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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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des dritten Tages, nachdem er Zerals Nachricht erhalten hatte, stand Arden inmitten des gleißend hellen Schneefelds auf der Rückseite des Berges, den man das Kahle Haupt nannte. Vorbei an einem aufragenden Eisklotz, der ihm als Deckung diente, starrte er mit zusammengekniffenen Augen zu dem Spalt hinüber, der sich wie eine klaffende Wunde in der Flanke des Felsens auftat. Alles war so, wie der Kundschafter es beschrieben hatte. Doch nichts regte sich, nicht einmal der Wind. Die Welt schien den Atem anzuhalten.
    Plötzlich tauchte etwa hundert Schritt vor Arden ein Kopf aus einem Schneeloch auf. Das Gesicht ließ sich unschwer als das Zerals erkennen. Der Kundschafter kletterte vollends aus dem Loch und eilte seinem König geduckt entgegen. Arden stellte anerkennend fest, dass der Mann es verstanden hatte, die wärmenden Felle um seinen Körper so gründlich mit Schnee einzureiben, dass er aus einiger Entfernung nur schwer auf der weißen Fläche auszumachen war.
    »Majestät!«, rief Zeral freudig. »Ihr habt den Weg wahrlich schnell bewältigt. Wir hatten Euch erst morgen erwartet.«
    »Wir sind die Nächte durchmarschiert«, erklärte Arden, dem die Strapazen des brachialen Aufstiegs deutlich anzumerken waren. »Was hat sich hier getan?«
    »Absolut nichts«, verkündete Zeral strahlend. »Der Drache hat sich kein einziges Mal sehen lassen. Er muss noch in seiner Höhle sein, denn wir haben den Spalt die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen.«
    »Könnte es nicht noch einen anderen Ausgang geben?«, erkundigte sich Arden skeptisch.
    »Es ließ sich keiner entdecken«, erwiderte Zeral, »und wir haben das ganze Gelände hier gründlich abgesucht.«
    »Ihr habt euch eingegraben, wie ich sehe«, bemerkte Arden mit einem Blick auf das Loch, aus dem Zeral herausgeklettert war.
    »Es wurden einige Mulden im weichen Schnee als Nachtlager ausgehoben«, bestätigte der Kundschafter. »Außerdem gibt es weiter vorn einige Gräben, wo die Geschütze in Stellung gebracht wurden. Wir können den Drachen von dort jederzeit mit einem Dutzend Geschützarmbrüste unter Beschuss nehmen, falls er seine Nase aus der Höhle streckt. Aber wahrscheinlich hat er uns noch gar nicht bemerkt, schließlich haben wir nur nachts gegraben und sind nun bestens verborgen.«
    Zeral wirkte um einiges selbstsicherer als bei seinem ersten Zusammentreffen mit dem König und schien mittlerweile auch äußerst zuversichtlich, was die bevorstehende Auseinandersetzung mit ihrem gefährlichen Widersacher betraf. Offenbar betrachtete er jetzt, da der Drache so lange stillgehalten hatte, bis die Hauptstreitmacht eingetroffen war, die Schlacht als schon so gut wie gewonnen. Arden war geneigt, ihm in diesem Punkt beizupflichten.
    Er ließ seinen Blick die lange Schneezunge hinabwandern bis zum Ufer des tiefblauen Sees, der wie eine Scheibe poliertes Glas zwischen den Bergen lag und das Schmelzwasser des weiten Eisfeldes aufnahm. Dort marschierte seine Armee heran. Schon hatten ein paar Tausend Mann die Klamm passiert, durch die der seichte Ablauf des Sees seinen Weg aus dem Talkessel fand, und jeden Augenblick wurden es mehr. Dicht an dicht stapften sie über das steinige Seeufer, erklommen das mächtige Schild aus Eis, das den Boden des Tals bildete, und sammelten sich, um sich auf ihren Kampf gegen das Feuer speiende Ungetüm vorzubereiten. Felle wurden in dem eiskalten Wasser des Sees getränkt und damit Schilde, Rüstungen und Geschützbalken bespannt. Lange, armdicke Spieße, die nur von mehreren Soldaten gemeinsam gehalten werden konnten, waren den ganzen weiten Weg von der Festung bis hierher geschleppt worden. Ebenso wurden dutzendweise Setzschilde herangeschafft. Die gut zwei Schritt hohen und beinahe ebenso breiten, schräg auf einem Stützbalken ruhenden Holzkonstruktionen boten gleich mehreren Bogenschützen Deckung gegen Angriffe von vorn und aus der Luft und waren so massiv, dass sie nur von zwei eigens dafür abgestellten Schildträgern bewegt werden konnten. Selbstverständlich hatte man auch diese tragbaren Palisaden mit nassen Fellen bespannt, um sie davor zu bewahren, einfach im Feuer des Drachen zu verglühen. Auf metallene Rüstungen war dagegen aufgrund des Gewichts und der Gefahr des Erhitzens völlig verzichtet worden, stattdessen hatten viele, wenngleich auch bei Weitem nicht alle, aus den unermesslichen Lagern der Citkirche feuerfeste Lederharnische und Schienen für Anne und Beine erhalten. Manche verfügten sogar über lederne

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