Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
Mörder fangen sollten, den Schreiber Kel. Wir sind in einen Hinterhalt geraten. Drei Tote und ein Schwerverletzter – unser Anführer. Wenn er nicht sehr schnell Hilfe bekommt, muss er sterben.«
»Hast du Schriftstücke bei dir, die deine Aussage beweisen können?«
Bebon grinste verächtlich.
»Das ist bei unseren Aufträgen nicht üblich.«
Der Schauspieler beugte sich zum Kapitän.
»Ganz im Vertrauen«, flüsterte er, »ich muss Euch gestehen, dass nicht einmal Richter Gem auf dem Laufenden ist. Wir wollten die Ersten sein, die diesen Verbrecher festnehmen, aber jetzt ist uns ein schwerer Fehler unterlaufen.«
»Wo befindet sich der Schwerverletzte?«
»Mitten in dem Schilfdickicht dort hinten.«
»Ich muss die ganze Geschichte erst überprüfen.«
»Ganz wie Ihr wollt, Kapitän. Aber bis Ihr einen Boten nach Sais geschickt habt und seine Rückkehr abwartet, ist mein Herr längst tot. Ich werde meinen Bericht verfassen, und Ihr müsst Euch dann vor Henat verantworten. Der Tempel von Lykopolis ist ganz in der Nähe. Die Priester dort wissen, wie man den Verletzten behandeln muss – und Ihr werdet befördert. Mein Vorgesetzter ist ein ganz wichtiger Mann, der vom Leiter des Geheimdienstes hoch geschätzt wird.«
Nach reiflicher Überlegung kam es dem Kapitän so vor, als könnte er dabei gar nichts falsch machen. Einen Schwerverletzten zu transportieren und einen Söldner als Gefangenen zu bewachen, war eigentlich nichts Besonderes. Sobald sie Lykopolis erreicht hatten, wollte er sich weitere Anweisungen von oben erteilen lassen.
»Geh deinen Herrn holen.«
»Ich brauche eine Trage und drei starke Männer.«
Kel war von oben bis unten in Verbände aus Blättern gewickelt und sah aus wie eine Mumie. Man konnte kaum seine Augen erkennen.
»Seid nur ja vorsichtig«, mahnte Bebon. »Die kleinste Erschütterung könnte den Tod für ihn bedeuten.«
Der Schreiber rührte sich nicht, wirkte, als wäre er bewusstlos, und spielte seine Rolle ausgezeichnet. Die ganze Zeit dachte er nur an Nitis, die von Nordwind begleitet wurde. Auf keinen Fall hätte er sie an diesem wahnsinnigen Versuch beteiligen dürfen, mit einem Schiff der Flusswache nach Lykopolis zu gelangen! Als einfache Bäuerin, die dem Tempel Gemüse verkaufen wollte, sollte sie eines der kleinen Boote nehmen, die von den Dörfern in die Stadt fuhren. Richter Gem war auf der Jagd nach einem Dreigespann, nicht nach einer einzelnen Frau.
Beeindruckt von dem ernsten Zustand des Verletzten steuerte der Kapitän sein Schiff nach Lykopolis.
45
D ie Tempelmauer des Heiligtums von Lykopolis stellte die Grenze zwischen dem weltlichen Bereich und dem heiligen Reich des Schakalgottes dar. Den Haupteingang überwachten mehrere Türhüter und ließen nur reine Priester und Handwerker durch, die in den Tempelwerkstätten arbeiteten.
»Ich möchte meinen Herrn begleiten«, teilte Bebon dem Kapitän mit.
»Das kommt überhaupt nicht in Frage. Wir übergeben ihn an die Heiler, die sich um ihn kümmern werden. Und du bleibst hier bei uns.«
»Heißt das, ich bin Euer Gefangener?«
»So könnte man es auch ausdrücken.«
»Ich will aber bei dem Verwundeten bleiben.«
»Du kommst mit zurück zu meinem Schiff, und ich lasse dich nicht aus den Augen.«
»Traut Ihr mir etwa nicht?«
»Es ist meine Pflicht, deine Aussage zu überprüfen. Das dauert nicht lang! Du kannst dich etwas ausruhen, kriegst etwas Vernünftiges zu essen und kannst dich dann deinem nächsten Auftrag widmen.«
Weiter auf seinem Wunsch zu beharren, wäre verdächtig gewesen. Also musste sich Bebon fügen und tatenlos zusehen, wie Kel an den Wachen vorbeigetragen wurde.
Doch das war ein Unglück!
Jeder Heiler würde sofort erkennen, dass der Mann lediglich an den Händen verletzt war, und die Wachen verständigen.
Dann würde der Schreiber sowohl seine Hände, als auch seine Freiheit und sein Leben verlieren. Und Bebons Leben war jetzt auch nicht mehr wert als ein Paar Papyrussandalen.
Die Türhüter riefen vier reine Priester, die die Trage mit dem Verletzten in das Tempelkrankenhaus bringen sollten, in dem erfahrene Mediziner zur Verfügung standen.
Kel wusste nicht, was er tun sollte. Sollte er versuchen zu fliehen, die Wahrheit sagen oder irgendeine Geschichte erfinden? Seine Hände bereiteten ihm allmählich große Schmerzen, er musste unbedingt behandelt werden. Aber kein Arzt würde ihm seine Geschichte glauben, man würde ihn Richter Gem zum Fraß vorwerfen.
Nun wurde die
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