Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
Trage in einem kleinen kühlen Raum abgestellt, und die Priester zogen sich zurück. Kel überlegte noch immer fieberhaft, wie er sich verhalten sollte, als zwei Personen den Raum betraten.
»Ein Notfall«, sagte jemand gereizt. »Ich bin bereits völlig überlastet! Könntet Ihr Euch darum kümmern?«
»Ich hoffe es.«
»Wenn Ihr Hilfe braucht, wendet Euch an mich. Alles Notwendige findet Ihr in den Holztruhen.«
»Ich tue mein Bestes.«
Diese schöne, sanfte Stimme … Das war doch die Stimme von Nitis!
Vorsichtig entfernte sie seine Verbände, und er öffnete die Augen.
»Nitis, wie …?«
»Wer würde einer Heilerin aus der berühmten Schule von Sais die Gastfreundschaft verwehren, die nach einem Aufenthalt in Dendera unterwegs in die Hauptstadt ist? Jetzt wird es aber höchste Zeit, deine Hände zu verarzten.«
Nitis stellte eine Salbe aus Meersalz, Stiertalg, getrockneter Tierhaut, wildem Papyrus, Gerste und essbaren Zyperngraswurzeln her und bestrich damit vorsichtig Kels Hände.
»So verheilt es ganz schnell«, versprach sie ihm. »Dank der Beschwörungsformeln an die feurige Sechmet werden auch keine Narben zurückbleiben. Der Oberarzt des Tempels kommt nicht vor heute Abend zurück. Wir brechen sofort wieder auf. Ich habe alles bei mir, was wir für deine Behandlung brauchen. Wo ist Bebon?«
»Er durfte mich nicht begleiten. Ich hoffe, dass er nicht den Wachmannschaften in die Hände gefallen ist. Und was ist mit Nordwind?«
»Er steht hier im Stall. Weil er die Taschen mit meinen Heilmitteln trägt, wird er besonders gut behandelt.«
»Eine üble Geschichte«, sagte Bebon zu dem Kapitän, der ihn in Begleitung von zehn Bogenschützen zu seinem Schiff zurückbrachte. »Wir dachten, wir wären auf der Jagd nach einem Verbrecher, und plötzlich stehen wir einer ganzen Armee gegenüber! Dieser Kel ist wirklich ein gefährlicher Kriegstreiber.«
»Übertreibst du da nicht ein bisschen?«
»Kaum, ich denke, es steht großer Ärger bevor! Ich für mein Teil würde am liebsten nach Sais zurückfahren und mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben. Eine harmlose Arbeit im Archiv wäre mir viel lieber. Wenn man dem Tod erst mal ins Auge geblickt hat, wünscht man sich nur noch, in Ruhe und Frieden leben zu dürfen.«
»Hast du schon viele gefährliche Aufträge für Henat erledigt?«
»Einige, aber keinen vergleichbaren! Seid nur ja auf der Hut, Kapitän. Dieser Kel kann jederzeit wieder angreifen.«
»Da mach dir mal keine Sorgen, Richter Gem hat die Flusswachen verdreifacht. Der Kerl entkommt uns nicht.«
Als Bebon gerade an Bord gehen wollte, blieb er plötzlich stehen.
»Habt Ihr das gesehen?«
»Was soll ich gesehen haben?«, fragte der Kapitän neugierig.
»Da, am Rumpf … Der Rumpf, da vorn am Bug.«
»Was soll da sein? Ich sehe nichts.«
»Ich aber! Mein Vater war Zimmermann, und ich kenne mich mit Schiffen aus. Schaut mal genau hin: An der Stelle ist das Holz etwas dunkler.«
»Und das findest du beunruhigend?«
»Wenn der Rumpf springt, sinkt das ganze Schiff in kürzester Zeit. Ich schau mir die Sache mal genauer an.«
Bebon wartete nicht lange auf die Erlaubnis des Kapitäns, sprang ins Wasser und tauchte.
Der Kapitän hatte zwar noch nie von diesem gefährlichen Fehler gehört, war aber auch kein Schiffszimmermann.
Ihm wäre der Farbunterschied nicht aufgefallen. Nur das Auge eines Fachmanns konnte ihn erkennen.
Die Zeit verging, aber der Geheimbeauftragte tauchte nicht wieder auf. Hatte er etwa einen Unfall gehabt? Schließlich befahl der Kapitän zwei Seeleuten, nach ihm zu suchen. Aber sie fanden keine Spur von Bebon.
»Der Kerl hat mich reingelegt!«, rief der Kapitän empört. »Durchsucht den ganzen Hafen und bringt ihn her! Ich muss zurück zum Tempel.«
Erst einmal musste er aber ein Palaver abhalten, weil sich die Tempelwachen an die Anweisungen des Hohepriesters hielten: Fremde Wachleute durften nicht in den inneren Tempelbezirk – trotz des neuen Gesetzes, das Pharao Amasis verabschiedet hatte. Weil der Offizier jedoch hartnäckig blieb und mit dem Eingreifen seiner Leute drohte, schickte man schließlich nach dem Stellvertreter des Hohepriesters.
»Ich muss einen Verletzten verhören, den man heute zu Euch gebracht hat. Bei dem Mann handelt es sich um einen gefährlichen Verbrecher.«
»Da müsst Ihr den Oberarzt um Erlaubnis bitten – es ist allein seine Entscheidung.«
Erneutes Warten, dann erschien ein unfreundlicher Mann. Der Kapitän gab zum
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