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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Nomadenstämme irgendwie mitbekommen haben, was passiert ist, und sich an uns rächen wollen. Wenn wir erst einmal sicher bei unseren Schiffen sind, hat der Inselherr keine Verwendung mehr für sie. So, wie ich das verstanden habe, sollen sie nach unserer Abfahrt alle über Bord gehen. Keine schöne Sache, so viele kleine Kinder und Frauen an die Fische zu verfüttern, aber was soll man sonst schon mit ihnen anfangen. Wir wollen ja auch nicht, dass sie zu den anderen Nomaden laufen und denen erzählen, wer für den Überfall verantwortlich ist. Bei diesen verrückten Steppenbewohnern kann man schließlich nie wissen.« Zur Untermalung seiner Worte vollführte er mit dem Zeigefinger einige kreisende Bewegungen an seiner Schläfe, was wohl das Ausmaß der nomadischen Verrücktheit anzeigen sollte.
    Ein dicker Kloß saß Targ plötzlich im Hals und er brachte es nicht fertig, irgendetwas zu erwidern. Mit einem Nicken legte er sich auf den harten Steinboden. Er musste sich der Tatsache stellen, dass es hier um weit mehr ging als nur um seine Rache. Unversehens fragte er sich, ob es die Gefangenen retten würde, wenn er Megas tötete. Immerhin schien ihre Ermordung bereits beschlossene Sache zu sein.
    Er lauschte eine Weile dem sporadischen Wimmern und fiebrigen Gefasel der Verwundeten, die sich durch eine weitere endlose Nacht quälten. Er vermochte nicht zu entscheiden, ob es ein Fehler gewesen war, sich hier einzuschleichen. Im Moment war er sich nur in einem sicher: In dieser Nacht würde er kein Auge zumachen – und das lag nicht allein am Wehklagen der Verletzten.

 
GEGENWIND
     
    K urz vor Morgengrauen bekamen sie ein karges Frühstück und frisches Wasser, dann wurden die Verwundeten zu zweien oder dreien wieder auf die Pferde geschnallt und kaum, dass Cits waches Auge das erste Mal über den Horizont blinzelte, verließen sie die Festung Königswacht in Richtung Osten. Targ saß hinter dem Mann, mit dem er sich in der letzten Nacht unterhalten hatte, doch im Gegensatz zu dem Ecorimkämpfer konnte sich der Lanzer kaum aufrecht halten. Der Soldat litt beim Reiten schreckliche Schmerzen.
    Sie verließen den Strand und schlugen eine nordöstliche Route ein – es war derselbe Weg, den Targ und die anderen aus Seewaith gekommen waren. Gegen Mittag verließen sie die Strecke Richtung Norden und marschierten auf das nördlich von Fendland gelegene Binnenmeer Istara zu. Während des Nachmittags passierten sie einen dichten Tannenwald und kamen schließlich zu einer abgelegenen, zwischen Felsen eingebetteten Bucht, in der insgesamt acht Schiffe vor Anker lagen. Vier davon waren lang gestreckt und elegant, verfügten nur über einige wenige Ruderluken, dafür aber über drei Masten mit waagerecht daran aufgehängten Rahen, an denen die gerefften Segel befestigt waren. Diese vor allem auf Wendigkeit ausgelegten Galeonen trugen das Wappen Ho’Nebs. Bei den vier anderen, weiter draußen liegenden Seglern handelte es sich um die massiver gebauten, trägeren Tileter Rudergaleeren mit dem charakteristischen Rammsporn am Bug. Jeweils eine große Fahne an den Mastspitzen dieser vier Schiffe zeigte das goldene Sonnenzeichen der Citkirche.
    »Was machen die denn hier?«, brummte der Lanzer, der vor Targ im Sattel saß. Offenbar war er nicht gerade angetan von der Anwesenheit der Kirchenschiffe. Targ hätte gerne einige Fragen gestellt, aber er befürchtete, sich damit allzu leicht zu verraten. Also blieb ihm nichts anderes übrig als abzuwarten, was geschah.
    Die Schwarzlanzer verteilten sich über den schmalen Ufersaum am Rande des Waldes und begannen damit, die Pferde von Gepäck und Verwundeten zu befreien. Inzwischen wurden von den vor Anker liegenden Schiffen Ho’Nebs mehrere große Beiboote zu Wasser gelassen und von jeweils zwei Matrosen zum Strand gerudert. Auch von dem größten Schiff der vier Kirchensegler hatte ein Boot in Richtung Ufer abgelegt, dieses allerdings voll besetzt mit Bewaffneten. Eine einzelne Person darin fiel besonders ins Auge, vor allem deshalb, weil dieser Jemand als einziger Bootsinsasse stand, was in einem schaukelnden Wasserfahrzeug normalerweise keine gute Idee war. Doch es gab noch mehr an der Gestalt, was Targs Aufmerksamkeit erregte. Der Körper erschien selbst unter den wallenden weißen Gewändern extrem mager, der Schädel war kahl rasiert und auf der Stirn blinkte etwas Goldenes in der Sonne. Targ hatte das unbestimmte Gefühl, diesen außergewöhnlichen Mann schon einmal gesehen zu

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