Götterfluch 2 - Die dunkle Priesterin
dritten Mal seine Erklärung ab.
»Den Verletzten habe ich einer jungen Mitschwester aus Sais anvertraut, einer der besten Schulen unseres Landes.«
»Einer Frau?«, sagte der Kapitän leise.
»Aber ja doch, Kapitän! Wusstet Ihr nicht, dass sie ausgezeichnete Ärztinnen ausbilden?«
Ein falscher Geheimbeauftragter, ein angeblicher Verletzter, eine Priesterin aus Sais, die sich als Ärztin ausgab … Das waren die drei Verschwörer, nach denen die Wachmannschaften in ganz Ägypten suchten!
»Ich will den angeblichen Verletzten auf der Stelle sehen.«
»In dem Zustand, in dem er sich befindet, bringt Euch das gar nichts. Er kann nicht einmal sprechen.«
»Bringt mich sofort zu ihm.«
»Der Hohepriester hat aber angeordnet …«
»Da es sich um einen Notfall handelt, werden sich meine Bogenschützen gewaltsam Zutritt verschaffen, und Richter Gem wird mir recht geben.«
Da dem Kapitän offensichtlich nicht nach Scherzen zumute war, gab der Oberarzt nach und führte ihn zu dem Raum, in dem die junge Ärztin den Verletzten behandeln sollte.
Dort fanden sie ein leeres kleines Zimmer vor.
46
J etzt war Bebon wieder einmal froh über die langen Stunden, die er als Kind zusammen mit Kel bis zur Erschöpfung unter Wasser geschwommen war. Die beiden Jungen hatten sich beinahe in Fische verwandelt, mussten nur ganz selten Luft holen und legten weite Strecken zurück.
Heute rettete ihm dies das Leben.
Bebon tauchte erst am hintersten Ende des Hafendamms auf, holte tief Luft, tauchte wieder und entfernte sich weiter von dem Schiff der Flusswache.
Als er schließlich weit genug weg war, kletterte er ans Ufer.
Lautes Gelächter ließ ihn zusammenfahren.
Ein Junge saß oben auf der Böschung und sah ihn an.
»Was ist denn an mir so lustig, Kleiner?«
»Du bist ganz rot!«
Rot vom Schlamm.
Dem Schlamm, den der Nil mitführte, wenn er aus dem hohen Süden kam. Mit anderen Worten – die Nilschwemme stand unmittelbar bevor. Das bedeutete, dass während mehrerer Tage aufgrund der starken Strömung keine Schifffahrt möglich war. Und dass man das Wasser, wenn es mit diesem fruchtbaren Schlamm angereichert war, dem Ursprung für den Wohlstand der Zwei Länder, nicht mehr trinken konnte.
Das hieß, den Reisenden wurde ihre Aufgabe über die Maßen erschwert, den Wachtruppen dagegen erleichtert. Jetzt mussten sie nur noch die Landwege überwachen.
Ob es Nitis und Kel gelungen war, den Tempel zu verlassen? Obwohl er wusste, wie gefährlich das war, steuerte Bebon auf die Tempelmauer zu.
Am Haupteingang gab es heftige Diskussionen unter den Soldaten.
Der Schauspieler wandte sich an einen Wachmann.
»Ich möchte dem Priester, der für die Einkäufe zuständig ist, meinen Lauch zeigen.«
»Da hast du dir einen ganz ungünstigen Tag ausgesucht, Bauer.«
»Ich komme aber von weit her.«
»Der Tempel ist für unbestimmte Zeit abgeriegelt.«
»Was ist denn geschehen?«
»Soweit ich weiß, sind irgendwelche Räuber geflüchtet. Steh hier nicht länger rum, geh nach Hause.«
Das waren gute Nachrichten.
Wenn das junge Paar dann aber feststellte, dass die Flut im Kommen war, wäre es bewegungsunfähig. Es gab nur einen Ausweg: Sie mussten eine Karawane finden, die auf dem Weg durch die Wüste war, und sich ihr als Händler anschließen. Der Esel wäre dabei eine große Hilfe. Ob die Priesterin und der Schreiber auf den gleichen guten Einfall gekommen waren?
Bebon lief in die Stadtmitte, wobei er sehr vorsichtig war, weil er ständig befürchtete, erkannt und verhaftet zu werden. Bestimmt war der Kapitän so erbost, dass er einen ganzen Trupp von Ordnungshütern nach ihm suchen ließ.
Trotzdem erhielt er schnell die Auskunft, nach der er gesucht hatte: Wo sich die Karawanenführer bei ihrer Pause in Lykopolis ausruhten.
Der Kapitän der Flusswache stand sehr aufrecht, um nicht zu sagen steif, vor Richter Gem, verlor aber zusehends seine Haltung.
»Ein ernster Zwischenfall im Tempel, eine Ärztin und ein Schwerverletzter, die spurlos verschwinden und die Ihr nach Lykopolis gebracht haben sollt … Das würde ich gern verstehen.«
»Es ist ganz einfach … und sehr schwierig.«
»Könntet Ihr diesen Widerspruch bitte erklären, Kapitän.«
»Es ist einfach und …«
»Schwierig, das sagtet Ihr bereits. Vereinfacht also bitte.«
Der Kapitän konnte nicht länger um den heißen Brei herumreden.
»Ich muss Euch einige sehr unangenehme Dinge mitteilen.«
»Nur zu, tut Euch keinen Zwang an.«
»Ein
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