Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
bestimmt strengstens bewacht.«
»Das werden wir ja sehen.«
Der Esel war bereit, seine Mahlzeit zu unterbrechen, und wählte einen kurzen Weg.
Bebon hatte sich nicht getäuscht.
Der Zutritt zur Anlegestelle war verboten. Nur wer eine besondere Erlaubnis dazu hatte, durfte hinter die Absperrung durch die Soldaten.
Die Besatzung eines prächtigen Schiffs bereitete sein Auslaufen vor. Mitten auf dem Schiff befand sich eine große Kabine, die sehr schön mit Blumen und Schachbrettmustern verziert war.
»Das ist Pefs Schiff«, sagte Bebon. »Aber da kommen wir leider nicht rauf.«
»Gib mir das griechische Messer.«
»Was hast du dir jetzt wieder ausgedacht?«
»Hier im Hafen sind wirklich zu viele Soldaten, du hast recht. Aber schließlich gibt es auch noch den Fluss. Und ich bin ein ausgezeichneter Schwimmer.«
»Entweder du ertrinkst im Nil, oder die Bogenschützen töten dich, wenn sie sehen, dass du an Bord willst!«
»Kein Mensch beobachtet die rückwärtige Seite der Kabine; gib mir das Messer.«
»Das kannst du nicht machen, Kel, das ist der reine Wahnsinn!«
Kel machte einen so entschlossenen Eindruck, dass sich Bebon schließlich fügen musste.
»Du rührst dich hier nicht von der Stelle. Wir bringen Pef in sein Haus und befreien Nitis.«
Fassungslos sah Bebon seinen Freund weggehen und glaubte, ihn nicht lebend wiederzusehen. So weit zu tauchen, war schwierig, das Schiff des Ministers ungesehen zu erreichen, wäre ein Heldenstück, und an Bord klettern zu können, grenzte an ein Wunder. Was dann noch kommen mochte, dämmerte im Reich des Unmöglichen.
Bebon machte sich große Vorwürfe, dass er seinen Freund nicht aufgehalten hatte. Aber wie hätte er ihn umstimmen sollen? Durch seine heftige Liebe zu Nitis hatte er kein Gefühl mehr für Gefahr, und Kel wäre lieber bei dem Versuch, Nitis zu befreien, gestorben, als die Dinge so hinzunehmen, wie sie waren.
Dabei hatten sie beide wirklich nicht die Mittel, gegen einen Haufen griechischer Söldner und einen mächtigen Minister zu kämpfen.
Einen Augenblick lang überlegte Bebon, ob er durch unverständliches Gebrüll oder irgendwie anders Verwirrung stiften sollte. Dann mussten sich die Wachmänner um ihn kümmern, er würde verhaftet werden, und Kel könnte versuchen, seinen irrsinnigen Plan in die Tat umzusetzen. Das war schon ein seltsamer Kerl! Er wirkte so beherrscht und bedacht, wie geschaffen für ein hohes Verwaltungsamt – und doch war er fähig zu einer überwältigenden Liebe, die ihn in einen Abenteurer verwandelt hatte.
Da sah er ihn plötzlich.
Mit einem Hüftschwung, der eines griechischen Athleten würdig war, überwand Kel die hohe Schiffswand und kletterte an einem Seil auf die Brücke.
Und dann – nichts! Weder an Bord noch vom Hafen aus hatte jemand den Eindringling bemerkt.
Der junge Mann duckte sich und zögerte kurz. Er musste jetzt seine Deckung verlassen, über Deck laufen und die Tür einrennen in der Hoffnung, dass sie nicht von innen verriegelt war.
»Gib auf«, murmelte Bebon, »gib auf und komm zurück!«
Kel stürzte los und nutzte die Überraschung.
Die Seeleute und Soldaten sahen nur ganz kurz so etwas wie eine Raubkatze schneller als ein Schakal in die Kabine des Ministers stürmen.
Ehe sie hätten eingreifen können, war sie bereits wieder verschlossen.
Pef, der gerade einen Papyrus studierte, sprang erschrocken auf.
Der Schreiber zückte sein Messer.
»Wer … wer seid Ihr?«
»Meinen Namen solltet Ihr eigentlich kennen: Kel, der angebliche Mörder der Übersetzer.«
Draußen wurde gegen die Tür getrommelt.
»Sagt ihnen, sie sollen verschwinden, Pef. Sonst schneide ich Euch sofort die Kehle durch.«
»Nur keine Aufregung«, rief der Minister. »Es ist alles in Ordnung.«
»Seid Ihr ganz sicher?«, fragte der Kapitän besorgt.
»Ihr sollt gehorchen und auf meine Anweisungen warten.«
Der Lärm ließ nach.
»Was wollt Ihr?«, fragte Pef und sah Kel furchtlos an.
»Könnt Ihr Euch das nicht denken?«
»Sagt, was Ihr wollt.«
»Ich weiß inzwischen, welches Spiel Ihr spielt, Pef. Und Ihr werdet mir jetzt helfen, die Priesterin Nitis zu befreien. Wenn Ihr Euch weigert, töte ich Euch.«
17
U nerschütterlich hielt der königliche Schatzmeister dem Blick seines Angreifers stand.
»Dann seid Ihr ja wohl ein Mörder.«
»Ich habe noch kein Verbrechen begangen. Ihr hingegen habt einen Massenmord befohlen.«
»Was habt Ihr für Beweise?«
»Die Entführung und Gefangennahme der
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