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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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sie am Ende noch, das Heft wieder in der Hand zu haben.
    Das Ärgerlichste an Taranas Worten war jedoch die Tatsache, dass sie recht hatte. Seine Truppen waren in der Tat stark dezimiert und ihm war von Anfang an klar gewesen, dass er sich nach dem Überfall auf den Stamm der Istanoit Ril nicht mehr lange in der Steppe aufhalten durfte. Die Hartnäckigkeit, mit der die Nomaden diejenigen verfolgten, die ihrem Volk Leid zugefügt hatten, war berüchtigt. Nun, da ihm kaum noch hundert kampffähige Leute zur Verfügung standen, mussten sie so schnell wie möglich aufbrechen.
    Während er darüber nachdachte, stieß er beiläufig seine kleine Geisel zu den anderen Kindern zurück. Wie gerne wäre er diesen lästigen Haufen losgeworden, denn die Gefangenen würden den Marsch nach Seewaith nur verlangsamen. Aber im Notfall, wenn es den Istanoit doch irgendwie gelang, Megas und seine Männer zu stellen, mussten sie als Unterpfand für ihre Sicherheit herhalten und waren daher nicht entbehrlich – noch nicht.
    Trotz dieser Rückversicherung war dieses flohverseuchte Steppenvolk unberechenbar und Megas durfte kein Risiko eingehen, indem er zu viel Zeit mit der Suche nach den beiden Kindern verschwendete. Seine Leute hatten die nähere Umgebung des Lagers gründlich abgesucht und dabei sämtliche Ausreißer aufgespürt. Die Gesuchten waren nicht darunter gewesen. Also schien es nahe liegend, dass Tarana tatsächlich die Wahrheit gesagt hatte und die Kinder bei diesem anderen Stamm lebten. Darum musste er sich dann eben ein anderes Mal kümmern. Zunächst galt es, den Auftrag des Citarim zu Ende zu bringen, damit er endlich in seiner Heimat wieder nach dem Rechten sehen konnte. Am Ende nutzte Techel seine Abwesenheit gar noch zu einem erneuten Gegenangriff. Aber wahrscheinlicher war, so überlegte Megas weiter, dass sich der ehemalige König erst noch von seiner Niederlage bei der Seeschlacht um Lechia erholen musste und nicht so schnell wieder losschlagen würde. Vielleicht konnte er sich dann endlich einmal in aller Ruhe den vielen interessanten Möglichkeiten widmen, die sich durch den lächerlichen Feldzug der Citkirche gegen den Drachen ergaben. Die Abwesenheit des Citarim und weiter Teile der waffenfähigen Bevölkerung Citheons luden geradezu ein, sich ein größeres Stück vom Kuchen der Macht abzuschneiden.
    »Schlagt ein Lager auf«, befahl Megas seinen Männern, »wir verbringen die Nacht hier. Postiert ringsherum Wachen und dass mir keiner ein Feuer anzündet! Morgen früh treten wir den Rückweg nach Seewaith an.«
     
    Es war schon spät am Abend, als sie ihr Mahl bestehend aus einer großen Portion herzhafter Würste und einem schmackhaften Brei, der wohl zu großen Teilen aus zerstampften Kartoffeln bestand, beendet hatten. Im Vergleich zu den eintönigen Essensrationen aus hartem Brot und einem winzigen Stück trockenen Käse oder Dörrfleisch während ihrer Gefangenschaft konnte man dieses Gericht ohne Übertreibung als Festmahl bezeichnen. Nachdem sie noch einer nach dem anderen ein wundervoll warmes Bad in einem großen Holzzuber im oberen Teil des Hauses hatten nehmen dürfen und dann endlich wieder in saubere, unzerschlissene Kleider geschlüpft waren, saßen sie nun satt und wohlriechend um den Tisch. Eine bleierne Müdigkeit begann sich ihrer strapazierten Körper zu bemächtigen. Die einzige Ausnahme bildete Belena, die sich zwar ebenfalls gewaschen, danach aber nur lustlos in ihrem Teller herumgestochert hatte, ohne viel zu sich zu nehmen. Jetzt starrte sie, so wie zuvor auch in ihrer Kerkerzelle, teilnahmslos ins Leere.
    In diesem Moment ertönte das vereinbarte Klopfzeichen an der Geheimtür und Meatril stand vom Tisch auf, um den Entriegelungsmechanismus zu betätigen. Shyrali trat ein mit einem offenbar recht schweren, in ein Tuch eingewickelten Bündel in Händen. Während Meatril die Tür wieder schloss, kam sie wortlos zum Tisch, schob die Teller und Becher zur Seite und rollte das Bündel auf der Tischplatte aus. Darin befanden sich zwei schartige Langschwerter und fünf deutlich gepflegter wirkende Messer.
    »Etwas Besseres konnte ich in der Kürze der Zeit nicht auftreiben«, sagte Shyrali und warf Targ einen scharfen Blick zu, als erwarte sie von ihm eine Beschwerde. Doch dieser nickte nur kurz und lehnte sich dann wieder schläfrig zurück.
    Meatril ergriff eines der Schwerter und machte ein paar Probeschwünge. »Das ist auf jeden Fall besser, als unbewaffnet auf Megas’ Leute zu

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