Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
Vom Netzwerk:
ein Pferd!«
    Selira fragte nicht weiter nach, wo Belena so plötzlich ein Pferd aufgetrieben hatte, sondern konzentrierte sich darauf, schnell weiterzukommen. Sie hasteten mit Rai im Schlepptau am seitlichen Holzwall der Festung entlang, bis sich schließlich der Felsenkessel, in dem die Anlage errichtet worden war, zum Strand hin öffnete. Und tatsächlich: An einem niedrigen Busch angebunden stand dort wie selbstverständlich ein Pferd und ließ sich die frischen, grünen Blätter munden.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, hievten sie Rai hinauf und legten ihn sehr zu seinem Unwillen quer über den Pferderücken. Sie machten das Tier los, nahmen es beim Zügel und rannten, so schnell sie konnten, in Richtung Seewaith.
    Nachdem sie gute fünfhundert Schritt zwischen sich und die Festung gebracht und sich noch einmal durch einen Blick über die Schulter versichert hatten, dass ihnen der Malmer nicht folgte, hielten sie schließlich an, um ein wenig zu Atem zu kommen.
    »Und wir dachten schon, du wärst zu den gefangenen Istanoit hinuntergeschlichen und die Lanzer hätten dich erwischt«, gestand Selira, während sie sich die von der anstrengenden Flucht stechende Seite hielt.
    Belena senkte schuldbewusst den Kopf. »An so etwas hatte ich, ehrlich gesagt, gedacht. Ich musste doch Gewissheit haben wegen meiner Tochter. Andererseits wollte ich euch auf keinen Fall schon wieder in Schwierigkeiten bringen. Deshalb lag ich die ganze Nacht wach und habe mit mir gerungen.«
    »Das muss schwer gewesen sein«, bemerkte Selira mit einem verständnisvollen Nicken, »aber letztlich hast du uns gerettet, das ist alles, was zählt. Trotzdem musst du mir jetzt noch erklären, wo du so plötzlich hergekommen bist und wie du das Pferd entdeckt hast.«
    »Kurz nachdem Megas und seine Truppe abgezogen waren, sah ich eines unserer Pferde unten am Strand herumwandern«, begann Belena zu erzählen, ohne dass auch nur ein Anflug von Stolz oder Zufriedenheit in ihrer Stimme mitschwang. Sie klang wie immer, müde, abgekämpft und hoffnungslos. »Es schien ganz von allein zurückgekehrt zu sein und ließ sich, nachdem ich hinuntergestiegen war, auch ohne größere Schwierigkeiten wieder einfangen. Dabei bin ich dann auf zwei Malmer gestoßen, die sich an unserem toten Pferd zu schaffen machten. Diese beiden ließen mich glücklicherweise in Frieden, sie waren zu beschäftigt damit, das Pferdefleisch zu verschlingen. Allerdings war ein dritter unserer Fährte bis zum Eingang der Kluft gefolgt. Als ich wieder zurück zu unserem Lagerplatz wollte, versperrte mir dieser dann den Weg. Ich überlegte eine ganze Weile, was ich tun sollte, aber als ich sah, dass er sich zielstrebig in eure Richtung bewegte, beschloss ich, zu euch hinaufzuklettern, um euch zu warnen und notfalls gegen den Malmer zur Seite stehen zu können. Ich hätte euch nicht mehr rechtzeitig erreicht, wäre ich nicht in etwa fünfzehn Schritt Höhe auf ein schmales Felssims gestoßen, das bis in die Kluft hineinführte. Den Göttern sei Dank, kam ich so gerade im rechten Moment, um den Felsen loszutreten, der dann den Malmer getroffen hat.«
    »Wahrlich, es scheint, als hatten wir die Götter heute trotz allem auf unserer Seite«, stellte Selira mit einem erleichterten Seufzen fest. »Jedenfalls hast du viel Mut bewiesen, indem du zu uns zurückgekehrt bist. Du hast mich und Rai vor den Kiefern dieser Bestie bewahrt.«
    Belena ließ den Blick sinken und winkte ab.
    »Kommen diese Malmer in dieser Gegend eigentlich häufig vor?«, forschte Selira nach. »Du scheinst sie recht gut zu kennen.«
    Belena schüttelte den Kopf. »Sie leben eigentlich nur in den Bergen oder nahebei und nachdem es um Seewaith herum keine Berge gibt, habe ich auch heute zum ersten Mal einen Malmer gesehen. Aber in unserer Straße bettelte gelegentlich ein einbeiniger Holzfäller, der hat uns immer Schauergeschichten über diese Wesen erzählt. Angeblich hatte ihm mal ein Malmer beim Holzschlagen im Gebirge aufgelauert, den er wegen der perfekten Tarnung zuerst für einen Felsen hielt. Als er nahe genug war, schnappte der Malmer zu und selbst als der Holzfäller mit seiner Axt auf ihn einschlug, ließ der ihn nicht mehr los. Malmer warten einfach ab, bis ihre Beute so geschwächt ist, dass sie sich ohne Gegenwehr verspeisen lässt. Aus lauter Verzweiflung hat sich der Holzfäller schließlich selbst mit seiner Axt das Bein abgehackt, um doch noch zu entkommen.«
    Selira schauderte. »Das ist ja

Weitere Kostenlose Bücher