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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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die er eigentlich als seiner unwürdig ansah. Eben weil sie wissen musste, dass er zu allem fällig war, ließ sich ihre Weigerung, ihm eine Antwort zu geben, bestenfalls als dumm bezeichnen. Am Ende wäre das Ergebnis das Gleiche, er würde erfahren, was er wissen wollte. Indes konnte sie durch mehr Kooperationsbereitschaft den Weg dorthin für sich selbst, ihre Mitgefangenen und auch Megas weniger unangenehm gestalten, wenn sie ihn nicht zwang, Gewalt anzuwenden. Denn der Inselherr von Ho’Neb sah sich selbst keinesfalls als Schlächter. Er empfand es als primitiv, einem bereits Besiegten körperliche Schmerzen zuzufügen. Noch armseliger war es, wenn man dies bei jemandem tun musste, den man gar nicht zu besiegen brauchte, weil er ohnehin vollkommen wehrlos war, wie zum Beispiel einem Kind. Aber Taranas Verhalten würde ihn genau dazu treiben, denn seine Grundsätze besagten, dass er sich in seiner Entschlossenheit nicht von irgendwelchen Gefühlen behindern lassen durfte.
    Deshalb seufzte er, ging hinüber zu den gefangenen Nomadenkindern und griff sich wahllos eines heraus. An den Haaren gepackt schleifte er das kreischende Balg zurück zu Tarana, während aus den Gesichtern der Istanoit unverkennbares Entsetzen sprach.
    »Dann frage ich dich jetzt noch einmal, Tarana«, sagte Megas völlig gelassen, wobei er ihr das zappelnde Kind vors Gesicht hielt. »Und ich denke, dir wird klar sein, worauf es hinausläuft, wenn du nicht redest. Also, wo ist Thalia und wo ist Artons Nachkomme?«
    Tarana starrte das vor Angst bibbernde Nomadenmädchen an, das Megas am Schopf gepackt hielt, und es war ihr anzusehen, dass sie innerlich mit sich rang, was sie nun tun sollte. Megas ließ ihr Zeit, denn er wusste, dass sie das Leben dieses unschuldigen Kindes nicht gefährden würde, auch wenn es nicht ihr eigenes war. Wieder zeigte sich, wie viel Macht ihm seine eigene Skrupellosigkeit über diejenigen verlieh, die nicht dazu in der Lage waren, ihr Gewissen zum Schweigen zu bringen.
    »Sie sind nicht im Lager gewesen«, brachte Tarana schließlich angestrengt heraus. »Wir haben sie einige Zeit vor dem Angriff zu einem anderen Stamm geschickt.«
    Eine tiefe Furche grub sich zwischen Megas’ Augenbrauen. »Und warum hättet ihr das wohl tun sollen?«, fragte er skeptisch.
    »Wir hatten vor nicht allzu langer Zeit Besuch von einem Händler, der viele seltsame Fragen stellte und uns dazu bringen wollte, nach Seewaith zu gehen«, erklärte Tarana, ohne überlegen zu müssen. »Da uns das verdächtig erschien, haben wir die beiden Kinder vorsichtshalber weggeschickt.« Sie blickte ihm herausfordernd in die Augen. »Eine weise Entscheidung, wie sich jetzt herausstellt.«
    Megas fluchte in sich hinein. Dieser Idiot von einem Händler, den er fürstlich dafür bezahlt hatte, dass er den Aufenthaltsort der beiden Ecorimkämpferinnen herausfand, war dabei offenbar nicht allzu diskret vorgegangen. Wenn es sich ergab, würde er ihn dafür noch büßen lassen.
    »Und zu welchem Stamm habt ihr sie geschickt?«, erkundigte sich Megas.
    Als Tarana mit der Antwort zögerte, beutelte er seine kleine Geisel ein wenig hin und her, sodass dem Mädchen ein erstickter Schrei entfuhr.
    »Ist ja gut«, rief sie erschrocken. »Wir haben sie zu den Istanoit Ejas gebracht, einem befreundeten Stamm, der zurzeit zwei Tage westlich von hier lagert.« Sie sah sich nach Megas’ Soldaten um. »Aber gegen die wirst du mit deinem kläglichen Häufchen Strauchdiebe nicht ankommen. Ihr Stammesverbund ist fast doppelt so groß wie unserer und in Kürze werden sie auch erfahren, was hier geschehen ist. Dann jagen sie dich, wie überhaupt jeder Istanoit dich jagen wird, wenn sich erst einmal herumgesprochen hat, wie du uns heimtückisch überfallen hast.« Sie lachte wieder. »Wahrlich, Megas, du hast in ein Wespennest gestochen und hier in der Istaebene gibt es kein Versteck, in dem du sicher bist. Du solltest zusehen, dass du hier fortkommst, und zwar schnell.«
    Ohne Vorwarnung versetzte Megas der vor ihm am Boden sitzenden Tarana mit seinem Stiefel einen Tritt in die Magengrube, worauf sie sich schmerzverkrümmt zusammenrollte. Daia schrie auf und warf sich schützend über ihre Freundin, doch Megas wandte sich bereits wieder ab. Er hatte ihr nur einen kleinen Dämpfer verpassen wollen, denn auch wenn er solche Maßnahmen im Grunde verachtete, kannte seine Geduld Grenzen. Die frechen Reden der Ecorimkämpferin konnte er nicht ungestraft hinnehmen, sonst glaubte

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