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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Zerstörungswut an der Trage zur Genüge befriedigt zu haben und wandte sich jetzt den beiden Flüchtenden zu. Es gab ein Geräusch von sich, das an ein heiseres Lachen erinnerte. Selira musste zu ihrem Schrecken feststellen, dass sich das Wesen weit sicherer auf dem Geröllhang bewegte als sie. Es war nur noch eine Frage von Augenblicken, bis sich die entsetzlichen Kiefer des Wesens in ihr oder Rais Fleisch graben würden.
    Da erreichte sie endlich das Schwert. Selira ließ Rai für einen Moment los und ergriff die Klinge. Sie hatte jedoch keine Ahnung, was sie damit gegen diesen wandelnden Fels ausrichten sollte. Wild schwang sie die Waffe ein paar Mal hin und her. Gleichzeitig stieß sie lautes Kampfgeschrei aus. Allerdings verlieh dieses Geheul im Grunde mehr ihrer Angst als ihrem Mut Ausdruck. Auf das Steinwesen machte sie damit immerhin einen gewissen Eindruck. Es zog irritiert den Kopf zurück und verharrte für einen Moment. Doch Selira wusste, dass dieser kleine Erfolg nur von kurzer Dauer sein würde.
    »Geht in Deckung!« Der Ruf hallte durch die Kluft, doch es war unmöglich, die Richtung zu bestimmen, aus der die Warnung gekommen war. Dennoch presste sich Selira, ohne zu überlegen, gegen die Felswand. Rai versuchte, es ihr mit schmerzverzerrtem Gesicht gleichzutun. Im nächsten Augenblick donnerte von oben ein schwerer Felsbrocken auf das Geröllfeld nieder. Kleine Steine spritzten durch die Luft. Die Wucht des Aufpralls war enorm. Der Findling musste von jemandem irgendwo über ihnen aus der Felswand getreten worden sein. Er war jedoch so weit oberhalb von dem Wesen gelandet, dass Selira sich unwillkürlich fragte, was ihnen das nützen sollte.
    Da neigte sich auf einmal der Brocken und kippte nach vorn. Erst bewegte er sich nur träge, als rolle er durch zähen Morast. Doch dann gewann er immer mehr an Geschwindigkeit und riss eine große Menge losen Schotters mit sich. Das herabrutschende Geröll verwandelte sich in eine regelrechte Steinlawine. Schnell zog das Felswesen den Kopf unter seinen Panzer und vertraute auf den Schutz seiner Knochenplatten. Mit einem dumpfen Schlag wurde das Geschöpf von dem großen Stein getroffen und nach hinten geworfen. Dann verschwand es in einer Staubwolke. Wenige Augenblicke später herrschte wieder gespenstische Ruhe zwischen den Wänden der Kluft.
    Selira und Rai wedelten noch hustend den aufgewirbelten Staub vor ihren Gesichtern fort, als sie erneut etwas hörten. Doch es kam nicht wie befürchtet von einem weiteren Steinrutsch, sondern von einer Gestalt, die vor ihnen aus den Staubschwaden auftauchte und offenbar in großer Eile den Geröllhang herabgeschlittert war.
    »Den Göttern sei Dank, euch ist nichts passiert«, ertönte eine raue Stimme. »Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen.«
    »Belena?«, fragte Selira ungläubig. »Wo kommst du denn her?«
    »Ich erkläre euch alles später«, entgegnete sie mit Nachdruck. »Wir müssen zusehen, dass wir zum Strand hinunterkommen, bevor der Malmer sich wieder erholt hat.«
    »Malmer?«, ließ sich Rai vernehmen. »Du kennst dieses Wesen?«
    »Ich hab schon mal davon gehört«, antwortete Belena knapp. »Kannst du aufstehen?«
    »Wenn ihr mich auf beiden Seiten stützt, kann ich vielleicht auf einem Bein hopsen«, gab er zur Antwort und lächelte entschuldigend. »Das meiste von meinem Gewicht werdet aber ihr schultern müssen.«
    Selira und Belena halfen Rai beim Aufstehen und legten sich dann jeweils einen seiner Arme über die Schultern. So gelang es ihnen tatsächlich, stolpernd und rutschend ein gutes Stück den Hang hinunterzukommen. Der Mahner war nirgendwo mehr zu sehen.
    »Ich hoffe, dieses Steinwesen ist erledigt«, meinte Selira keuchend. Inzwischen hing Rai nur noch kraftlos zwischen ihnen, sodass er kaum noch zu ihrer Fortbewegung beitragen konnte.
    »Das bezweifle ich«, erwiderte Belena ebenso atemlos. »Ich habe gehört, dass der Panzer eines Malmers sogar den Hieben einer Axt widerstehen kann.«
    Endlich erreichten sie ebenes Gelände, auf dem ihr Fortkommen zwar sicherer war, sie jedoch Rais Gewicht umso mehr spürten. Als sie bei der Festungpalisade ankamen, vernahmen sie hinter sich auf einmal das Poltern und Prasseln von Steinen.
    »Was habe ich gesagt?« Belenas Atem ging rasselnd. »Er verfolgt uns.«
    »Aber wie sollen wir ihn denn abhängen?«, wollte Selira wissen. »Wir können Rai doch nicht ewig tragen.«
    Belena konnte nur noch abgehackt antworten. »Ich … habe gerade …

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