Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
Priesterin Nitis.«
»Der Oberpriesterin der Sängerinnen und Weberinnen der Göttin Neith?«
»Ja, genau.«
»Da täuscht Ihr Euch aber, mein Junge.«
»Leugnen ist nutzlos, Pef. Ich bin den griechischen Söldnern auf die Spur gekommen, die sie entführen mussten, und ich weiß, dass sie in Eurem prächtigen Haus in Memphis gefangen gehalten wird.«
Der Schatzmeister wirkte verwirrt.
»Das kann nicht sein! Ich empfinde große Hochachtung für diese bemerkenswerte Frau und bin stolz, dass ich ihr helfen konnte, den Weg ihrer Berufung zu ebnen. Der verstorbene Hohepriester hatte sie sich als seine Nachfolgerin gewünscht, aber der König hat anders entschieden. Ein bedauerlicher Irrtum, wie ich finde, der aber mit Sicherheit früher oder später in Ordnung gebracht werden wird.«
»Genug der schönen Worte, Pef! Ihr habt doch nichts anderes im Sinn, als Amasis zu stürzen und seinen Thron zu besteigen. Deshalb habt Ihr ein gemeines Vorhaben ersonnen und mich zum Sündenbock bestimmt. Ihr wolltet, dass ich verhaftet, schnell gerichtet und zum Tode verurteilt werden sollte. Aber ich bin frei und stehe hier vor Euch. Nitis anzugreifen war ein schwerer Fehler. Ihr macht mich damit zu Eurem erbarmungslosen Feind.«
»Seid Ihr etwa in sie verliebt?«
»Wir sind verheiratet.«
»Nitis, die Frau eines Mörders! Außer … Außer Ihr seid tatsächlich unschuldig, und sie will das mit allen Mitteln beweisen.«
»Versucht ja nicht, mich zu überlisten! Wir begeben uns jetzt gemeinsam zu Eurem Haus, und Ihr befehlt den griechischen Söldnern, Nitis freizulassen. Wenn nicht, ich sage es noch einmal, töte ich Euch.«
»Ihr irrt Euch, Kel. Weder habe ich eine Verschwörung gegen den Pharao geschmiedet noch die Entführung von Nitis veranlasst.«
»Mit diesen Lügen hatte ich gerechnet. Zählt nicht auf meine Gutgläubigkeit, Pef. Als Ihr mich zum Festessen in Eurem Haus eingeladen habt, mich, einen jungen, kaum erfahrenen Schreiber, den ein Arzt auf Eure Anweisung hin mit Rauschmitteln betäuben musste, habt Ihr geglaubt, Ihr kämt so zu Eurem Ziel – weil Ihr nicht erwartet habt, dass ich Richter Gem, mit dem Ihr unter einer Decke steckt, entkommen würde.«
»Da kennt Ihr ihn aber schlecht! Er hat sein ganzes Leben der Suche nach der Wahrheit und der Bestrafung der Schuldigen gewidmet. Kein Mensch, nicht einmal der Pharao selbst, könnte Einfluss auf ihn ausüben.«
»Ihr scheint noch immer zu glauben, ich kann nicht bis drei zählen.«
»Im Gegenteil, aber ich überlege und suche nach einer Antwort. Seid Ihr vielleicht zum Opfer übler Machenschaften geworden?«
»Wirklich sehr geschickt, Minister Pef! Eure Zweifel und Euer Mitgefühl rühren mich zutiefst.«
»Denkt doch einmal nach, Kel. Ich bin alt, reich und angesehen, und ich habe viele Jahre lang dem Pharao treu gedient. Es wird nicht mehr lange dauern, und er schickt mich in den verdienten Ruhestand. Heute gilt meine einzige Sorge der Wiederherstellung des Tempels von Abydos und der Feier des Osiris-Kults. Das Haus des Todes, die ewige Ruhestätte – gehören sie nicht zum Leben? Die allzu griechenfreundliche Haltung von Amasis missfällt mir, und ich halte mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg. Macht und Herrschen kümmern mich nicht mehr, aber Ägypten befindet sich auf dem falschen Weg, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen könnte. Dank meiner Stellung und meines Vermögens kann ich aber die Künstler und Handwerker dazu ermuntern, sich das goldene Zeitalter der Pyramiden zum Vorbild zu nehmen und an der Überlieferung festzuhalten. Sollte mich der König nicht zum Rücktritt auffordern, werde ich ihn selbst einreichen und mich nach Abydos zurückziehen – in die Nähe von Osiris. Das ist es, was mir wirklich wichtig ist.«
Kel war jetzt auch verwirrt und hielt das Messer noch fester.
»Ihr wollt mich verführen, wie ein Magier redet Ihr auf mich ein! In Abydos gibt es aber eine Einrichtung mit griechischen Söldnern, die Ihr für die Entführung von Nitis verpflichtet habt.«
»Amasis verlangt, dass die Söldner an so vielen Orten wie möglich zur Stelle sind, kleinen wie großen. Seiner Meinung nach hängt die Sicherheit der Zwei Länder von diesen Männern ab.«
»Zweifelt Ihr etwa daran?«
»Ich bin Schatzmeister und Vorsteher der Felder, die Verteidigung Ägyptens fällt nicht in mein Aufgabengebiet.«
Der Minister erhob sich.
»Gehen wir zu meinem Haus, damit ich Euch meine Unschuld beweisen kann.«
»Ah, Ihr gebt es also
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