Götterschild
arbeitete hastig weiter, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Inzwischen war das Boot mit dem Citarim am Strand angekommen und wurde von dessen Leibwachen so weit auf das kiesige Ufer hinaufgezogen, dass der Glaubensführer von Bord gehen konnte, ohne sich die Füße nass zu machen.
»Eure Heiligkeit«, begrüßte ihn Megas ohne Verneigung oder sonstige Ehrenbezeugung, »was verschafft mir das unverhoffte Vergnügen Eurer Gegenwart? Ich hatte angenommen, Ihr erwartet mich in Tilet.«
»Wenigstens auf Eure Respektlosigkeit kann man sich verlassen«, erwiderte der Citarim kühl und ließ seinen durchdringenden Blick über den Strand schweifen. Unwillkürlich wandte sich Targ ab, obwohl ihn das Kirchenoberhaupt wohl schwerlich erkannt hätte. Aber er hatte trotzdem das ungute Gefühl, dass diesen kalten Falkenaugen kaum etwas verborgen blieb.
»Ist das hier etwa das, was Ihr unter einem unauffälligen Vorgehen mit geringer Truppenstärke versteht?«, erkundigte sich der Kirchenfürst mit offenkundigem Missfallen.
Megas’ Gesicht zeigte keine Regung. »Verzeiht, Eure Heiligkeit, dass ich mich nicht bis ins letzte Detail an Eure Vorgaben halten konnte, aber einen ganzen Stamm Istanoit kann man nicht mit einem Dutzend Männer überwältigen.«
»Wart Ihr denn wenigstens erfolgreich?«, wollte der Citarim wissen.
»Die beiden Frauen liegen dort drüben.« Megas wies auf Tarana und Daia. »Die anderen Ecorimkämpfer befinden sich in Seewaith in Gewahrsam.«
Der Citarim streifte die beiden Gefangenen mit einem beiläufigen Blick und nickte. »Gut! Wir werden noch heute in Richtung Therimpass aufbrechen. Nehmt alle Soldaten mit, die noch in der Lage sind, ein Schwert zu halten. Wir brauchen jeden Mann.«
»Was?«, entfuhr es Megas. »Ich werde mit meinen Männern nicht noch einmal durch die Istaebene ziehen, wo schon die Nomadenreiter auf uns warten und ihre Klingen wetzen.«
»Eure Furchtsamkeit erstaunt mich, Inselherr Arud’Adakin«, bemerkte der Citarim mit unüberhörbarem Spott. »Ist das noch der gleiche Mann, der versucht hat, mir bei unserer letzten Begegnung die Stirn zu bieten? Oder gab es da etwa eine Erfahrung, die Euch verändert hat?«
»Lasst diese Anspielungen«, knurrte Megas, »ich bin noch der Gleiche wie zuvor, da könnt Ihr sicher sein. Ich werde nur nie mehr den Fehler machen, Euch zu unterschätzen.«
»Das ist doch schon ein Anfang«, lobte der Kirchenfürst. »Darauf lässt sich aufbauen. Und ich darf Euch beruhigen, ich hatte nicht den Weg über Land im Sinn. Ihr werdet mir mit Euren Schiffen folgen bis zur Charamra-Bucht im Südwesten der Istara. Von dort ist es nur ein eintägiger Fußmarsch bis zum Lagerplatz meines Heeres.«
»Eures Heeres?«, fragte Megas erstaunt. »Welches Heer? Und was macht es so weit im Norden?«
»Die Drachenhatz hat bereits begonnen«, erklärte der Citarim, »und alles Weitere braucht Euch nicht zu interessieren. Allerdings wird es Euch freuen zu hören, dass die Truppen Ho’Nebs, die Ihr uns für unseren heiligen Feldzug zur Verfügung gestellt habt, ebenfalls dort sind. Ihr werdet sie anführen.«
»Ihr habt meine Truppen einfach mitgenommen?« Es war offensichtlich, dass Megas kurz davorstand, vollends die Beherrschung zu verlieren. Targ hatte ihn noch nie so gesehen, aber er genoss jede Sekunde dieses Schauspiels. Der Kirchenfürst schien mit dem arroganten Inselherrn zu verfahren, wie es ihm beliebte. Mittlerweile fiel es auch nicht mehr auf, dass Targ das Gespräch zwischen Megas und dem Citarim so aufmerksam verfolgte, denn alle Schwarzlanzer in Hörweite lauschten mindestens ebenso gebannt.
»Da ich Euch hier zu treffen beabsichtigte, schien es mir nur vernünftig, dieses Kontingent mit uns zu nehmen«, antwortete der Citarim mit einem abfälligen Blick auf den Herrscher Ho’Nebs. »Natürlich habe ich nur Eure besten Männer ausgewählt – hauptsächlich jene, welche sich als Schwarzlanzer bezeichnen. Euer Kommandant Joshua Tabuk zeigte sich dabei äußerst kooperativ, denn immerhin konnten meine Priester eine Vollmacht vorweisen, die von Euch selbst unterzeichnet war. Ist Euch etwa entfallen, dass Ihr der Kirche darin die ausdrückliche Erlaubnis erteilt habt, ein Heer zur Beteiligung an der Drachenhatz zusammenzustellen?«
»Ich soll Euch auf diese …«, Megas stockte »… auf diese Drachenhatz begleiten. Weshalb?«
»Weil es Eure Pflicht als göttertreuer Herrscher ist«, erwiderte der Glaubensführer scharf. »Denn
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