Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Göttergetöse

Göttergetöse

Titel: Göttergetöse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
ähnlich. Sie hielten sich nicht lange, sondern bildeten nur die erste Welle einer ganzen Einwandererflut. Jedes Jahrzehnt erlebte seine Vandalen oder Eroberer. Und jede Welle hinterließ ihre Samen, einige Siedler und deren Ideen. Von den Ochsenreitern blieb nichts übrig. Aber ihre Götter, die Shayir, erwiesen sich als ausdauernd und unverwüstlich. Und jetzt, in diesen schweren Zeiten, müssen wir mit den Shayir um einen Platz in der Straße der Götter kämpfen.«
    Die Straße der Götter. Das war der Name, den die Eingeweihten der Avenue gaben, die das Viertel durchquert, das zynische und ungebildete Heinis das Traumviertel nennen. Das ist ein Gebiet im Süden von TunFaire, in dem die tausend Götter ihre Haupttempel haben. Ein weiteres Vermächtnis aus der fernen Vergangenheit, als die weltlichen Herrscher ebenso überheblich wie paranoid waren, was die weltlichen Ambitionen des Klerus anging. Die alten Kaiser hatten die Priester alle auf einem Haufen haben wollen, damit sie leichter beobachtet werden konnten und man sie auch schneller fand, wenn mal wieder ein Massaker fällig war.
    Ich sah mich um. Götter? Genau.
    »Wissen Sie, wie es da draußen läuft? Werbung ist alles. Gewinnt man genügend Gefolgschaft, zieht man nach Westen in die Tempel und Kathedralen in der Nähe der Oberstadt. Verliert man Marktanteile, rutscht man langsam den Berg runter nach Osten, Richtung Fluß. Seit drei Dekaden verteidigen wir mit Händen und Füßen den letzten Tempel im Osten, während die Shayir sich gegenüber und einen Tempel weiter westlich befinden. Ein monotheistischer Gott namens Schröpsel haust in dem Tempel zwischen uns. Aber Schröpsel hat letzte Woche eine Familie bekehrt. Und Immigranten aus dem Cantard haben einen Gott namens Antitibet eingeführt, der genug Gefolgsleute hat, daß fast ein Drittel auf der Straße wieder westlich haust. Was bedeutet, daß eine Menge Umzüge anstehen. Und es bedeutet auch, daß entweder wir oder die Shayir die Straße der Götter verlassen müssen.«
    Das verstand ich. Ich wußte, wie es im Traumviertel lief. Mir war zwar nicht klar, warum und wie die Priester es untereinander klarmachten, aber die Ergebnisse waren sichtbar.
    Am weitesten westlich liegen die Kathedrale St. Bramarbas der Kirche und das Geläuf der Orthodoxen. Diese beiden sich bekriegenden Vetternreligionen versammeln zusammen mit ihren diversen Ablegern die Mehrzahl der Gläubigen von TunFaire hinter sich. Es sind sehr reiche und mächtige Sekten.
    Am anderen, dem östlichen Ende befinden sich Dutzende von Sekten wie diese hier, deren Götter und Tempel nur einer Handvoll Gläubiger bekannt sind. Und am äußersten östlichen Ende sind die Tempel nichts weiter als heruntergekommene Klitschen.
    Ich konnte mir zwar in etwa die Situation vorstellen, was mich aber noch nicht davon überzeugte, daß diese Typen hier Götter und Göttinnen waren. Damit will ich nicht behaupten, daß ich nicht an sie glaubte. Wir wollen es so ausdrücken: Im Göttergeschäft sind die Beweise dünn gesät und werden häufig von Priestern ausgekocht, die davon leben, daß sie behaupten, direkten Zugang zum Himmelreich zu haben. Aber wir sind in TunFaire, dieser wundervollen Stadt, wo jede verdammte Scheiße passieren kann.
    »Sie sind skeptisch«, stellte Magodor fest, die gerade ziemlich hübsch aussah.
    Ich bestätigte ihre Annahme mit einem Nicken und verzichtete darauf, meine eigenen Überzeugungen kundzutun.
    Dem Großen stieg Rauch aus den Nüstern. Er war mittlerweile auf sechs Meter angewachsen. Wenn er sich noch weiter aufregte, dann würde er sich das göttliche Haupt stoßen.
    »Wir werden Ihr Denken ein anderes Mal erkunden. Im Augenblick genügt es festzustellen, daß wir Godoroth in einer ebenso einfachen wie verzweifelten Lage sind. Entweder die Shayir oder wir müssen die Straße verlassen. Für uns bedeutet das Vergessen. Die Straße hat eine Macht, ein Manna, das uns am Leben erhält. Außerhalb der Straße wären wir nur noch Gespenster, und selbst das nur vorübergehend.«
    Vielleicht. Die drei häßlichen Affen sahen jedenfalls aus, als wären sie aus unzerstörbarem Basalt.
    Sie wiederholte sich, falls mir der Punkt entgangen sein sollte. »Wenn wir von der Straße vertrieben werden, sind wir erledigt, Mr. Garrett. Verloren. Vergessen.«
    Man hat mich nicht oft beschuldigt, daß ich nachdenke, bevor ich meine große Klappe aufreiße, und auch diesmal machte ich keine Ausnahme. »Was passiert eigentlich mit

Weitere Kostenlose Bücher