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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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fürchterlich. Xelos bewahre, dass wir es jemals wieder mit einem solchen Monstrum zu tun bekommen.«
    »Das ist zwar alles sehr interessant«, meldete sich Rai in einem unüberhörbar vorwurfsvollen Tonfall zu Wort, »aber ich wäre euch dankbar, wenn ihr mir helfen könntet, mich vernünftig auf diesen Pferderücken zu setzen. So bäuchlings darüber hängend läuft mir nämlich das Blut in den Kopf und bei jedem Schritt werden meine Eingeweide durchgewalkt.«
    Selira musste unwillkürlich schmunzeln, was Rai glücklicherweise nicht bemerkte. Sie unterstützte ihn nach Kräften, eine geeignete Sitzposition zu finden, allerdings erwies sich dieses Unterfangen wegen seines verletzten Beins und ohne Sattel als äußerst schwierig. Seine wegen der Schmerzen äußerst vorsichtigen Bewegungen riefen Selira vor Augen, was für eine leichte Beute er für den Malmer abgegeben hätte. Ohne Belenas Hilfe wäre Rai jetzt zweifellos tot und sie selbst hätte bei dem Versuch, Rai zu verteidigen, vermutlich ebenfalls ihr Ende zwischen den alles zerquetschenden Kiefern des Malmers gefunden. Wenn sie allein gewesen wäre, hätte sie vermutlich fliehen können, aber den verletzten Rai seinem Schicksal zu überlassen, wäre ihr niemals in den Sinn gekommen. Nach allem, was sie zusammen durchgemacht hatten, gehörten Rai und sie untrennbar zusammen, ob nun in dieser Welt oder in der Unterwelt, wo ihr göttlicher Schutzherr Xelos auf ewig über die Toten wachte.
     
    Die Lanzer konnten äußerst effektiv arbeiten, wenn es darauf ankam. In weniger als einer halben Stunde war alles auf die vier Schiffe verteilt worden und es wurde Befehl zum Ankerlichten gegeben. Wie vereinbart folgten zwei Segler mit den einsatzbereiten Schwarzlanzern, der Ausrüstung, den erbeuteten Pferden sowie Megas, Tarana und Daia an Bord den Kirchengaleeren nach Südwesten, während die beiden Schiffe, auf denen sich die Verwundeten und Gefangenen befanden, Kurs Nordost einschlugen, um Seewaith anzusteuern. Targ war mit rund dreißig anderen Soldaten im größten Lagerraum des einen Schiffes untergebracht worden – wobei eingepfercht es wohl besser getroffen hätte. Aber da auch alle anderen verfügbaren Räume, Lager und Mannschaftsquartiere voll mit Verwundeten belegt waren und es auf Kriegsschiffen ohnehin meist recht eng zuging, beschwerte sich niemand, sondern alle, die dazu noch in der Lage waren, schienen froh darüber zu sein, dass es endlich zurück in die Heimat ging. Hier war es allemal komfortabler als auf einem Pferderücken.
    Was Targ jedoch Kopfzerbrechen bereitete, war der Umstand, dass man alle Gefangenen auf das andere Schiff gebracht hatte. Sobald sie weit genug draußen auf dem offenen Meer waren, würden diese Unglücklichen rücksichtslos ins Wasser gestoßen werden und dann so weit vom Festland entfernt jämmerlich ertrinken. Aber was sollte Targ dagegen unternehmen, wenn er noch nicht einmal auf dem gleichen Schiff mit ihnen war?
    Während er fieberhaft darüber nachdachte, verließ er den Lagerraum und schlenderte durch den Schiffsbauch zum Oberdeck hinauf, so als wolle er sich nur die Beine vertreten. Niemand schien von seiner Anwesenheit Notiz zu nehmen. Die Matrosen waren noch emsig bei der Arbeit, zurrten und knoteten Leinen fest und turnten in den Wanten herum. Targ konnte sich deshalb in aller Ruhe umsehen. Sofort fielen ihm die beiden großen Ruderboote ins Auge, mit denen sie vom Strand hergebracht worden waren und die nun sauber verschnürt an Deck lagen. Damit würde er vielleicht zu dem anderen Segler übersetzen können, überlegte er.
    Targ trat an die Reling und suchte auf dem Wasser nach dem zweiten Schiff. Er entdeckte es schräg vor ihnen, die Segel blähten sich im Wind und der Bug durchpflügte die niedrigen Wellen, sodass weiße Schaumkronen am Rumpf entlangwirbelten. Diese ho’nebischen Galeone würde er niemals rudernd einholen, selbst wenn es ihm gelänge, eines der Beiboote unbemerkt zu Wasser zu lassen, das wurde ihm sofort klar. Er musste die Segelschiffe irgendwie dazu bringen, anzuhalten, und zwar beide. Nur fehlte ihm im Moment jede Idee, wie er dies bewerkstelligen sollte.
    Sachte, aber unaufhaltsam senkte sich die Nacht über das Binnenmeer Istara. Das Wasser begann, sich dunkel zu färben, während der Himmel in einem zornigen Rot erglühte, als zürnten die Himmelsherrscher wegen des bevorstehenden Unrechts, das an den wehrlosen Gefangenen verübt werden sollte. Ein Matrose ging mit einem Fässchen

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