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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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können. Ich glaube, dass das Ding unsere Spur gewittert hat.«
    »Also gut, dann sollten wir zusehen, dass wir schnellstmöglich von hier fortkommen.« Selira inspizierte die Trage, welche sie und Targ für Rai gebaut hatten. »Kannst du dich auf der Bahre festhalten, wenn ich sie ziehe?«
    »Ich denke schon«, antwortete Rai und blickte sie fragend an. »Aber wo willst du denn hin? Wenn wir nach unten steigen, müssen wir uns an dem Steinding vorbeiquetschen und das könnte unangenehm werden.«
    »Dann müssen wir eben nach oben.« Selira sah nicht so aus, als wolle sie lange darüber diskutieren. »Leg dich auf die Bahre und halt dich gut fest.«
    Rai fehlte die Kraft, um sich auf eine Auseinandersetzung mit Selira einzulassen, und zudem fehlte es ihm an besseren Ideen. Also legte er sich folgsam auf die Trage und umklammerte mit den Händen zu beiden Seiten die Tragestangen.
    Selira ergriff das Schwert, das Targ zurückgelassen hatte, klemmte es zwischen das Holzgeflecht der Trage und hob diese dann am oberen Ende vom Boden auf. Obwohl Rai wahrlich kein Schwergewicht war, stellte es dennoch eine gewaltige Kraftanstrengung für die zierliche Etecrari dar, die Bahre hinter sich her über das Geröll zu schleifen. Sobald sie aus der Deckung des Felsens herausgetreten waren, versuchte sie weiter hinauf in die Kluft zu steigen. Das hatte zur Folge, dass Rai hinter ihr nun in einem beängstigend steilen Winkel auf der Trage lag und unmittelbar auf ihren schnüffelnden Verfolger schauen musste.
    »Ich rutsche ab«, rief er, während er sich verzweifelt in das Flechtwerk der Trage krallte. »Ich kann mich nicht mehr halten!«
    Erschrocken setzte Selira die Bahre ab und fuhr herum, um Rai vor dem Abgleiten zu bewahren. Doch genau in diesem Augenblick rutschte einer ihrer Füße auf dem losen Geröll weg. Mit einem Aufschrei begann sie, samt der Trage und Rai bergab zu schlittern, direkt auf das unheimliche Felsengeschöpf zu.
    Der Aufprall war nicht übermäßig stark, doch Rai entfuhr dennoch ein gellender Schmerzenslaut, da er sich mit beiden Beinen abgefangen hatte. Selira war mit dem Kopf voran über den Tileter gefallen und als sie jetzt aufschaute, sah sie, dass sie nicht mehr als einen Schritt entfernt von dem lebendigen Stein zum Liegen gekommen war. Das Wesen zeigte jedoch im Moment keinerlei Regung. Aus der Nähe konnte man erkennen, dass sein Rücken von mehreren überlappenden Knochenbändern geschützt wurde, überzogen von dicker, horniger Haut. Auf der Vorderseite, also an der Stelle, gegen die sie geprallt waren, zeigte sich eine halbrunde Vertiefung, etwas größer als ein menschlicher Kopf, in der ebenfalls eine dicke Hornplatte saß, die aber offenbar nicht direkt mit dem Rückenschild verwachsen war. Weder die Beine noch sonstige Gliedmaßen ließen sich ausmachen.
    Selira rappelte sich behutsam auf und packte den immer noch stöhnenden Rai unter den Achseln. »Wir müssen weg von diesem Ding«, flüsterte sie in der Hoffnung, das Wesen nicht aus seiner Starre zu reißen. Keuchend begann sie, Rai hangaufwärts zu zerren.
    Plötzlich schnellte die Hornplatte an der Vorderseite des Wesens nach vorn und grub sich krachend in das Holz der Bahre. Selira schrie auf und verdoppelte ihre Bemühungen, Rai und sich außer Reichweite der monströsen Kreatur zu bringen. Doch auf dem rutschigen Untergrund erwies sich das zusätzliche Gewicht von Rais Leib als verhängnisvoll. Immer wieder glitt Selira aus, fiel nach hinten um und kam trotz aller Mühen kaum voran.
    Das Ungetüm hob unterdessen die Trage hoch in die Luft und schüttelte sie hin und her, als wäre es von Sinnen. Der Kopf ragte an einem langen, muskulösen Hals aus der Öffnung hervor, an der zuvor nur die Hornplatte zu sehen gewesen war, welche, wie sich nun erkennen ließ, die Schädeldecke bildete. Kleine, tiefliegende, schwarze Augen funkelten unter dicken Hautwülsten hervor. Die überaus kräftig wirkenden Kiefer des breiten, schnabelförmig nach unten gebogenen Mauls hatten sich in das Holz der Bahre verbissen, von der binnen weniger Herzschläge nur noch Splitter übrig blieben. Targs Schwert, das Selira zum Transport in das Tragengeflecht gesteckt hatte, wirbelte in einem hohen Bogen durch die Luft und prallte klirrend gegen die Felswand. Es fiel nur vier oder fünf Schritt entfernt von ihnen zu Boden, aber auf dem unwegsamen Gelände mit Rai in den Armen war es für Selira nur schwer erreichbar.
    Die Steinkreatur schien inzwischen ihre

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