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Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin

Titel: Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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aus dem Übersetzeramt töten, um Ägypten blind und stumm zu machen; im Süden einen Aufstand anzetteln, und zwar vermutlich mithilfe der nubischen Stämme, den Norden erobern und sich am Ende eines blutigen Bürgerkriegs zum Pharao ernennen.
    Ein schrecklicher Wahnsinn, der die Zwei Länder hätte in Brand stecken können! Noch war die Bedrohung nicht vollkommen ausgeräumt. Wegen der Haltung der Priester in den Tempeln waren Kel und seine Verbündeten weiterhin gefährlich. Solange er am Leben blieb, würde der Schreiber sein zerstörerisches Vorhaben niemals aufgeben.
    Schon bald würde Amasis über die Untersuchungsergebnisse und die Maßnahmen unterrichtet, die der oberste Feldherr ergriffen hatte. Indem Phanes Elephantine und die südliche Landesgrenze wieder im Griff hatte, vereitelte er die Vorhaben der Verschwörer.
    Deren letzte Hoffnung: die Gottesdienerin. Die betagte Priesterin hatte zwar keine Truppen, könnte aber welche ausheben. Viele Tempel hörten auf ihre Befehle, die Bauern würden zu Soldaten werden. Für die griechischen Söldner dürfte das wohl ein Kinderspiel sein; aber mit wie viel Leid und Tod wäre das verbunden!
    Angenommen, Kel hatte den Angriff der Krokodile überlebt – dann musste er jetzt noch nach Theben gelangen, die Gottesdienerin treffen und sie auch noch überzeugen. Wenn nicht Henat, der Leiter des Geheimdienstes, ihm zuvorgekommen war und der weisen Frau gute Ratschläge erteilt hatte.
    »Hier sind die neuesten Berichte der Streifen«, meldete der Sekretär dem Richter und überreichte ihm mehrere Holztafeln in der Handschrift der verschiedenen Verantwortlichen, die Gem sorgfältig las.
    Keine Spur von den Leichen des Schreibers Kel, der Priesterin Nitis und des Schauspielers Bebon.
    Die einhellige Schlussfolgerung lautete: Die Krokodile haben die Flüchtigen gefressen.
    Der Richter stapelte die Tafeln, ließ sich in seinen Sessel sinken und starrte auf den Nil.
    Eine beruhigende Vermutung – allzu beruhigend sogar! Dabei hatten die Wachen aber eine äußerst wichtige Tatsache außer Acht gelassen: Nitis war die Schülerin des Hohepriesters von Sais gewesen, einem der wichtigsten Weisen von ganz Ägypten, der durchaus den Rang eines ›großen Sehers‹ aus dem Reich der Pyramiden beanspruchen durfte. Auch wenn Nitis noch sehr jung war, hatte sie doch schon eine ganz außergewöhnliche Erziehung genossen. Deshalb kannte sie bestimmt die Sprüche, mit denen man die Krokodile, die Söhne der Göttin Neith, besänftigen konnte. Deshalb hatte sie sich auch gemeinsam mit Kel und Bebon in die Fluten gestürzt – in der Gewissheit, den Ungeheuern und ihren Verfolgern zu entkommen.
    Sie waren am Leben – alle drei. Und sie waren immer noch unterwegs nach Theben.
    Vielleicht war ihr nächstes Ziel auf diesem Weg der Tempel von Lykopolis?
    Allen Gerüchten zufolge war der dortige Hohepriester ein fürchterlicher Mensch. Herrschsüchtig und spitzfindig führte er die Regeln in aller Genauigkeit aus und duldete weder Faulheit noch Ungehorsam. Sein Heiligtum beherbergte einige wichtige Schriften über das Jenseits, weil der Gott Upuaut, der ›Wegeöffner‹, die Seelen der Gerechten in den Himmel geleiten musste.
    Was mochte geschehen, wenn die Flüchtigen um seine Hilfe bitten würden? Zeigte er sich ihnen gegenüber feindselig oder gastfreundlich? Nachdem ein Aufenthalt seiner Männer im Inneren des Heiligtums ausgeschlossen schien, wollte der Richter auf seine neue Vorgehensweise zurückgreifen, die sich als sehr zweckmäßig erwiesen hatte: die Überwachung des Hafens, der Schiffe und der Umgebung des heiligen Reiches.
    Der Kapitän von einem der zahlreichen Schiffe, die die Wasserwege überwachten, entdeckte als Erster den heftig gestikulierenden Mann. Er stand am Ufer und wirkte sehr aufgeregt.
    »Anhalten!«, befahl der Kapitän seiner Mannschaft.
    Der Befehl wurde ausgeführt, und die Bogenschützen gingen in Stellung.
    »Was willst du?«
    »Mit Euch sprechen.«
    »Warum?«
    »In einem ganz besonderen Auftrag. Außer Euch darf mich niemand hören.«
    Neugierig geworden erlaubte der Kapitän dem Mann, an Bord zu kommen. Aber er zog sein Schwert, als er ihn ans Heck führte – die Bogenschützen beobachteten das Ganze von Weitem.
    »Worum geht es? Und keine falsche Bewegung!«
    »Ich unterstehe dem Befehl von Henat, dem königlichen Palastverwalter und Leiter des Geheimdienstes«, erklärte Bebon. »Ich war mit einer Gruppe von fünf Söldnern unterwegs, die einen

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