Göttergetöse
Imara zum Beispiel ersetzt wurde. Du hast es selbst gesagt. Adeth ist eine Gestaltwandlerin.
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. »Der Plan war nicht, daß Imara Cat ersetzte, sondern auch Adeth ersetzt wurde. Cat hat eine wirkliche Geschichte, selbst wenn sie ein Geheimnis gewesen ist. Und ein Sterblicher ist einfacher zu entsorgen. Daß Cat Halbgöttin ist, würde eine Menge Fragen bezüglich ihres Einsatzes beantworten. Und der ganze Betrug hätte nur so lange halten müssen, bis der letzte Durchbruch kam.«
Ich vermutete, daß es sich um einen uralten Plan handeln mußte, der schon Jahrzehnte zurückreichte und immer auf den Augenblick hinarbeitete, an dem Godoroth und Shayir miteinander in Konflikt gebracht werden konnten. Aber die Götter haben die Zeit, langwierige Pläne zu realisieren.
Cats emotionaler Zustand war bemitleidenswert. Ich hätte darauf wetten können, daß sie schon länger einen ähnlichen Verdacht gehegt hatte. Wie jeder, dem man eine grausame Wahrheit eingeschenkt hatte, fiel es ihr schwer, sich der Wahrheit zu stellen.
Dann flossen die Tränen. Ich hielt sie fest. Sie zitterte heftig vor Schmerz und vor Trauer.
67. Kapitel
Wir wissen nicht, ob Imara wirklich verloren ist.
»Das macht doch keinen Unterschied. Wenn unsere Vermutung stimmt.«
Nein.
»Fühlst du Magodor?« Die alte, süße Stinkerin war verschwunden, während ich Cat beruhigt hatte.
Sie ist um uns. Ich kann ihr inneres Wesen besser spüren, jetzt, wo sie keine Inkarnation mehr ist.
»Aus irgendeinem Grund klingt das nicht gut.«
Er wich der direkten Antwort auf die Frage nach der Natur der Seele einer Göttin aus. Und was für eine Göttin! Sie macht sich Sorgen. Es hat bis jetzt keine Reaktion auf ihre Nachricht gegeben. Sie fürchtet, daß man die Boten abgefangen hat.
Es konnte noch nicht länger als zehn Minuten her sein. »Mist!« Ich fluche nicht oft, aber ich liefere mir auch nicht oft letzte Gefechte gegen ganze Horden männermordender Göttinnen. Und genau das stand mir jetzt wohl bevor. Imaras Kumpel würden auftauchen, um das I-Tüpfelchen auf ihren Triumph zu setzen. »Es war nett, dich kennenzulernen, alter Knochen. Manchmal jedenfalls. Aber jetzt sollten wir lieber Dean hier wegschaffen.« Ich sah keinen Grund dafür, daß sie auch ihn vernichteten. Er wußte schließlich nichts.
Mach schnell.
Ich ging in die Küche. Dean hatte gerade Wasser für noch mehr Tee aufgesetzt. Aber es kochte noch nicht. Er hatte Todesangst und versuchte, damit fertigzuwerden, indem er sich an die gewohnte Routine hielt. »Geh sofort zu einer deiner Nichten, Dean. Jetzt. Halt dich nicht mit Packen auf. Bleib nicht stehen. Stell einfach den Topf hin und geh.«
Er sah mich entsetzt an. Er mußte gelauscht haben und konnte sich den Rest zusammenreimen.
Zu schade. Er war ein frommer Mann gewesen.
»JETZT, Dean. Es ist keine Zeit mehr für irgendwas anderes.« Ich packte ihn an der Schulter und schüttelte ihn sanft. Sein Blick entschleierte sich, und Dean bewegte sich, allerdings eher zögerlich. »Beeil dich.«
Auf der Straße gingen noch einige Leute, als ich ihn hinausließ, allerdings nur die mutigsten. Dort draußen herrschte eine Atmosphäre knisternder Spannung. Ich sah kein Anzeichen von dem Adeth-Golem.
Mrs. Cardonlos schien direkt in orgiastischer Stimmung zu sein, so sehr freute sie sich auf die Ladung Scheiße, die mir unzweifelhaft auf den Kopf fallen würde. Irgendwann würde ich mir mal die Zeit nehmen und herausfinden, warum sie eigentlich so sauer auf mich ist.
Ich winkte und warf ihr eine Kußhand zu.
Das wird helfen.
»Nichts wird helfen. Also kann ich mir genausogut einen Spaß mit ihr machen.« Wenn ich daran dachte, was uns erwartete, war Mrs. Cardonlos’ Mißbilligung ein Furz im Orkan.
Das Licht nahm eine merkwürdige Färbung an. Es veränderte sich von einem dunklen Butterton zu karamelfarben.
»Was ist los, alter Knochen?«
Magodor formt eine Art Schutzkuppel über unser Haus.
Die süße Maggie. Ich habe nie schlecht über dich gedacht, Liebling.
Sie kam gerade noch rechtzeitig. Als Mrs. Cardonlos nervös auf das starrte, was sie von ihrem Standort sehen konnte, und die Handvoll Zuschauer auf der Straße um ihr Leben rannten, als sie ihren fatalen Irrtum bemerkten, zuckte ein Blitzstrahl aus dem wolkenlosen Himmel herab. Er prallte von der Kuppel ab, fegte unmittelbar an meiner gereizten Nachbarin vorbei über die Straße und züngelte dann den Blitzableiter eines
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