priester das Andenken an den Verstorbenen feiern. Amasis' Seele, die in dieser Statue verkörpert war, sollte sich von hier zu ihrer Wiedergeburt aufschwingen und dann in seinen unveränderlichen steinernen Körper zurückkehren.
    Der Richter wollte die Schriften auf dem hinteren Säulenpfeiler lesen, als er plötzlich, versteckt hinter der Statue, einen sorgfältig aufgerollten Papyrus entdeckte.
    Neugierig nahm ihn Gem in die Hand – kein Siegel, nur eine einfache Schnur, die schnell entknotet war.
    Aber eine vollkommen unverständliche Schrift! Hieroglyphen, die ganz offensichtlich eine kundige Hand geschrieben hatte, die aber keinerlei Sinn ergaben.
    Der Richter musste an die letzten Worte denken, die der Oberste Übersetzer gestammelt hatte, als er im Sterben lag: »Entziffere das verschlüsselte Schriftstück!« Hatte er diese Schrift gerade entdeckt, und war dieser Papyrus der Grund für das Morden? Eines war ganz offensichtlich: Es handelte sich um das gleiche Schriftstück wie das, das sich bereits in seinem Besitz befand und dem Schreiber Kel gehört hatte. Wer also hatte hier das Original versteckt? Entweder der verstorbene Hohepriester oder seine Schülerin Nitis. Auf jeden Fall war sich derjenige sicher

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